STUTTGART (dpa/lsw) — So richtig klingeln wollten die Kassen am ersten Advents­wo­chen­en­de im Südwes­ten nicht. Doch die Händler bleiben zuver­sicht­lich. Sie hoffen auch auf den Wettergott.

Die Kauflust der Menschen in Baden-Württem­berg hat sich am ersten Advents­wo­chen­en­de in Grenzen gehal­ten. Die Geschäf­te seien schlep­pend gelau­fen, teilte die Chefin des Handels­ver­bands Baden-Württem­berg (HBW), Sabine Hagmann, am Sonntag mit. Nun hoffen die Händler auf die nächs­ten Wochen. Das kälte­re Wetter dürfte die Weihnachts­stim­mung weiter befeu­ern, so Hagmann.

Eine Umfra­ge des Handels­ver­bands ergab, dass am ersten Advents­sams­tag ein durch­schnitt­li­ches Umsatz­mi­nus von einem Prozent im Vergleich zu den Jahren davor verzeich­net wurde. «Was sich im ersten Moment nach etwa gleich­blei­ben­den Geschäf­ten zum Vorjahr anhört, ist in Wirklich­keit aufgrund der Infla­ti­on jedoch eine Verschlech­te­rung des Ertra­ges für Händle­rin­nen und Händler», so die Verbandschefin.

In den Wochen zuvor seien die Umsatz­ein­bu­ßen deutlich größer gewesen. «Es ist so, dass wir 10 bis 15 Prozent unter dem Vorjahr liegen», sagte Hagmann. Das Advents­wo­chen­en­de sei ein Schritt in die richti­ge Richtung. Gefragt waren laut dem Verband vor allem Deko-Artikel und warme Kleidung. Viele Händler seien darüber erfreut, dass die Städte und Kommu­nen sich trotz der hohen Energie­prei­se bemüh­ten, weihnacht­li­che Stimmung in die Shopping­mei­len zu bringen.

Jetzt muss nur noch das Wetter mitspie­len. «Insge­samt ist es einfach so, dass es noch nicht so weihnacht­lich kalt ist. Man glaubt noch gar nicht so richtig daran, dass schon bald Weihnach­ten ist. Das spielt bei uns eine ganz große Rolle», erklär­te die 58-Jährige.

Manche Branchen im Einzel­han­del leben laut Hagmann zu mindes­tens 25 Prozent vom Weihnachts­ge­schäft — beispiels­wei­se der Buchhan­del und die Spiel­wa­ren­bran­che. «Dieses Jahr ist Weihnach­ten natür­lich beson­ders wichtig, weil wir haben zwei schwie­ri­ge Weihnachts­fes­te gehabt, wo man uns sozusa­gen coronabe­dingt das Licht ausge­dreht hat kurz vor dem Weihnachts­fest», sagt Hagmann, die seit mehr als 20 Jahren an der Spitze des Handels­ver­bands Baden-Württem­berg steht.

Hagmann wünscht sich, dass die Politi­ker mehr für die Innen­städ­te werben. «Während der Corona-Krise haben die Politi­ker ja gesagt: Geht nicht in den statio­nä­ren Einzel­han­del, bleibt zu Hause! Was wäre denn, wenn die jetzt sagen würden: Geht unbedingt in den statio­nä­ren Einzel­han­del, geht in die Innen­städ­te, kauft ein!» Die FDP-Frakti­on in Baden-Württem­berg fordert eine entspre­chen­de landes­wei­te Kampa­gne und einen Innen­stadt­be­auf­trag­ten inner­halb der Landesregierung.

Die Politik verbrei­tet aus Sicht von Hagmann derzeit zu viel Unruhe und negati­ve Stimmung, die die Wirtschaft nicht gebrau­chen kann. Statt­des­sen fordert sie klare Entschei­dun­gen. Das sei wichtig, damit man weiß, woran man ist. «Dann wird die Infla­ti­on nicht so eine große Rolle spielen. Dann kann man nämlich als Verbrau­cher, als Konsu­ment planen.»