STUTTGART (dpa/lsw) — Die Impfung gegen Humane Papil­lom­vi­ren basiert auf bahnbre­chen­den Erkennt­nis­sen des Heidel­ber­ger Virolo­gen zu Hausen. Für seine Grund­la­gen­for­schung erhielt er 2008 den Nobel­preis für Medizin. Doch bis heute lässt die Verbrei­tung der HPV-Impfun­gen zu wünschen übrig.

Die Corona-Krise hat sich auch auf die Impfun­gen von Kindern und Jugend­li­chen ausge­wirkt. Vor allem die Lücke bei der Impfung gegen Humane Papil­lom­vi­ren (HPV) berei­tet Sorgen. Nach dem am Freitag veröf­fent­lich­ten DAK Kinder- und Jugend­re­port waren HPV-Erstimp­fun­gen im Südwes­ten zwischen 2019 und 2021 um ein gutes Fünftel rückläu­fig. Dabei können diese sexuell übertrag­ba­ren Viren Gebär­mut­ter­hals­krebs, Anal- und Penis­krebs sowie Krebs im Mund-Rachen-Raum verur­sa­chen. Im Bund lag der Rückgang sogar bei einem knappen Viertel.

Für den Landes­krebs­ver­band ist die Entwick­lung ein Alarm­si­gnal. Vizeche­fin Marion von Warten­berg beton­te in Stutt­gart: «Mit einer HPV-Impfung kann viel Leid vermie­den werden.» Eltern sollten Jungen und Mädchen vor dem ersten Geschlechts­ver­kehr impfen lassen. Zwar kann der Rückgang mit der flexi­blen Impfzeit erklärt werden, heißt es in der Studie; aller­dings wurden 2021 die Immuni­sie­run­gen nicht nachge­holt. Vielmehr gingen die Werte weiter zurück, wie aus den Daten der 87.000 DAK-versi­cher­ten Kindern und Jugend­li­chen hervorgeht.

Siegfried Euerle, Landes­chef der DAK-Gesund­heit, unter­strich: «Vorsor­ge ist wichtig und Impfen eine Inves­ti­ti­on in die Zukunft.» Eltern müssten bei diesem Thema weiter sensi­bi­li­siert und aufklärt werden. Wer pande­mie­be­dingt die kosten- und weitge­hend risiko­lo­se HPV-Impfung in den vergan­ge­nen Jahren nicht vorge­nom­men habe, solle das rasch nachho­len. Der durch­schnitt­li­che Impfal­ter liegt bei 13 Jahren. Pro Jahr erkran­ken in Deutsch­land laut Robert Koch-Insti­tut über 4000 Frauen neu an Gebär­mut­ter­hals­krebs, rund 1600 sterben daran.

Bei den Gesamt­imp­fun­gen fiel zwischen 2019 und 2021 der reprä­sen­ta­ti­ven Analy­se zufol­ge das Minus im Land mit drei Prozent deutlich gerin­ger aus als im Bund (elf Prozent). In der bundes­wei­ten Rangfol­ge belegt Baden-Württem­berg den dritten Platz mit 39,8 Prozent in der Pande­mie mindes­tens ein Mal geimpf­ten jungen Menschen, hinter Primus Bayern (41,9 Prozent) und Sachsen (40,2 Prozent).

Die größten Rückgän­ge bei den Gesamt­imp­fun­gen betra­fen Diphthe­rie, Keuch­hus­ten, Tetanus und Kinder­läh­mung mit einem Minus von zwölf Prozent. Ein Sonder­fall ist nach DAK-Angaben die Masern-Mumps-Röteln-Impfung: Während die Dreifach-Impfung im Jahr 2021 in Baden-Württem­berg um sechs Prozent zurück­ging, stieg die Vierfach-Impfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpo­cken um 30 Prozent an, so dass der Rückgang mehr als ausge­gli­chen wurde.