MÜNCHEN (dpa) — Der Münch­ner Infek­tio­lo­ge Clemens Wendt­ner will eine schnel­le Corona-Impfpflicht für verschie­de­ne Berufs­grup­pen, um die Impflü­cke rasch zu schlie­ßen. «Eine erwei­ter­te berufs­grup­pen­be­zo­ge­ne und tempo­rä­re Impfpflicht kann dabei helfen, wir dürfen jetzt keine Zeit verlie­ren», der Chefarzt der Infek­tio­lo­gie an der München Klinik Schwa­bing der Deutschen Presse-Agentur. Sie müsse vor allem für Mitar­bei­ter wichti­ger Infra­struk­tu­ren wie Polizei und Feuer­wehr gelten, aber auch für Lehrkräfte.

«Mein persön­li­cher Wunsch ist, dass wir die einrich­tungs­be­zo­ge­ne Impfpflicht so schnell als möglich auf kriti­sche Infra­struk­tu­ren wie Polizei, Feuer­wehr und Schulen auswei­ten. Eine einrich­tungs­be­zo­ge­ne Impfpflicht kann schnel­ler umgesetzt werden. Bei einer allge­mei­nen Impfpflicht bin ich nicht sicher, ob wir das mit allen erfor­der­li­chen Diskus­sio­nen schnell hinkom­men», sagte Wendtner.

Bei den Lehrkräf­ten gehe es darum, die Schulen möglichst offen zu halten. «Es ist wichtig, dass wir die Kinder nicht dauernd in den Distanz­un­ter­richt schicken.» Zudem sollten Lehrkräf­te in der drohen­den Omikron­wel­le vor schwe­ren Verläu­fen geschützt werden. So könne Präsenz­un­ter­richt gesichert und notfalls bei dank Impfung symptom­lo­sen Verläu­fen wenigs­tens digital in Quaran­tä­ne weiter unter­rich­tet werden.

Der zusätz­li­che Vorschlag aus der Politik für eine Impfpflicht für ab einem Alter von 18 Jahren sei darüber hinaus aus seiner Sicht sinnvoll. Er halte eine zeitlich befris­te­te Impfpflicht für eine «maßvol­le Möglich­keit, aus dieser Endlos­schlei­fe heraus­zu­kom­men», sagte Wendt­ner. «Wir werden sonst weiter Wellen haben, die wir nur mit harten Maßnah­men überwin­den können.»

Vor zwei Jahren war Corona in Deutsch­land angekom­men. Spätnachts am 27. Januar 2020 hatte das bayeri­sche Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um den ersten Fall gemel­det — ein Mitar­bei­ter des Autozu­lie­fe­rers Webas­to in Gauting bei München hatte sich bei einer chine­si­schen Kolle­gin mit dem Virus infiziert, das anfangs noch nicht den wissen­schaft­li­chen Namen Sars-CoV‑2 trug. «Damals hat niemand die Tragwei­te richtig einschät­zen können», sagt Wendt­ner, bei dem damals die ersten — fast symptom­frei­en — Patien­ten lande­ten. Niemand habe geglaubt, «das wir zwei Jahre später noch ständig über die Pande­mie sprechen müssen».