FREIBURG (dpa/tmn) — Laute Musik oder kreischen­den Maschi­nen sind eine Belas­tung fürs Gehör. Unter­schät­zen sollte man die Auswir­kun­gen von solchem Lärm nicht — bleiben­de Schäden sind möglich.

Lärm ist schlecht für die Ohren. Sie nehmen Schaden, wenn sie zu lange zu hohen Lautstär­ken ausge­setzt sind. Doch auch kurze Momen­te mit extre­men Lautstär­ken können dauer­haf­te Folgen haben. Umso wichti­ger ist, dass man sich den Auswir­kun­gen des Lärms bewusst ist und seine Ohren davor schützt. Das gilt beson­ders in bestimm­ten Berufen, aber auch im Privaten.

Ein gutes Beispiel für eine alltäg­li­che Gehör-Quäle­rei ist dauer­haf­tes lautes Musik­hö­ren. «Wer es hierbei übertreibt, tut seinen Ohren Gewalt an», sagt der HNO-Arzt Micha­el Deeg aus Freiburg. Seinem Gehör zulie­be dreht man die Musik­an­la­ge oder die Kopfhö­rer am Smart­phone also lieber nicht zu oft voll auf.

Was dauer­haf­ter Lärm im Ohr bewir­ken kann, haben die meisten wohl nach Konzer­ten oder Clubbe­su­chen schon einmal gespürt: nämlich ein kurzer Hörver­lust. Der zeigt sich daran, dass man nach Verlas­sen des Clubs oder der Halle ein Rauschen und Taubheits­ge­fühl spürt. «Das ist ein typisches Symptom einer Innen­ohr­schä­di­gung — dann ist das nur von der Inten­si­tät abhän­gig, ob das vorüber­ge­hend ist oder bleibt», sagt Deeg. Das Risiko steigt auch, je häufi­ger man seinem Ohr solchen Strapa­zen aussetzt.

Lärmschwer­hö­rig­keit als Berufskrankheit

Laute Geräu­sche sind in vielen Berufs­fel­dern ein Problem, unter anderem in der Metall- und Holzin­dus­trie. Lärmschwer­hö­rig­keit zählt zu den am häufigs­ten anerkann­ten Berufs­krank­hei­ten hierzu­lan­de. Laut Deeg sind die Zahlen aber in den vergan­ge­nen Jahren rückläu­fig. Das sei Aufklä­rung und Präven­ti­ons­kam­pa­gnen zu verdanken.

Proble­ma­tisch wird es ab einer Dauer­be­las­tung oberhalb 85 Dezibel. Dies sei ein kriti­scher Beobach­tungs­be­reich, sagt Deeg. Ab dauer­haft 90 Dezibel und mehr seien im Beruf Lärmschutz­maß­nah­men nötig — und die Mitar­bei­ter müssten regel­mä­ßig unter­sucht werden.

«90 Dezibel kann man sich ganz gut als Grenz­wert merken», so der HNO-Medizi­ner. «Ist man dem auf Dauer ausge­setzt, muss man mit einem Schaden im Ohr rechnen.» Das entspricht zum Beispiel dem Lärm, wenn man an einer viel befah­re­nen Haupt­stra­ße steht.

Eine Comic­maus und der Hörschutz

Wer zu viel Lärm ausge­setzt ist, sollte die Ohren schüt­zen. Dabei ist wichtig: Der Hörschutz muss immer für den Bereich, in dem er schüt­zen soll, angemes­sen sein. «Man kann keinen Konzert­mu­si­ker mit einer Mickey Maus versor­gen, dann kann er nicht mehr musizie­ren», sagt Deeg. Mickey Maus ist die umgangs­sprach­li­che Bezeich­nung für einen Kapsel­hör­schutz mit Bügel, der die Ohren umschließt und optische Ähnlich­kei­ten mit den Ohren der Comic­maus hat.

Tatsäch­lich üben Profi-Musiker in vielen Fällen mit Hörschutz, weil bei Kammer­kon­zer­ten Werte um die 90 Dezibel erreicht werden. Gerade die Blech­blä­ser produ­zie­ren extre­me Lautstär­ken. Statt einer Mickey Maus tragen die Musike­rin­nen und Musiker einen In-Ear-Schall­schutz, der mit einem Abdruck angepasst wird. Darin sitze ein Akustik­fil­ter, der relativ präzi­se bestimm­te Spitzen­pe­gel wegfil­tern könne, erklärt Deeg. «Man hört ein ausge­wo­ge­nes Klang­bild, nur etwas leiser.»

