BRAUNSCHWEIG (dpa) — Ex-Konzern­chef Winter­korn ist zusam­men mit weite­ren VW-Topma­na­gern schon angeklagt. Jetzt weiten die Ermitt­ler den Kreis der Beschul­dig­ten im Abgas­skan­dal deutlich aus.

Ermitt­ler in der Diesel­af­fä­re bei Volks­wa­gen haben erneut mehr als 1500 Seiten mit Vorwür­fen an das Landge­richt Braun­schweig geschickt.

Angeschul­digt sind 15 weite­re Führungs­kräf­te des VW-Konzerns und eines Zulie­fer­be­trie­bes, wie Oberstaats­an­walt Klaus Ziehe der Deutschen Presse-Agentur in Braun­schweig sagte. Ihnen wird Beihil­fe zum Betrug in Tatein­heit mit Steuer­hin­ter­zie­hung, Beihil­fe zu mittel­ba­rer Falsch­be­ur­kun­dung und straf­ba­re Werbung vorge­wor­fen. Namen nannte die Staats­an­walt­schaft nicht.

Damit sind nun 34 Perso­nen in den Unter­su­chun­gen wegen überhöh­ten Aussto­ßes von Stick­oxid (NOx) angeschul­digt. Nach Überzeu­gung der Ermitt­ler war die Führungs­rie­ge maßgeb­lich dafür verant­wort­lich, dass Behör­den und Kunden in Europa und den USA mit Hilfe einer unzuläs­si­gen Software in Diesel­fahr­zeu­gen getäuscht wurden. Die mittler­wei­le vierte Ankla­ge­schrift umfasst 1554 Seiten.

Über die Zulas­sung der Ankla­ge muss auch in diesem Fall das Landge­richt Braun­schweig entschei­den. Ein Gerichts­spre­cher bestä­tig­te den Eingang der Akten. Im Fall von Ex-Konzern­chef Martin Winter­korn und vier anderen Managern hat das Gericht die Ankla­ge unter anderem wegen gewerbs- und banden­mä­ßi­gen Betrugs bereits zugelas­sen, der Prozess war zuletzt aber coronabe­dingt in den Septem­ber verscho­ben worden.

In zwei weite­ren NOx-Verfah­ren der Abgas­af­fä­re hat die Staats­an­walt­schaft zusam­men 14 VW-Mitar­bei­ter angeklagt. Über die Eröff­nung von Haupt­ver­fah­ren ist dabei aber noch nicht entschie­den. Bei sechs Betrof­fe­nen wurde im Januar 2020 schwe­rer Betrug, teilwei­se Steuer­hin­ter­zie­hung und Falsch­be­ur­kun­dung angeklagt. Seit Septem­ber 2020 geht es bei acht Beschäf­tig­ten um mutmaß­li­chen, teils schwe­ren Betrug, Falsch­be­ur­kun­dung und Wettbe­werbs­ver­stö­ße sowie teilwei­se Untreue und Steuer­hin­ter­zie­hung oder Beihil­fe dazu.

Der Skandal um «Diesel­ga­te» flog im Septem­ber 2015 durch Nachfor­schun­gen von US-Umwelt­be­hör­den und Wissen­schaft­lern auf. VW stürz­te in die schwers­te Krise seiner Geschich­te, Milli­ar­den an juris­ti­schen Kosten und ein lädier­tes Verbrau­cher­ver­trau­en waren die Folge. Die Angeschul­dig­ten in dem aktuel­len Verfah­ren sollen in unter­schied­li­chen Tatzeit­räu­men wissent­lich und willent­lich an der Entste­hung und Weiter­ent­wick­lung der Manipu­la­ti­ons­soft­ware betei­ligt gewesen sein.