HEIDELBERG (dpa) ‑Der 24. Januar 2022 ist ein schwar­zer Tag in der langen Geschich­te der ältes­ten Univer­si­tät Deutsch­lands in Heidel­berg: Ein 18-Jähri­ger stürmt einen Hörsaal, schießt auf Teilneh­mer eines Tutori­ums und tötet dabei eine aus Rhein­land-Pfalz stammen­de Frau. Die unfass­ba­re Tat jährt sich zum ersten Mal.

Zum Jahres­tag des Heidel­ber­ger Amoklaufs mit einer getöte­ten Studen­tin erinnert die Univer­si­tät an die furcht­ba­re Tat. Die Hochschu­le, an der die 23-Jähri­ge Biowis­sen­schaf­ten studier­te, lädt am kommen­den Diens­tag zu einem musika­li­schen Geden­ken ein. In der Aula der Neuen Univer­si­tät wird ein Requi­em des franzö­si­schen Kompo­nis­ten Gabri­el Fauré zu hören sein. Auch die Studie­ren­den­ver­tre­ter nehmen den Tag zum Anlass, zu einer Veran­stal­tung zur Frage einzu­la­den, wie Gewalt an Hochschu­len entsteht. Dabei wird auch eine vom Amoklauf Betrof­fe­ne zu Wort kommen.

Der Rektor der Univer­si­tät Heidel­berg, Bernhard Eitel, beton­te: «Die schreck­li­che Amoktat im vergan­ge­nen Jahr ist nicht verges­sen, sie wird im Gedächt­nis der Univer­si­tät festge­schrie­ben bleiben.» Das Zusam­men­rü­cken von Lehren­den und Lernen­den sei beein­dru­ckend gewesen und habe ihn bei aller Trauer stolz auf die akade­mi­sche Gemein­schaft gemacht. Die Univer­si­tät Heidel­berg und das Rekto­rat werden nach seinen Worten in großer Anteil­nah­me auch weiter­hin an der Seite aller Betrof­fe­nen stehen.

Am 24. Januar 2022 hatte ein 18-Jähri­ger an der Univer­si­tät um sich geschos­sen. Die aus Rhein­land-Pfalz stammen­de Studen­tin starb an einem Kopfschuss, acht weite­re Studie­ren­de wurden verletzt. Der Schüt­ze, der ebenfalls Biowis­sen­schaf­ten studier­te, aber sein Opfer nicht kannte, tötete sich anschlie­ßend selbst. Das Motiv ließ sich den Ermitt­lern zufol­ge nicht mit vollstän­di­ger Sicher­heit klären.

Die Peters­kir­che als Univer­si­täts­kir­che wird am Gedenk­tag als Ort der Stille, der Trauer und des Gebets geöff­net sein. Seelsor­ge­rin­nen und Seelsor­ger stehen für Gesprä­che bereit.

An die Studen­tin erinnert auch ein nach ihr benann­ter mit 1500 Euro dotier­ter Preis, den die Univer­si­tät Heidel­berg zusam­men mit der Verfass­ten Studie­ren­den­schaft und dem Dokto­ran­den­kon­vent initi­iert hat. Er wird von der Fakul­tät für Biowis­sen­schaf­ten jährlich verlie­hen. Er richtet sich an eine heraus­ra­gen­de Absol­ven­tin mit einem Master­ex­amen, die die Promo­ti­on und damit den Verbleib in der Wissen­schaft anstrebt. Nach Auskunft der Familie war es der ausdrück­li­che Wunsch der getöte­ten jungen Frau, diesen akade­mi­schen Weg einzuschlagen.

Vor der feier­li­chen Preis­ver­ga­be wird für die Studi­en­an­fän­ge der Biowis­sen­schaf­ten ein «Tag des Mitein­an­ders» organi­siert. Der Marie-Luise-Jung-Preis soll erstmals am 17. April dieses Jahres verlie­hen werden.

In den vergan­ge­nen Monaten wurde der Hörsaal, in dem die Amoktat statt­ge­fun­den hat, wieder genutzt, weil der Raum für die Lehre dringend benötigt wird. Wer dort jedoch nicht an Lehrver­an­stal­tun­gen teilneh­men wollte, konnte sie online verfol­gen, wie die Univer­si­tät weiter mitteil­te. Das Angebot wurde von einigen Studie­ren­den in Anspruch genom­men. Bereits vor der Tat war klar, dass das Gebäu­de umgebaut wird, so die Uni. In den kommen­den Wochen sollen die Arbei­ten starten.