STUTTGART (dpa) — Wieder Warnstreiks statt Tarif­ge­sprä­che: Bei den priva­ten Banken erhöht Verdi den Druck auf die Arbeit­ge­ber. Die Schuld für den Abbruch der Verhand­lun­gen schie­ben sich die Tarif­part­ner gegen­sei­tig zu.

Nach dem Abbruch der Tarif­ver­hand­lun­gen für Deutsch­lands Privat­ban­ken laufen bei Verdi im Südwes­ten die Vorbe­rei­tun­gen für Warnstreiks. Verdi-Funktio­när Chris­ti­an Miska sagte in Stutt­gart, erste befris­te­te Arbeits­nie­der­le­gun­gen könnte es in der kommen­den Woche geben. Die Mitglie­der hätten kein Verständ­nis mehr für die Hinhal­te­tak­tik der Arbeitgeber.

«Die Verhand­lun­gen dauern jetzt schon über ein halbes Jahr an. In dieser Zeit hat die Infla­ti­on mehr Gehalt aufge­fres­sen, als der Arbeit­ge­ber­ver­band für ein ganzes Jahr zu erhöhen bereit wäre. Wenn wir Reallohn­ver­lus­te verhin­dern wollen, haben wir gar keine andere Wahl mehr, als jetzt zu strei­ken.» Die Planung laufe, sagte Miska.

Die vierte Runde der Gesprä­che für 140.000 Beschäf­tig­te priva­ter Banken in Deutsch­land war am Montag bereits nach kurzer Zeit abgebro­chen worden. Der Arbeit­ge­ber­ver­band des priva­ten Bankge­wer­bes (AGV Banken) argumen­tier­te, Verdi habe «zusätz­li­che unüber­wind­ba­re Hürden für eine Tarif­ei­ni­gung aufge­baut». Die Gewerk­schaft ihrer­seits warf der Arbeit­ge­ber­sei­te vor, sie sei nicht bereit gewesen, ernst­haft über das von Verdi vorge­leg­te modifi­zier­te Forde­rungs­pa­ket zu verhandeln.

In Baden-Württem­berg haben die großen deutschen Banken Nieder­las­sun­gen und außer­dem sitzen hier auch die beiden größten Bauspar­kas­sen — Schwä­bisch Hall und Wüsten­rot. Verdi war am 1. Juli vergan­ge­nen Jahres mit einer Forde­rung von 4,5 Prozent mehr Geld für 12 Monate in die Verhand­lun­gen gegan­gen. Nun verlangt Verdi bei einer Laufzeit von 24 Monaten eine Einmal­zah­lung von 1500 Euro, die Erhöhung der Tarifent­gel­te um 3,5 Prozent zum Januar 2022 sowie um weite­re 2,5 Prozent zum Januar 2023, plus zwei zusätz­li­che Urlaubstage.