Auf dem Bau, auf dem Flugha­fen oder in Indus­trie­hal­len sieht man dagegen viele Mickey Mäuse auf den Köpfen. «Die haben einen sehr hohen und nicht-linea­ren Dämmef­fekt», sagt Deeg. Perfekt auf dem Bau, wenn es darum geht, mit der Trenn­schei­be ein Metall­stück durchzuschneidet.

Bei kurzzei­ti­gem Lärm ist der mögli­che Schaden abhän­gig von Belas­tung — extre­me Impul­se wie ein Gewehr­schuss können schon einen Hörscha­den entste­hen lassen, der schlimms­ten­falls dauer­haft ist, wie der Exper­te vom Berufs­ver­band der HNO-Ärzte sagt. «Weil die Energie auf die Sinnes­zel­len im Innen­ohr so groß ist.»

Ohrstöp­sel für mehr Ruhe im Bett

Lärm in Form schnar­chen­der Lebens­part­ner oder am Fenster vorbei­füh­ren­der Bahnstre­cken kann einem auch den Alltag vermie­sen. Dagegen können aus Sicht des HNO-Arztes klassi­sche Ohrstöp­sel helfen. «Das sind alles irgend­wie weich geform­te Stoffe, die man sich in den Gehör­gang einsteckt und die sich durch die Körper­wär­me anfor­men.» Die sind für solche Zwecke gut geeig­net und mildern die Schnarch­ge­räu­sche von der anderen Bettsei­te auf ein erträg­li­ches Maß.

Einsatz­zweck beach­ten: Gehör­schüt­zer im Überblick

Ob vor schäd­li­chem Lärm oder nerven­dem Schnar­chen: Ein passen­der Gehör­schutz dämmt stören­de Geräu­sche. Eine Übersicht.

Ohrstöp­sel: Sie gibt es bereits für wenige Euro zu kaufen. Dafür sind sie nicht an die Ohren angepasst. Je nach Einsatz­zweck stehen dennoch verschie­de­ne Model­le zur Wahl, etwa zum Schla­fen oder für Musiker, erklärt Marian­ne Frickel, Präsi­den­tin der Bundes­in­nung der Hörakus­ti­ker (biha).

Je nach Ausfüh­rung erzie­le man unter­schied­li­che Dämmkur­ven, führt die Exper­tin dazu aus. Diese Kurven geben Auskunft darüber, in welchem Frequenz­be­reich das Produkt am besten abdich­tet. Sie rät, diesen Punkt bei der Auswahl zu beachten.

Beden­ken sollte man: Weil sie nicht angepasst wurden, kann es zu Undich­tig­kei­ten kommen. Das mindert womög­lich die Dämmleis­tung. Zudem seien aufgrund der nicht perfekt angepass­ten Form Druck­stel­len und Entzün­dun­gen an den Ohren möglich.

Kapsel­ge­hör­schutz: Dieser umschließt die Ohrmu­scheln. Teils ist er mit einem Mikro­fon ausge­stat­tet, um Umgebungs­ge­räu­sche wahrzu­neh­men. Oder mit einer Funkver­bin­dung zur Kommu­ni­ka­ti­on mit anderen.

Unter anderem bei Arbei­ten auf dem Flugha­fen sei eine störungs­freie Verstän­di­gung von sehr großer Bedeu­tung mit Blick auf die Sicher­heit, so Frickel. Ein Kapsel­ge­hör­schutz habe im Vergleich besse­re Dämmwer­te im Tieftonbereich.

Indivi­du­el­ler Gehör­schutz: Er sitzt im Ohr und ist an dessen Form angepasst. Deswe­gen sitzt er siche­rer als ein einfa­cher Ohrstöp­sel, insbe­son­de­re wenn man sich bewegt. Das sorgt für einen verläss­li­che­ren Lärmschutz. Auch das Materi­al kann laut Frickel auf die Bedürf­nis­se des Einzel­nen abgestimmt werden. Je nach Einsatz­zweck kann man verschie­de­ne Filter mit verschie­de­nen Dämmwer­ten verwenden.

Das hat aller­dings seinen Preis: Nach Angaben der Exper­tin muss man für einen beidoh­r­i­gen indivi­du­ell angepass­ten Gehör­schutz zwischen rund 70 und 110 Euro einplanen.