STUTTGART (dpa/lsw) — Noch vor wenigen Tagen drohte sich der Tarif­kon­flikt bei den Unikli­ni­ken zuzuspit­zen. Nun berich­tet die Gewerk­schaft Verdi nach einer kurzfris­tig anberaum­ten Verhand­lungs­run­de über ein Ergebnis.

Durch­bruch in der vierten Runde: In den Tarif­ver­hand­lun­gen für rund 26.000 Beschäf­tig­te an den vier Unikli­ni­ken im Südwes­ten haben die Gewerk­schaft Verdi und der Arbeit­ge­ber­ver­band der baden-württem­ber­gi­schen Unikli­ni­ka (AGU) am Montag­abend ein Ergeb­nis erzielt. Es seien Tabel­len­stei­ge­run­gen für die Gehäl­ter verein­bart worden, die bis zu zehn Prozent betra­gen, teilte Verdi mit. Sie würden ab Oktober 2023 wirken. Die Laufzeit betra­ge 19 Monate. Damit sei ein vor allem für die unteren Einkom­mens­grup­pen gutes Ergeb­nis erreicht worden, teilte Verdi am späten Abend mit.

Am Montag­abend war den Angaben zufol­ge kurzfris­tig eine vierte Verhand­lungs­run­de anberaumt worden. Nach rund drei Stunden habe es dann den Durch­bruch gegeben, teilte der AGU mit. Am Donners­tag­abend vergan­ge­ner Woche war die dritte Runde ohne Ergeb­nis abgebro­chen worden, nachdem Verdi ein Angebot des Arbeit­ge­ber­ver­ban­des abgelehnt hatte.

Zusätz­lich zu den verein­bar­ten Tabel­len­stei­ge­run­gen kämen insge­samt 2400 Euro Einmal­zah­lun­gen hinzu, die je zu 1200 Euro im Dezem­ber 2022 und März 2023 netto ausge­zahlt werden sollen, «und damit die akuten Belas­tun­gen für die Beschäf­tig­ten durch drohen­de Nachzah­lun­gen und Preis­stei­ge­run­gen ausglei­chen können», hieß es weiter. Laut AGU steht das Ergeb­nis noch bis zum 15. Dezem­ber unter einem sogenann­ten Gremienvorbehalt.

Im Tarif­kon­flikt hatte die Gewerk­schaft Verdi vor allem mit Verweis auf die hohe Infla­ti­on deutlich höhere Gehäl­ter und rund 10,5 Prozent mehr Geld für Pflege­kräf­te und Beschäf­tig­te in der Verwal­tung gefordert.

«Dies ist ein hochgra­dig solida­ri­scher Abschluss in histo­risch schwie­ri­gen Zeiten», sagte Verdi-Verhand­lungs­füh­re­rin Irene Gölz laut Mittei­lung. Denn je weniger die Beschäf­tig­ten verdien­ten, desto mehr seien sie durch die Infla­ti­on belas­tet. «Deshalb ist es so wichtig, dass wir sowohl bei den Tabel­len­er­hö­hun­gen als auch bei den Einmal­zah­lun­gen ausschließ­lich Festbe­trä­ge verein­ba­ren und für die Azubis nochmals überpro­por­tio­nal Erhöhun­gen durch­set­zen konnten.»

Auch Azubis und Sozial­ar­bei­ter bekom­men nach Angaben von Verdi mehr Geld. Für Erste­re gibt es demnach zunächst eine Einmal­zah­lung in Höhe von 900 Euro noch im Dezem­ber 2022. Außer­dem bekom­men sie ab April 2023 monat­lich 115 Euro netto mehr, die ab dem 1. Mai 2024 mit 150 Euro tabel­len­wirk­sam werden. Für die Sozial­ar­bei­ter habe Verdi eine höhere Regel­ein­grup­pie­rung verein­bart, die ihnen im Schnitt über 400 Euro mehr im Monat einbrin­ge. Für die Psycho­the­ra­peu­tin­nen und ‑thera­peu­ten in Ausbil­dung bringe das Ergeb­nis eine auf 300 Euro verdop­pel­te monat­li­che Zulage ab Dezem­ber 2022 und für Febru­ar bis Novem­ber 2022 eine Netto-Einmal­zah­lung von 3000 Euro.

«Der harte Kampf in Ulm, Freiburg, Tübin­gen und Heidel­berg hat sich auf jeden Fall gelohnt», sagte Verdi-Landes­be­zirks­lei­ter Martin Gross. Die Azubis hätten sich mit ihrem großar­ti­gen Engage­ment in dieser Runde ihre überpro­por­tio­na­le Erhöhung selbst erkämpft und mehr als verdient.

«Trotz der angespann­ten finan­zi­el­len Lage der Unikli­ni­ka ist uns ein akzep­ta­bler Abschluss gelun­gen, der eine schnel­le, direk­te Unter­stüt­zung für die Beschäf­tig­ten bietet, dabei beson­ders auch die unteren Entgelt­grup­pen im Blick behält und gleich­zei­tig wirtschaft­lich vertret­bar ist», hieß es von der AGU am Montagabend.