MINNEAPOLIS (dpa) — Ein Ausnah­me­künst­ler mit unvoll­ende­ter Karrie­re. Wer sich mit Prince beschäf­tig­te, tauch­te in eine Welt voller Energie, Kreati­vi­tät und Exzen­trik ab. Fünf Jahre ist er tot — doch noch immer präsent.

Für den 21. April rechnet Paisley Park bei Minnea­po­lis mit einem Strom an Besuchern, der an eine Pilger­fahrt erinnern dürfte.

Im alten Anwesen und Platten­la­bel von Prince dürfen Fans von der Musik­le­gen­de noch einmal Abschied nehmen. Draußen vor dem Eingang ist Platz für Blumen und Erinne­rungs­stü­cke. Drinnen im licht­durch­flu­te­ten Atrium wird die Asche des Sängers, der vor fünf Jahren starb, ausgestellt.

Der Paisley Park, am Rande der Großstadt Minnea­po­lis im US-Bundes­staat Minne­so­ta, war Princes Wohn- und Arbeits­platz, seine Zufluchts­stät­te. Hinter den dicken Mauern des Komple­xes versam­mel­te er auf rund 6000 Quadrat­me­tern alle seine Habse­lig­kei­ten, seine Auszeich­nun­gen, Kostü­me und Instru­men­te, und baute sich ein Musik-Paradies mit mehre­ren Aufnah­me­stu­di­os, Bühnen und Videoproduktionsräumen.

Paisley Park war ein zentra­ler Bestand­teil im Leben des legen­dä­ren Musikers — und auch an dessen Todes­tag: Prince wurde am 21. April 2016 im Aufzug des heuti­gen Museums leblos aufge­fun­den und kurz darauf für tot erklärt. Eine Überdo­sis Schmerz­mit­tel, auch wenn die genau­en Umstän­de immer noch nicht geklärt sind. Prince wurde 57 Jahre alt.

Fünf Jahre sind vergan­gen, und noch immer wird das musika­li­sche Genie Prince Roger Nelson — Sohn eines schwar­zen Jazz-Musikers und einer weißen Sänge­rin — mehr als nur vermisst. Seine Mixtur aus Funk, Pop, Blues und Rock, das explo­si­ve Gitar­ren­spiel, diese sinnli­che, oft ins Falsett aufstei­gen­de Soul-Stimme, die teilwei­se frivo­len, auf dem US-Index stehen­den Texte elektri­sie­ren seine Fans bis heute. Von Prince stammen Hits wie «Purple Rain», «Kiss» oder «Sign O’ The Times», die niemals in Verges­sen­heit geraten werden.

Prince, geboren am 7. Juni 1958, galt seit seinem Debüt mit dem Album «For You» (1978) als musika­li­sches Wunder­kind. Mit 19 Jahren war der Multi-Instru­men­ta­list der jüngs­te Künst­ler, dem das Label Warner ein Album in völli­ger Eigen­re­gie gestat­te­te. Die Texte der ersten Platten lasen sich wie feuch­te Träume eines Teenagers. Die sowohl schwar­ze als auch weiße Sounds aufgrei­fen­de Musik dazu — inspi­riert von James Brown, Jimi Hendrix, Curtis Mayfield oder Sly Stone, aber eben auch von den Beatles — klang indes enorm reif.

Mit dem ambitio­nier­ten Doppel-Album «1999» und Tanzflä­chen­fe­gern wie dem Titel­song oder «Little Red Corvette» kam 1982 der Durch­bruch. Der Sound­track zum Film «Purple Rain» vollende­te zwei Jahre später den Aufstieg zum Super­star. Derweil wurden die Live-Shows des kaum 1,60 Meter kleinen Prince zu energie­ge­la­de­nen knall­bun­ten Messen des exzen­tri­schen Genies.

Doch es blieb nicht großar­tig. Und das hat viel mit jener bizar­ren Sprung­haf­tig­keit zu tun, die den enorm begab­ten Künst­ler zunächst zu größter Kreati­vi­tät antrieb und später zu wenig karrie­re­för­dern­den Entschei­dun­gen. So überwarf sich der als arrogant gelten­de Prince mit Platten­fir­men, schrieb sich im Ringen um Selbst­stän­dig­keit «Slave» (Sklave) auf die Wange und änder­te diver­se Male seinen Künst­ler­na­men — schrägs­tes Beispiel: TAFKAP, «The Artist former­ly known as Prince».

Zuletzt waren seine Platten biswei­len nur noch online zu bezie­hen, er verramsch­te eine neue CD auch mal als Zeitungs­bei­la­ge. Und die Welthits und kreati­ven Höhepunk­te blieben weitge­hend aus. Schlag­zei­len machte Prince nun mit seiner Nähe zu den Zeugen Jehovas und auch immer wieder mit Gerüch­ten über Affären — mit Kim Basin­ger, Madon­na, Carmen Electra, Sheena Easton. Zweimal war er verhei­ra­tet — mit weniger bekann­ten Frauen.

Sein Tod kam schließ­lich unerwar­tet — auch, weil Prince bis zum Schluss wie ein Mann ewiger Jugend aussah. Als solcher werden ihn auch seine Fans in Erinne­rung behal­ten, wenn sie ihrem Idol am 21. April im Paisley Park geden­ken. Elektri­siert hatte seine Anhän­ger zuletzt die Ankün­di­gung eines bisher unver­öf­fent­lich­ten Albums: «Welco­me 2 Ameri­ca» soll am 30. Juli erschei­nen — und könnte das Lebens­werk des Unvoll­ende­ten zumin­dest etwas abrunden.

Von Benno Schwing­ham­mer, dpa