INTERLAKEN (dpa) — Das Dokument ist die Mutter der Verhand­lungs­grund­la­gen: Auf dieser Basis sollen die Länder der Welt möglichst schnell stärke­re Maßnah­men zum Klima­schutz verein­ba­ren — und vor allem umsetzen.

Nach zähem Ringen hat sich der Weltkli­ma­rat am Sonntag auf seinen Synthe­se­be­richt über den Klima­wan­del geeinigt. Mehr als 600 Vertre­te­rin­nen und Vertre­ter aus Wissen­schaft und Politik haben seit vergan­ge­nen Montag Zeile für Zeile des Dokuments erörtert. Die Beratun­gen hätten schon Freitag enden sollen, dauer­ten aber bis Sonntag­abend. Der Bericht wird heute in Inter­la­ken in der Schweiz vorgestellt.

Dieser Synthe­se­be­richt eine der Grund­la­gen für kommen­de Klima­ver­hand­lun­gen, deshalb haben Regie­run­gen klare Inter­es­sen, was sie darin betont sehen wollen und was nicht. Es handelt sich um das Abschluss­do­ku­ment des 6. Sachstands­zy­klus des Weltkli­ma­rats (IPCC). In dem Zyklus sind seit 2018 sechs Einzel­be­rich­te erschie­nen. Es soll alle Erkennt­nis­se zusam­men­fas­sen und pointiert präsen­tie­ren. Die nächs­ten IPCC-Berich­te sind in fünf bis sieben Jahren zu erwarten.

Die Kernaus­sa­gen sind bereits klar: der Klima­wan­del schrei­tet rascher voran als erwar­tet und die bishe­ri­gen Klima­schutz­maß­nah­men reichen bei Weitem nicht aus, um die Erwär­mung auf 1,5 oder zumin­dest auf weniger als 2 Grad über dem vorin­dus­tri­el­len Niveau zu begrenzen.

«Ein extrem schwe­res Kooperationsproblem»

Ärmere Länder brauchen viel mehr finan­zi­el­le Unter­stüt­zung, um klima­schäd­li­che Emissio­nen zu vermei­den und sich für die bereits stark gestie­ge­nen Risiken von Dürren, Hitze­wel­len und Überschwem­mun­gen zu wappnen.

«Was darin steht, ist wissen­schaft­lich gesetzt, das wird nicht mehr in Frage gestellt», sagte Jochem Marotz­ke, der Direk­tor am Max-Planck-Insti­tut für Meteo­ro­lo­gie in Hamburg, der Deutschen Presse-Agentur. «Was daraus gemacht wird, ist eine andere Frage.» Marotz­ke hat an mehre­ren Berich­ten des Weltkli­ma­rats mitge­wirkt, ist aber an diesem Bericht nicht beteiligt.

Er ist nach eigenen Angaben pessi­mis­tisch, dass die Regie­run­gen nun tun, was dringend nötig ist: die Emissio­nen schnells­tens massiv senken. «Die Haltung ist oft: warum soll ich mich anstren­gen, wenn andere es nicht tun?» Das sei aber fatal. «Das ist ein extrem schwe­res Kooperationsproblem.»

Der Weltkli­ma­rat (IPCC) ist eine zwischen­staat­li­che Einrich­tung mit Vertre­tern der 195 Mitglieds­län­der. Er beauf­tragt die Wissen­schaft, etwa alle sieben Jahre sämtli­che Erkennt­nis­se zum Klima­wan­del zusam­men­zu­tra­gen. Der nächs­te Zyklus beginnt im Sommer.