IMOLA (dpa) — Max Verst­ap­pen holt sich in Imola seinen ersten Saison­sieg in der Formel 1. Lewis Hamil­ton leistet sich einen selte­nen Patzer und vertei­digt doch die WM-Spitze. Die nächs­te Enttäu­schung setzt es für Sebas­ti­an Vettel.

Nach dem nächs­ten Debakel im Trümmer-Chaos von Imola nahm Sebas­ti­an Vettels Mängel­lis­te fast kein Ende.

Brems­scha­den, Zeitstra­fe und vorzei­ti­ges Aus mit einem Getrie­be­de­fekt — im lahmen­den Aston Martin erleb­te der vierma­li­ge Formel-1-Champi­on bei Max Verst­ap­pens Siegfahrt schon wieder einen Frust-Sonntag.

«Im Moment sind es noch sehr wenige Runden, die ohne Proble­me für uns laufen. Uns passie­ren noch zu viele Fehler, auch mir», stell­te Vettel nach seinem Aus als 15. in der letzten Runde ernüch­tert fest.

Beim Spekta­kel mit zwei Safety-Car-Phasen, einem hefti­gen Unfall und einer Renn-Unter­bre­chung zahlte auch Neuling Mick Schuma­cher als 16. Lehrgeld. «Ich habe diese Chance nicht genutzt, es ist ärger­lich», sagte der 22-Jähri­ge, der sich bei einem unnöti­gen Dreher früh die Nase seines Haas demoliert hatte.

Fehler­los zum elften Karrie­re­sieg stürm­te Red-Bull-Pilot Verst­ap­pen, der auch von einem Kiesbett-Rutscher von Merce­des-Super­star Lewis Hamil­ton profi­tier­te. Der Nieder­län­der setzte sich auf regen­feuch­ter Strecke am Ende souve­rän vor Hamil­ton durch, der immer­hin mit etwas Glück und viel Steuer­kunst noch Platz zwei rette­te. «Das war nicht mein aller­bes­ter Tag, nach langer Zeit habe ich wieder einen Fehler gemacht», räumte der 36-Jähri­ge ein.

McLaren-Fahrer Lando Norris wurde Dritter. Dank seiner schnells­ten Rennrun­de liegt der sieben­ma­li­ge Champi­on Hamil­ton in der Gesamt­wer­tung mit 44 Punkten noch einen Zähler vor Verst­ap­pen. «Die Saison ist noch lang, das holen wir schon noch auf», sagte der 23 Jahre alte Hamilton-Herausforderer.

Schon die Quali­fi­ka­ti­on hatte einiges an Spannung gelie­fert. Hauch­dünn hielt Hamil­ton das Red-Bull-Duo Sergio Perez und Verst­ap­pen auf Distanz, eng wie selten lagen die ersten Acht beisam­men. Bei Vettel indes zeigte sich einmal mehr, dass sein Aston Martin durch die leich­ten Regel­än­de­run­gen im Aerody­na­mik-Bereich an Tempo verlo­ren hat. Start­platz 13 war die nächs­te Enttäu­schung nach dem schwer verpatz­ten Saison­auf­takt in Bahrain.

Und die Sorgen setzten sich am Sonntag früh fort. Ein Schau­er setzte Teile der Strecke unter Wasser, Vettel rollte mit stark überhitz­ten Bremsen auf die Start­auf­stel­lung. «Da ist uns ein grober Fehler unter­lau­fen, die Bremsen hinten wurden deutlich zu heiß. Es hat sogar Feuer gefan­gen und die ganze Umman­te­lung beschä­digt», sagte Vettel. Wegen des Problems musste er zurück in die Garage und durfte nur aus der Boxen­gas­se begin­nen. Weil er nicht recht­zei­tig wieder Reifen am Auto hatte, erhielt er später noch die Zehn-Sekunden-Strafe.

Nicht nach Plan lief es auch für Weltmeis­ter Hamil­ton, der den Start verschlief. Prompt zog Verst­ap­pen vorbei und übernahm die Führung.

Weil Williams-Pilot Nicho­las Latifi kurz darauf in die Strecken­be­gren­zung krach­te, musste das Safety Car ausrü­cken. Schuma­cher leiste­te sich einen Anfän­ger­feh­ler, als er beim Fahren von Schlan­gen­li­ni­en zum Anwär­men seiner Reifen in einer Pfütze die Kontrol­le verlor und in die Boxen­mau­er rausch­te. Nach den Repara­tur­ar­bei­ten war der Sohn von Imola-Rekord­sie­ger Micha­el Schuma­cher abgeschla­gen Letzter. «Ich ärgere mich schon sehr, es war sehr unnötig, wir waren in einer guten Positi­on», sagte er.

Beim Neustart vertei­dig­te Verst­ap­pen Platz eins knapp vor dem heran­stür­men­den Hamil­ton. Der Rest konnte dem Spitzen­duo nicht folgen. Nur langsam trock­ne­te der Kurs ab. Nach 28 Runden bog Verst­ap­pen zum Reifen­wech­sel ab. Hamil­ton kam eine Runde später und musste sich wegen eines langsa­me­ren Stopps wieder hinter seinem Rivalen einord­nen. Kurz darauf rutsch­te der Champi­on ins Kiesbett, nur mit Mühe konnte er sich wieder befreien.

Doch für Merce­des kam es noch schlim­mer: Ein schwe­rer Crash mit George Russell im Williams beende­te das Rennen des Finnen Valtte­ri Bottas. Die gute Nachricht: Beide Piloten blieben unver­letzt. Aber für die Besei­ti­gung der Trümmer­tei­le in der Tambu­rel­lo-Kurve, in der 1994 Ayrton Senna sein Leben verlo­ren hatte, wurde der Grand Prix für 28 Minuten unterbrochen.

Als es wieder losging, konnte Verst­ap­pen das Rennen von der Spitze bestim­men. Dahin­ter hatte so mancher einige Not, sein Auto auf der glitschi­gen Piste zu halten. Hamil­ton setzte zur Aufhol­jagd an, war schon bald von Rang neun auf Platz vier gerast.

Auf den Schluss­run­den hatte er das Podium in Reich­wei­te, nach 54 Runden schnapp­te er sich auch Leclerc. Auch Lands­mann Norris konnte den Merce­des-Fahrer nicht mehr aufhal­ten, drei Runden vor Schluss war Hamil­ton wieder Zweiter — und rette­te sogar noch seine WM-Führung. «Eine Super­fahrt», lobte Merce­des-Teamchef Toto Wolff.

Von Martin Moravec und Chris­ti­an Hollmann, dpa