Das letzte A aus der AHA-Regel gilt nicht mehr überall. In manchen Berei­chen hat die Alltags­mas­ke künftig ausge­dient, erlaubt sind dort nur noch besser schüt­zen­de Masken. Was heißt das für die Bürger?

Bus und Bahn fahren oder Einkau­fen gehen: Das soll künftig nur noch mit einer medizi­ni­schen Maske, also einer OP-Maske, oder aber mit den noch besser schüt­zen­den FFP2-Masken oder Produk­ten vergleich­ba­ren Standards erlaubt sein — so haben es Bund und Länder beschlossen.

Alltags­mas­ken aus Stoff haben demnach in öffent­li­chen Verkehrs­mit­teln oder im Super­markt ausge­dient. Das bringt für die Menschen Unklar­hei­ten mit sich, nicht nur bei den Begriff­lich­kei­ten. Wichti­ge Fragen — und Antwor­ten darauf:

Was sind medizi­ni­sche Masken?

Sie werden verein­facht OP-Masken genannt und kommen norma­ler­wei­se in Kranken­häu­sern und Arztpra­xen zum Einsatz, erklärt das Bundes­in­sti­tut für Arznei­mit­tel und Medizin­pro­duk­te (BfArM).

Die mehrschich­ti­gen meist grünen oder blauen Masken bestehen aus spezi­el­len Kunst­stof­fen, müssen der Norm EN 14683:2019 entspre­chen und tragen ein CE-Zeichen. Sie schüt­zen vor allem andere Menschen vor den Tröpf­chen, die man beim Sprechen, Lachen oder Husten ausschei­det. Der Eigen­schutz vor einer Anste­ckung mit dem Corona­vi­rus ist bei den Masken begrenzt, wird aber besser, je enger die Maske anliegt.

Haben diese dünnen Masken wirklich Vortei­le gegen­über Alltagsmasken?

Ja — und das liegt an ihrer Struk­tur. «In den OP-Masken sind spezi­el­le Vliese verar­bei­tet. Das sind in aller Regel nicht-geweb­te Stoffe, auch Nonwo­vens genannt, wo die Fasern wild durch­ein­an­der liegen», erklärt Frank Drewnick vom Max-Planck-Insti­tut für Chemie in Mainz. Sie haben damit in aller Regel nicht so große Poren, durch welche die Parti­kel sonst durch­kom­men könnten. «Außer­dem sind die Fasern elektro­sta­tisch geladen und schei­den kleine Parti­kel dadurch noch mal effek­ti­ver ab.»

Drewnick leitet eine Forschungs­grup­pe, die verschie­de­ne Materia­li­en hinsicht­lich ihrer Filter­leis­tung unter­sucht hat, darun­ter diver­se Varian­ten der Alltags­mas­ke, aber auch medizi­ni­sche Masken.

«OP-Masken schnei­den bei unseren Tests mit Blick auf die Filter­leis­tung im Vergleich zu den Alltags­mas­ken deutlich besser ab. Das heißt, sie filtrie­ren deutlich mehr Corona-relevan­te Parti­kel aus der Atemluft», sagt Drewnick.

Und FFP2-Masken — sind das keine medizi­ni­schen Masken?

Sie kommen aus dem Arbeits­schutz. Arbei­ter schüt­zen sie davor, Staub oder andere gifti­ge Stoffe einzu­at­men. FFP-Masken werden in drei Katego­rien einge­teilt, abhän­gig von ihrer Filter­leis­tung. Die allge­gen­wär­ti­gen FFP2-Masken müssen mindes­tens 94 Prozent der Testae­ro­so­le abfan­gen, erläu­tert das BfArM. Sie schüt­zen also nicht nur andere Menschen, sondern bieten auch für den Träger einen sehr guten, aber keinen hundert­pro­zen­ti­gen Schutz vor einer Ansteckung.

Voraus­set­zung ist jedoch: Sie liegen dicht am Gesicht an, sodass der Luftstrom beim Atmen nicht an den Rändern ungehin­dert ein- und ausströ­men kann. Die Maske sollte also beim Einat­men ans Gesicht angesaugt werden. Barthaa­re oder Narben können den engen Sitz verhin­dern: Hier hilft nur, sich zu rasie­ren oder eine andere Masken­form auszuprobieren.

Wie erken­ne ich eine FFP2-Maske?

