ROM (dpa) — Es ist ein proto­kol­la­ri­sches Neuland: Mehr als 700 Jahre lang trat kein Papst mehr zurück. Viele Fragen sind bei einem Tod des emeri­tier­ten Papstes deshalb offen. Der Ort der Beiset­zung ist aller­dings bekannt.

Im Vatikan ist detail­reich geregelt, was zu tun ist, wenn ein Papst stirbt. Aller­dings bezie­hen sich fast alle Vorschrif­ten — etwa des Konkla­ves zur Wahl eines neuen Katho­li­ken­ober­haup­tes — auf den Tod eines amtie­ren­den Papstes. Wie das Drehbuch zum Tod des emeri­tier­ten Ponti­fex Benedikt XVI. ausse­hen könnte, ist unklar — kein Wunder, schließ­lich trat mehr als 700 Jahre lang kein Papst zurück.

Wie aus dem Vatikan zu hören ist, hat Papst Franzis­kus den Ablauf nach dem Tod seines Vorgän­gers geregelt und mit dem Zeremo­nien­meis­ter abgespro­chen. Öffent­lich gemacht wurde der Plan bislang aber nicht.

Bevöl­ke­rung muss über Tod unter­rich­tet werden

Laut der von Johan­nes Paul II. verfass­ten Aposto­li­schen Konsti­tu­ti­on «Univer­si Domini­ci Gregis» von 1996 müsste der Kardi­nal­vi­kar von Rom die Bevöl­ke­rung über den Tod des Papstes unter­rich­ten. Inzwi­schen aber gehen Exper­ten davon aus, dass der Heili­ge Stuhl eine Presse­er­klä­rung heraus­ge­ben wird. Etliche weite­re Vorschrif­ten, etwa über die Fortfüh­rung der Amtsge­schäf­te, müssen beim Tod von Benedikt nicht angewandt werden, weil ja Franzis­kus im Amt ist und es daher keine Sedis­va­kanz — also keinen unbesetz­ten Papst­stuhl — gibt.

Norma­ler­wei­se organi­sie­ren die Kardi­nä­le nach dem Tod eines Papstes Trauer­fei­er­lich­kei­ten für neun Tage — dass dies auch bei Benedikt so lang sein wird, ist unwahr­schein­lich. Ziemlich sicher soll der gebür­ti­ge Bayer aber eine Beiset­zung als Papst im Peters­dom ähnlich wie seine Vorgän­ger bekom­men. Den Trauer­got­tes­dienst dürfte Franzis­kus selbst zelebrie­ren, soweit er das wegen seines Kniel­ei­dens kann.

Wer reist nach Rom?

Spannend wird werden, welche politi­schen Würden­trä­ger zu der Beerdi­gung anrei­sen — auch aus Deutsch­land. Benedikt war zwar als Ponti­fex das Oberhaupt des Kirchen­staa­tes; durch die jüngs­ten Entwick­lun­gen rund um jahrzehn­te­lan­ge Missbrauchs­skan­da­le legte sich aber ein Schat­ten über das Leben und Wirken des frühe­ren Papstes. Dies könnte manchen Politi­ker veran­las­sen, nicht nach Rom zu reisen. Viele Kardi­nä­le — vor allem jene, die Benedikt selbst während seines Ponti­fi­kats in das Kardi­nals­kol­le­gi­um geholt hatte — dürften kommen.

Wie die Nachrich­ten­agen­tur Adnkro­nos berich­te­te, hatte Benedikt schon 2020 angege­ben, dass er in der Krypta des Peters­dom beigesetzt werden will. Als genau­en Platz wählte er die erste Grabstel­le von Johan­nes Paul II. in der Papst­gruft; dort lag der belieb­te Pole, bis die sterb­li­chen Überres­te nach seiner Selig­spre­chung 2011 in eine Kapel­le im rechten Seiten­schiff der Peters-Basili­ka gebracht wurden.