BERLIN (dpa) — Chris­ti Himmel­fahrt ist in Deutsch­land zum Ehren­tag der Männer gewor­den. Der religiö­se Hinter­grund schwin­det dahin — nicht erst seit gestern.

Ein klackern­der Wander­stab und das Ploppen einiger Bierfla­schen: Wenn am Donners­tag (18. Mai) nach bibli­scher Überlie­fe­rung Chris­ti Himmel­fahrt ansteht, werden je nach Wetter­la­ge in Deutsch­land kleine und große Männer­grup­pen unter­wegs sein. Dann geht es ganz weltlich und oft mit alkoho­li­scher Verstär­kung mit Boller­wa­gen, Pferde­kut­sche oder zu Fuß über Stock und Stein. Für die meisten gilt: Der Weg ist das Ziel — und das nächs­te Gasthaus nicht weit.

Der Ursprung

In Deutsch­land fällt der Männer‑, Herren- oder Vater­tag auf Chris­ti Himmel­fahrt. Seit dem 4. Jahrhun­dert feiern Chris­ten an diesem Tag den Aufstieg Jesu in den Himmel. Heute wird am 40. Tag nach seiner Aufer­ste­hung zu Ostern der Rückkehr des Gottes­soh­nes zum Vater gedacht.

Seit dem frühen Mittel­al­ter bitten Gläubi­ge an den drei Tagen vor Himmel­fahrt in Prozes­sio­nen um eine gute Ernte und Schutz vor Natur­ka­ta­stro­phen. Zudem hat sich bis heute der Brauch erhal­ten, zum Fest prunk­vol­le Umzüge zu veran­stal­ten, wie etwa den tradi­tio­nel­len Gymni­cher Ritt in Erftstadt bei Köln.

Schon im Mittel­al­ter und in der frühen Neuzeit geht der religiö­se Hinter­grund oft verlo­ren. Schon damals wird ordent­lich gezecht. Im späten 19. Jahrhun­dert kommen die ersten «Herren­tou­ren» aufs Land in Mode, Frauen sind nicht dabei. Im «Volks­blatt» aus Öster­reich wird 1967 den Vätern für den Tag sogar wärms­ten empfoh­len: «Eine Sonntags­fahrt im Auto, bei der niemand ein Wort dreinredet.»

Gesetz­li­cher Feier­tag: Seit 1934 ist Chris­ti Himmel­fahrt in Deutsch­land ein gesetz­li­cher Feier­tag — aller­dings mit einer Lücke zu DDR-Zeiten: Mit Einfüh­rung der generel­len Fünf-Tage-Woche im Sommer 1967 wird im Osten etwa neben Oster­mon­tag und dem Tag der Befrei­ung auch Himmel­fahrt gestri­chen. Erst im letzten DDR-Jahr 1990 führt der Minis­ter­rat den Feier­tag wieder ein.

Varian­te Vatertag

Wie der Mutter­tag hat auch der Vater­tag seine Wurzeln in den USA. Stark macht sich dafür Anfang des 20. Jahrhun­derts eine Frau: Sonora Smart Dodd aus Spoka­ne im Bundes­staat Washing­ton will mit einem beson­de­ren Tag ihren Vater ehren, der nach dem frühen Tod der Mutter sechs Kinder allein großzieht.

Zum ersten Mal wird der Tag 1910 began­gen, seit 1972 steht er jährlich am dritten Sonntag im Juni im US-Kalen­der. Wie beim Mutter­tag ist der kommer­zi­el­le Gedan­ke mit von der Partie. Schon früh gibt es Zeitungs­re­kla­me, die beson­ders auf Geschen­ke für den Mann abzielt. Über den wirtschaft­li­chen Aspekt wird der Vater­tag auch in Europa populär.

Alkohol

Dass Bier nicht unbedingt etwas für die schlan­ke Linie ist, das ist bekannt. Eine kleine Flasche Pils hat 140 Kalorien — und damit etwa genau­so viel wie Cola. In der alkohol­frei­en Varian­te lässt sich beim Bier etwas Energie­zu­fuhr sparen, da sind es nach Angaben der Verbrau­cher­zen­tra­le Schles­wig-Holstein noch etwa 80 Kalorien pro 0,33-Liter-Flasche. Apropos Alkohol: Bei feucht-fröhli­chen Herren­tags-Ausflü­gen sollten Auto oder Fahrrad besser zu Hause bleiben. Es gibt jedes Jahr an Chris­ti Himmel­fahrt mehr Unfäl­le unter Alkohol­ein­fluss als an vergleich­ba­ren Tagen. Dem Statis­ti­schen Bundes­amt zufol­ge waren es im Jahr 2021 am Vater­tag 182, im Lockdown-Jahr 2020 sogar mit Abstand die meisten: 312 Unfäl­le, gefolgt von Neujahr mit 232 Unfällen.

Von Sebas­ti­an Fischer, dpa