Sie müssen der Norm EN 149:2001 entspre­chen und ein CE-Kennzei­chen sowie eine vierstel­li­ge Nummer aufge­druckt haben. Diese gibt Nutzern Rückschluss auf die Prüfstel­le — 0158 steht zum Beispiel für Dekra, 0121 für das Insti­tut für Arbeits­schutz der Deutschen Gesetz­li­chen Unfall­ver­si­che­rung (IFA).

Außer­dem finden sich die Buchsta­ben «R» oder «NR» auf der Maske — Masken mit R sind wieder­ver­wend­bar, Masken mit NR sind es laut Herstel­ler nicht. Unter bestimm­ten Voraus­set­zun­gen können aber auch NR-Masken nach Einschät­zun­gen von verschie­de­nen Exper­ten mehrfach verwen­det werden. Auch ein Herstel­ler­na­me oder eine Marke sollte auf der Maske zu finden sein.

Gibt es Fälschungen?

Ja, die gibt es. Umso wichti­ger ist es, dass man die Kennzeich­nun­gen genau prüft. In der Nando-Daten­bank der EU-Kommis­si­on lassen sich online zum Beispiel die vierstel­li­gen Nummern dem jewei­li­gen Prüfin­sti­tut zuord­nen. Taucht die Nummer auf der Maske dort nicht auf, sollte man stutzig werden.

Was ist mit anderen Kürzeln, zum Beispiel K95?

K95-Masken stammen aus China und entspre­chen dorti­gen Normen, erläu­tert die Verbrau­cher­zen­tra­le Schles­wig-Holstein. Sie haben nach Angaben der Verbrau­cher­schüt­zer eine ähnli­che Filter­wir­kung und bieten damit vergleich­ba­ren Schutz wie eine FFP2-Maske.

Die Präsi­den­tin der Bundes­ver­ei­ni­gung Deutscher Apothe­ker­ver­bän­de (ABDA), Gabrie­le Regina Overwi­ening, nennt noch weite­re gleich­wer­ti­ge Schutz­mas­ken, die verkehrs­fä­hig seien — sie trügen Typen­be­zeich­nun­gen wie N95, P2, D2, oder CPA.

CPA steht für Corona-Pande­mie-Atemschutz­mas­ken. Diese haben ein verein­fach­tes Prüfver­fah­ren durch­lau­fen, zum Beispiel bei Dekra, IFA oder verschie­den Tüv-Organi­sa­tio­nen. All diese Masken tragen kein CE-Zeichen und keinen FFP-Aufdruck. Die Beschei­ni­gung über die bestan­de­ne Prüfung sollte beilie­gen, erklärt die Bundes­an­stalt für Arbeits­schutz und Arbeits­me­di­zin (Baua).

Was kosten FFP2-Masken und OP-Masken?

Das lässt sich schwer beant­wor­ten. FFP2-Masken sind teurer als OP-Masken, der Stück­preis liegt je nach Anbie­ter zwischen 3 und 7 Euro. Bei sehr günsti­gen Angebo­ten sollte man stutzig werden. Die OP-Masken gibt es oft im Paket — auch hier lohnt der Preis­ver­gleich. Manch­mal kosten 50 Stück 20 Euro, woanders gibt es die gleiche Menge für 50 Euro. Die Masken gibt es online, in Droge­rien und Apothe­ken, aber unter anderem auch in manchen Supermärkten.

Werden die Produk­te nun teurer?

Möglich. Wenn die Nachfra­ge überpro­por­tio­nal zum Angebot anstei­ge, dann seien erheb­li­che Preis­er­hö­hun­gen natür­lich nicht ausge­schlos­sen, erklärt der Bundes­ver­band Medizin­tech­no­lo­gie und betont: «Überhöh­te Preise, wie wir sie aus dem ersten Lockdown kennen, waren ein Problem von einzel­nen Händlern, auf die die Herstel­ler keinen Einfluss haben.» Die Herstel­ler­prei­se für die Abneh­mer seien vertrag­lich verein­bart und marktüblich.

Warum sind die Masken in der Apothe­ke teils so vergleichs­wei­se teuer?

Darauf muss im Zweifel die einzel­ne Apothe­ke die Antwort geben. ABDA-Präsi­den­tin Overwi­ening weist bei der Frage nach den Preisen darauf hin, dass der Verband hier keine Vorga­ben machen dürfe. Jede Apothe­ke habe ihre eigenen Einkaufs­kon­di­tio­nen und müsse die Kosten für Perso­nal und Räumlich­kei­ten kalku­lie­ren — und damit auch den Verkaufs­preis. Verbrau­chern bleibt also nur, die Preise bei verschie­de­nen Anbie­tern zu vergleichen.

