REGION — Hochsommer im September, so fasst die Wetterwarte Süd in Bad Schussenried (Kreis Biberach) ihre Bilanz für den zurückliegenden Monat zusammen. Gegen Monatsende kam der abrupte Wechsel. Der September gilt zu Recht als “Mai des Herbstes”, wie er dieses Jahr mal wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Dabei war er aber noch deutlich wärmer als der “Wonnemonat” und bei Höchsttemperaturen um die 30 Grad fühlte man sich zeitweise sogar nochmals an den Hochsommer erinnert.
Nach einem verhaltenen Monatsbeginn zeigte sich der Sommer in bestechender Spätform. Mit kurzen Unterbrechungen bestimmten drei Wochen lang Hochdruckgebiete unser Wettergeschehen. Auf “Ismail”, “Jurij” und “Kevin” folgten “Leiki” und “Manfred”. Sie alle brachten uns viel Sonnenschein und für einen September ungewöhnlich hohe Temperaturen. Um die Monatsmitte herum gelangte mit einer südlichen Höhenströmung ein Schwall heißer Luft aus Nordafrika über die Alpen nach Süddeutschland. Obwohl die Sonne nur noch so hoch stand wie Ende März kletterte das Quecksilber an fünfzehn der insgesamt 88 Wetterstationen im Messnetz der Wetterwarte Süd über die 30-Grad-Hitzemarke. Bis zum 24. konnte der Bodensee absolut badetaugliche Temperaturen von 21 bis 24 Grad vorweisen, was um diese Zeit auch nicht alle Jahre vorkommt.
Am 25. beendete ein kräftiges, umfangreiches Tief den beeindruckenden Hochsommer im September. Über Nacht kühlte es um 15 Grad ab. Auf den Berghöhen fiel der erste Schnee und herbstlich frische Nächte, mancherorts mit Bodenfrost und Reif, ließen uns die Sommerbekleidung rasch gegen Pullover, Herbstjacke und Handschuhe eintauschen.
Bis dahin lag dieser September eindeutig auf Rekordkurs. Durch den empfindlichen Kaltlufteinbruch wurde er mit einer Durchschnittstemperatur von 15,2°C (Wetterzentrale Bad Schussenried) noch auf Platz fünf durchgereicht, hinter 2006 (16,3°C), 2016 (16,1°C), 1999 (16,1°C) und 1987 (15,4°C). Und auch in Sachen Sonnenscheindauer liegt er auf Platz fünf, nach 2018, 2003, 1997 und 2016. Mit neun Sommertagen (25 Grad und mehr) verfehlte er knapp den bisherigen Spitzenwert aus dem September 2016 (10 Sommertage).
Lange Zeit verteilten die Wolken ihr Wasser nur in homöopathischen Mengen über die Region, doch mit den Tiefausläufern kam einiges an Regen, allerdings wie so häufig in diesem Jahr wieder einmal extrem unterschiedlich und besonders nach Nordwesten gebietsweise erneut viel zu wenig. Während Thomas König in Waldburg 154,5 Liter und Karl-Heinz Schweigert in Leutkirch immerhin noch 122,0 Liter auf den Quadratmeter verzeichneten, waren es an den Niederschlagsstationen von Ewald Schuler in Inzigkofen und von Uwe Deppe in Münsingen-Rietheim lediglich 22,4 Liter/m². Jürgen Hieber vermeldete aus Tuttlingen mit 13,5 Liter/m² gar den niedrigsten Septemberwert seit 1891 (9 Liter/m²).
Bevor der Herbst endgültig mit feucht-kaltem Wetter, Frost und Glätte ins Land zieht, stellt sich meistens nochmals eine länger anhaltende Hochdrucklage ein, die uns nach Nebelauflösung tagsüber angenehm mildes und schönes Wetter bringt, der “Goldene Oktober”. Bleibt nur zu hoffen, dass sich Petrus der Statistik besinnt.
Die September-Werte:
Tiefste Temperatur am 28.: + 4,5°C (+ 3,4°C)
Höchste Temperatur am 15.: + 28,8°C (+ 26,4°C)
Durchschnittliche Monatstemperatur: + 15,24 °C (+ 14,0°C)
Monatssumme des Niederschlags: 57,5 mm (64,1 mm)
Gesamtsonnenscheindauer: 198,7 Stunden (180,8 Stunden)
(Die Messwerte beziehen sich auf die Wetterzentrale in Bad Schussenried, die Zahlen in Klammern geben die Vorjahreswerte an!)