Fakto­ren wie Überge­wicht oder erhöh­ter Blutdruck treten oft in Kombi­na­ti­on auf und wirken sich auf den Stoff­wech­sel aus. Um keine schwer­wie­gen­den Folgen zu riskie­ren, sollte man gegensteuern.

BERLIN (dpa/tmn) — Es wird nicht ohne Grund umgangs­sprach­lich als «tödli­ches Quartett» bezeich­net: Ein metabo­li­sches Syndrom erhöht bei Betrof­fe­nen das Risiko für Herz- und Gefäß­krank­hei­ten, Diabe­tes und Fettleber.

Die Ursachen sind vielfäl­tig. Stress, wenig Bewegung, ungesun­de Ernäh­rung, aber auch Veran­la­gung zählen dazu. «Das metabo­li­sche Syndrom ist keine Krank­heit im klassi­schen Sinne», sagt die Ernäh­rungs­wis­sen­schaft­le­rin Franzis­ka Schie­we von der Assmann-Stiftung für Prävention.

«Es beschreibt vielmehr das Vorlie­gen mehre­rer Risiko­fak­to­ren mit ähnli­chen Ursachen, die sich alle auf den Stoff­wech­sel auswir­ken und so gegen­sei­tig beein­flus­sen», erklärt sie. Und es betrifft sehr viele Menschen: Bis zu drei von zehn Perso­nen sind Schät­zun­gen zufol­ge in den Indus­trie­na­tio­nen davon betrof­fen — auch Jüngere.

Mehre­re Risikofaktoren

Überge­wicht, Bluthoch­druck, erhöh­te Blutfett- und Nüchtern­blut­zu­cker-Werte sowie zu niedri­ge HDL-Chole­ste­rin­wer­te sind die fünf Risiko­fak­to­ren — liegen drei davon vor, sprechen Fachleu­te vom metabo­li­schen Syndrom.

Die Bezeich­nung tödli­ches Quartett kommt übrigens daher, dass die Blutfett- und Chole­ste­rin­wer­te auch als gestör­ter Fettstoff­wech­sel zusam­men­ge­fasst werden können, was in Summe vier Merkma­le, also ein Quartett ergibt.

Jedes der Merkma­le ist für sich genom­men schon ein Risiko­fak­tor für Verän­de­run­gen an den Blutge­fä­ßen und somit für Durch­blu­tungs­stö­run­gen und Schäden an lebens­wich­ti­gen Organen wie Herz, Gehirn oder Niere. Auch ein Schlag­an­fall oder ein Herzin­farkt können die Folge sein.

Wo die Thera­pie ansetzt

Weil das metabo­li­sche Syndrom eine Kombi­na­ti­on von Erkran­kun­gen und Sympto­men ist, gibt es das eine Medika­ment zur Behand­lung nicht. Statt­des­sen wird sich den einzel­nen Problem­fel­dern zugewandt.

Ein wichti­ger Teil der Thera­pie ist die Umstel­lung des Lebens­stils. Im Kern heißt das oft: Die Ernäh­rung umgestal­ten, sich mehr bewegen. Ein gesun­der Lebens­stil wirkt sich auf alle Kompo­nen­ten des metabo­li­schen Syndroms positiv aus.

Wer also durch mehr Aktivi­tät und eine ausge­wo­ge­ne­re Ernäh­rung sein Gewicht reduziert, wird damit sehr wahrschein­lich seinen Blutdruck und seinen Blutzu­cker positiv beeinflussen.

Die Grenzen der Lebensstil-Umstellung

Auch am Zentrum für Adipo­si­tas­chir­ur­gie der DRK Klini­ken Berlin Mitte stellt die konser­va­ti­ve Thera­pie aus Ernäh­rungs­um­stel­lung und körper­li­cher Aktivi­tät die Basis für weite­re Maßnah­men dar.

Der Arzt Peer Joens­son ist Koordi­na­tor dieses Zentrums. Er kennt auch die Grenzen dieses Thera­pie­an­gangs. Bei stark überge­wich­ti­gen Patien­ten sei dieser oft nur schwer realisierbar.

«Adipo­si­tas ist eine chroni­sche Erkran­kung», erklärt er. «Betrof­fe­ne inves­tie­ren oft extrem viel Energie in Ernäh­rungs­um­stel­lung und Bewegung und verlie­ren Gewicht — sobald sie aber auch nur ein bisschen nachlas­sen, kommt das Gewicht sofort wieder.»

Eine Magen­ver­klei­ne­rung sei deswe­gen für viele Betrof­fe­ne für den langfris­ti­gen Verlauf eine wichti­ge, hilfrei­che Maßnah­me, sagt der Medizi­ner. Auch jünge­ren Patien­ten könne damit gehol­fen werden, ein niedri­ge­res Gewicht über zwanzig, dreißig oder vierzig Jahre zu halten und Folge­schä­den vorzubeugen.

Die Sympto­me bestim­men den Fokus

In der Thera­pie sei es hilfreich, einen indivi­du­el­len Fokus zu setzen, sagt Ernäh­rungs­wis­sen­schaft­le­rin Schie­we. «Wer Bluthoch­druck hat, sollte einen Fokus auf salzar­me Ernäh­rung legen.»

Für Patien­ten mit Fettstoff­wech­sel­stö­run­gen, die in erster Linie ihre Fettzu­fuhr modifi­zie­ren sollten, bedeu­te das natür­lich nicht, dass sie das Thema Salz in der Ernäh­rung ignorie­ren könnten, fügt sie an. Es gehe um das «schritt­wei­se Umler­nen von Ernährungsmustern».

Lebens­mit­tel in gut oder schlecht einzu­tei­len, hält Schie­we indes für nicht zielfüh­rend. «Wir essen ganze Mahlzei­ten und sollten auch unser Ernäh­rungs­mus­ter als Ganzes anschau­en», sagt sie. «Es muss unter dem Strich stimmen.» Die Pizza vor dem Fernse­her am Sonntag­abend ist kein Problem, solan­ge wir uns im Alltag weitge­hend gesund ernähren.

Beim Thema Alkohol ist die Sache aus Sicht der Ernäh­rungs­wis­sen­schaft­le­rin nicht so relativ wie bei den Lebens­mit­teln. Denn er liefert sehr viel Energie und wirkt sich negativ auf den Stoff­wech­sel aus. Alkohol sollte man daher meiden, wenn man mit einem metabo­li­schen Syndrom zu kämpfen hat.

Von Lorena Simmel, dpa