Was ist den FFP2-Masken-Gutschei­nen vom Bund?

Die gibt es für Risiko­grup­pen. Gut 34 Millio­nen Menschen sollen von ihrer Kranken­kas­se in diesen Tagen Gutschei­ne für zwölf FFP2-Masken zugesandt bekom­men. Das sagte Gesund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn (CDU) am Montag. Dazu zählen etwa Menschen über 60 oder chronisch Kranke. Die Coupons können in der Apothe­ke vorge­legt werden. Für jeweils sechs Masken müssen sie zwei Euro zuzahlen.

Gibt es genug Masken?

Nach Angaben der Apothe­ker­ver­bän­de und der Medizin­pro­dukte­her­stel­ler: ja. Die Herstel­ler seien bei den erfor­der­li­chen Produk­ten aktuell liefer­fä­hig, teilt der Bundes­ver­band Medizin­tech­no­lo­gie mit.

«Ich sehe derzeit keine Engpäs­se», sagt ABDA-Präsi­den­tin Overwi­ening. Die Apothe­ken seien auf eine große Nachfra­ge nach FFP2-Schutz­mas­ken und Mund-Nasen-Masken (OP-Masken) gut vorbe­rei­tet. «Es gibt derzeit viele zuver­läs­si­ge Herstel­ler und vertrau­ens­wür­di­ge Händler, bei denen die Apothe­ken die Masken bezie­hen können.»

Was ist mit der mehrfa­chen Verwendung?

Das BfArM schreibt mit Blick auf OP-Masken: Das seien Einweg­pro­duk­te, die man regel­mä­ßig wechseln und nach der Verwen­dung entsor­gen sollte. Spätes­tens, wenn sie durch­feuch­tet sind.

FFP2-Masken können herstel­ler­sei­tig mit dem Buchsta­ben «R» als wieder­ver­wend­bar gekenn­zeich­net sein und lassen sich dann durch­aus für mehre­re Tage jeweils kurzzeitg nutzen, also etwa beim Einkau­fen — sofern sie weiter intakt sind und nicht stark verschmutzt wurden. Wichtig ist, dass man sie dann beim Auf- und Abset­zen weder am Dicht­rand noch an der Innen­sei­te berührt und sie zwischen den Einsät­zen so lagert, dass möglichst viel Luft an die Maske gelangt.

Laut Münste­ra­ner Forschern lassen sich auch nicht wieder­ver­wend­ba­re FFP2-Masken bis zu fünf Mal aufbe­rei­ten — zum Beispiel, indem man sie mindes­tens eine Woche lang an der Luft trock­net. Dafür braucht man also mindes­tens sieben FFP2-Masken, für jeden Wochen­tag eine.

Sie schla­gen alter­na­tiv eine Wieder­auf­be­rei­tung im Ofen vor. Daran gibt es aber auch Kritik. Der IFA-Exper­te Peter Paszkie­wicz rät zum Beispiel davon ab.

Haben die Alltags­mas­ken aus Stoff nun ausgedient?

Nein. Die vorge­se­he­ne Pflicht bezieht sich ja nur auf den Einzel­han­del und die Fahrten mit Bus und Bahn. Bei priva­ten Treffen oder etwa in Straßen mit Masken­pflicht können auch die Stoff­mas­ken weiter­hin getra­gen werden.

Und eventu­ell haben sie auch in Kombi­na­ti­on mit der OP-Maske weiter­hin etwa beim Einkauf oder auf der Fahrt zur Arbeit ihre Berech­ti­gung — um den Eigen­schutz zu erhöhen.

Aerosol­for­scher Frank Drewnick erklärt dazu: «Das große Problem der OP-Masken ist, dass sie nicht dicht am Gesicht abschlie­ßen.» So kann beim Atmen eben Luft an den Rändern ein- und auströ­men und damit auch womög­lich erreger­hal­ti­ge Kleinst­par­ti­kel. Die Stoff­mas­ken können hier helfen: «Wenn man etwas, zum Beispiel eine gut sitzen­de Alltags­mas­ke, drüber­zieht, drückt es die OP-Maske an das Gesicht heran. Das schließt diese Lücken», erklärt der Experte.

«Die Übermas­ke sorgt damit eventu­ell dafür, dass die OP-Maske ordent­lich angepresst wird und die mögli­chen Lecks geschlos­sen werden», sagt Drewnick. «Dadurch filtriert die OP-Maske besser, als wenn man sie allei­ne nutzt.»