Alice Weidel bezich­tigt das Ordnungs­amt Überlin­gen bei einer Rede, mit miesen Maschen Corona-Bußgel­der kassie­ren zu wollen. Dabei stützt sie sich auf Aussa­gen, die sich nun als falsch erwei­sen. Die AfD-Frakti­ons­chefin rudert nun zurück.

ÜBERLINGEN/BERLIN (dpa/lsw) — AfD-Frakti­ons­chefin Alice Weidel hat sich bei der Stadt Überlin­gen für Behaup­tun­gen entschul­digt, wonach das dorti­ge Ordnungs­amt Verstö­ße gegen die Corona-Verord­nung provo­zie­re, um Bußgel­der abzukas­sie­ren. Sie habe entspre­chen­de Aussa­gen eines Überlin­ger Bürgers über einen vermeint­li­chen Vorfall in einer Bäcke­rei fälsch­li­cher­wei­se nicht verifi­ziert, teilte die Vorsit­zen­de der Südwest-AfD am Donners­tag auf Anfra­ge mit. «Das bedau­re ich sehr und ich entschul­di­ge mich daher bei den Mitar­bei­tern des Ordnungs­am­tes Überlin­gen.» Sie habe sich auch telefo­nisch beim Leiter des Ordnungs­am­tes entschul­digt. «Das hätte mir nicht passie­ren dürfen.»

Weidel hatte nach Angaben der Stadt Überlin­gen Ende Januar bei einer Rede in Schwä­bisch Gmünd das Ordnungs­amt bezich­tigt, verdeckt zu ermit­teln und Corona-Verstö­ße zu provo­zie­ren, um diese anschlie­ßend mit einem hohen Bußgeld zu sanktio­nie­ren. Ein Mitar­bei­ter des Ordnungs­amts soll sich demnach mit Absicht ohne Mundschutz in einer Bäcke­rei in der Stadt am Boden­see bedie­nen lassen haben, um von der Verkäu­fe­rin dann 2500 Euro Bußgeld zu kassie­ren. Zuvor hatten mehre­rer Medien über die Anschul­di­gun­gen berichtet.

Die Stadt­ver­wal­tung hatte die Vorwür­fe zurück­ge­wie­sen und mit recht­li­chen Schrit­ten gedroht, sollte sich Weidel nicht öffent­lich entschul­di­gen. Ein Bußgeld in der beschrie­be­nen Höhe für das Bedie­nen eines Kunden, der keine Mund-Nasen-Bedeckung in einem Geschäft trage, gebe es nicht. Für einen solchen Verstoß seien höchs­tens 250 Euro fällig, der Regel­satz betra­ge 70 Euro. Bezah­len müsste das Bußgeld auch nicht etwa die Bäcke­rei­ver­käu­fe­rin, sondern nur die Person, die keine Maske trage. Nach der Entschul­di­gung von Weidel will die Stadt die Angele­gen­heit erneut prüfen.