FRIEDRICHSHAFEN — Immer mehr Automo­bil­her­stel­ler weltweit reali­sie­ren kürze­re Ladezei­ten bei batte­rie­elek­tri­schen Fahrzeu­gen mit einer verän­der­ten Bordnetz-Archi­tek­tur: Das Hochvolt-Bordnetz insbe­son­de­re bei E‑Autos im Premi­um- und Sport­wa­gen­seg­ment wird auf eine Spannung von 800 Volt ausge­legt statt wie bislang auf 400 Volt. Dazu entwi­ckelt und produ­ziert ZF entspre­chen­de Kompo­nen­ten für den elektri­schen Antriebs­strang. Im Zentrum: eine Leistungs­elek­tro­nik mit Silizi­um­car­bid als Halblei­ter. Die Techno­lo­gie wird von ZF bereits in der Rennse­rie Formu­la E genutzt und kommt noch in diesem Jahr in mehre­ren Fahrzeu­gen gehobe­ner Segmen­te auf den Markt.

„Es zeich­net sich ab, dass sich bei künfti­gen Premi­um­fahr­zeu­gen oder Sport-Stromern die 800-Volt-Archi­tek­tur etabliert, wohin­ge­gen im Volumen­markt weiter­hin die 400-Volt-Archi­tek­tur Standard bleibt“, sagt Bert Hellwig, bei ZF verant­wort­lich für die System­ent­wick­lung elektri­scher Antrie­be. „Für 400-Volt-Anwen­dun­gen liefern wir bereits seit Jahren Serien­tech­no­lo­gie, für 800-Volt-Anwen­dun­gen berei­ten wir nun den Serien­start für dieses Jahr vor.“

Bei der Anwen­der­freund­lich­keit von E‑Fahrzeugen spielt die Ladezeit eine wichti­ge Rolle. Sollen Elektro­au­tos langstre­cken­taug­lich werden, muss die Batte­rie inner­halb einer Stunde wieder nahezu vollstän­dig geladen sein. Das Grund­satz­pro­blem beim Schnell­la­den: Fließen höhere Ströme, müssen dicke­re Kabel verwen­det oder besser gekühlt werden, weil sich mehr Wärme entwi­ckelt. Dadurch steigen Fahrzeug­ge­wicht und Komple­xi­tät der Lade-Infra­struk­tur – es sei denn, die Bordnetz-Archi­tek­tur ist bereits von vornher­ein auf höhere Leistung ausge­legt. Daher planen viele Automo­bil­her­stel­ler kommen­de Serien­fahr­zeu­ge mit der höheren Spannung von 800 Volt.

Serien­an­läu­fe für 800-Volt-Leistungs­elek­tro­nik von ZF 

Eine wesent­li­che Kompo­nen­te für den elektri­schen Antriebs­strang ist die Leistungs­elek­tro­nik, deren Haupt­auf­ga­be die Umfor­mung zwischen verschie­de­nen Arten elektri­scher Energie ist. Für 400-Volt-Archi­tek­tu­ren gehört sie längst zum ZF-Produkt­port­fo­lio in Serien­fahr­zeu­gen. Und auch für Antrie­be mit erhöh­ter Spannung liefert der Techno­lo­gie­kon­zern dieses zentra­le Element: „Derzeit arbei­ten wir am Serien­start für mehre­re 800-Volt-Projek­te“, sagt Hellwig. „Für mehre­re Model­le eines chine­si­schen Herstel­lers liefern wir den komplet­ten elektri­schen Antriebs­strang inklu­si­ve Leistungs­elek­tro­nik. Und für einen europäi­schen Sport­wa­gen­her­stel­ler steuert ZF die Leistungs­elek­tro­nik für eine Hochvolt-Anwen­dung bei.“ Weite­re Serien­an­läu­fe zeich­nen sich bereits ab. „Bei der Ausle­gung der Leistungs­elek­tro­ni­ken auf 800 Volt können wir Syner­gien zwischen Pkw und anderen Anwen­dun­gen ausbau­en“, so Hellwig.

ZF setzt dabei erstmals in der Serie auf eine neue Techno­lo­gie für die in den Leistungs­elek­tro­ni­ken verbau­ten Chips: Statt Silizi­um-Transis­to­ren kommen Bautei­le aus Silizi­um­car­bid zum Einsatz. So lassen sich die inter­nen Schalt­ver­lus­te bei Leistungs­elek­tro­ni­ken nochmals senken. Weil die Leistungs­elek­tro­nik beim elektri­schen Fahren und Rekuperie­ren einen sehr hohen Energie­durch­satz hat, steigt der Wirkungs­grad des gesam­ten elektri­schen Antriebs­strangs – und mithin die Reich­wei­te. ZF hat Silizi­um­car­bid-Leistungs­elek­tro­ni­ken erstmals in der Formel E einge­setzt. Aus dieser Rennsport-Klasse fließen Erfah­run­gen und Erkennt­nis­se konti­nu­ier­lich in die Serien­ent­wick­lung ein.