MINDELHEIM (dpa) — Mittel­al­ter­li­che Gemäu­er regen bei vielen Menschen die Fanta­sie an. Spukt es? Oder gibt es gehei­me Gänge? Im Allgäu ist auf einer Burg zumin­dest ein Gang entdeckt worden, der lange verges­sen war.

Das Wahrzei­chen der Unter­all­gäu­er Kreis­stadt Mindel­heim ist um eine Attrak­ti­on reicher. Bei Arbei­ten für die bevor­ste­hen­de General­sa­nie­rung der Mindel­burg wurde ein bislang unbekann­ter, fast 900 Jahre alter Gang zwischen zwei Etagen entdeckt.

Wie Mindel­heims Kultur­amts­lei­ter Chris­ti­an Sched­ler erläu­ter­te, stammt der Gang noch aus der Erbau­ungs­zeit der Burg um das Jahr 1150. Damals sei das ein offizi­el­ler Zugang gewesen. Später sei der Gang dann zugemau­ert worden, als die Burg umgebaut wurde. «In dem Gang war sei Jahrhun­der­ten kein Mensch mehr drin», sagte Sched­ler. Mehre­re Medien hatten über die Entde­ckung berichtet.

Das Schloss soll in den nächs­ten etwa fünf Jahren zu einem Museum umgebaut werden. Die Anlage war mehr als 70 Jahre innen nicht mehr öffent­lich zugäng­lich, weil ein Unter­neh­men seit dem Ende der 1940er Jahre die Mindel­burg gemie­tet hatte. Dieser Verlag ist aller­dings inzwi­schen ausge­zo­gen, nun soll die Mindel­burg saniert und wissen­schaft­lich dokumen­tiert werden.

Deshalb wurde die Burg statisch unter­sucht, erläu­ter­te Sched­ler. Dafür habe der Leiter des künfti­gen Burgmu­se­ums, Markus Fischer, in einer Prunk­woh­nung im ersten Stock den Boden öffnen lassen. Dabei sei ein großer Hohlraum entdeckt worden. «Das ist ein circa sieben Meter langer Gang, der vom Erdge­schoss in das erste Oberge­schoss rauf geführt hat», sagte Schedler.

Mit einer Breite von 75 Zenti­me­tern und 2,30 Metern Höhe sei das für die damali­ge Zeit ein ansehn­li­cher Gang zwischen den Stock­wer­ken gewesen. «Treppen­häu­ser sind erst viel später entstan­den.» Der Kultur­amts­lei­ter geht davon aus, dass es damals mehre­re solche Gänge in dem Gebäu­de gab. «Dass wir den gefun­den haben, ist reiner Zufall.» Er schließt nicht aus, dass noch weite­re Entde­ckun­gen folgen.

Auch in anderen mittel­al­ter­li­chen Burgen kommt es gelegent­lich vor, dass verges­se­ne Gänge bei Umbau­ten wieder zu Tage kommen. Ein promi­nen­tes Beispiel für solche einst­mals üblichen Mauer­gän­ge von einem Stock­werk ins andere sei der Tower of London, sagte Sched­ler. Dort seien die Gänge bis heute voll funktionsfähig.