BERLIN (dpa) — Lange Strän­de und klares, blaues Wasser — der perfek­te Urlaub? Für manche bestimmt. Doch was tun, wenn die Mitrei­sen­den lieber beim Wandern entspan­nen? Wie kommt die Erholung im Urlaub nicht zu kurz?

Die warme Jahres­zeit ist für viele sicher­lich ein Licht­blick nach Zeiten stren­ger Kontakt­be­schrän­kun­gen und hoher Infektionszahlen.

Seit Kurzem nutzen gerade Famili­en den Sommer, um noch schnell eine Auszeit im Juli oder August zu buchen, wie ein Sprecher des Deutschen Reise­ver­bands (DRV) der Deutschen Presse-Agentur sagt. Ungemach droht im sponta­nen Sommer­ur­laub aber mögli­cher­wei­se nicht nur wegen der dynami­schen Corona-Lage.

Dauer

Kaum beginnt der Urlaub, schon ist er vorbei — das Gefühl ist wohl bekannt. Mindes­tens zwei Wochen sollten es nach Einschät­zung von Micha­el Sadre-Chira­zi-Stark sein. Der Facharzt für Psych­ia­trie und Psycho­the­ra­pie sagt, dass der Körper so genügend Zeit bekom­me, «um in unseren eigenen, indivi­du­el­len biolo­gi­schen Rhyth­mus zurück­zu­fin­den». Über das Jahr hinweg mache es aber die Mischung: Neben ausge­dehn­ten Reisen würden zusätz­li­che Kurztrips helfen. «Kleine Fluch­ten wie ein verlän­ger­tes Wochen­en­de sind natür­lich extrem wichtig», sagt der Medizi­ner mit Praxis in Hamburg.

Wetter

Sommer, Palmen, Sonnen­schein — was kann schöner sein? Nicht viel, wenn es nach der Reise­psy­cho­lo­gin und Blogge­rin Chris­ti­na Miro geht. Demnach fördern Sonnen­strah­len etwa die musku­lä­re Entspan­nung und stimu­lie­ren die Produk­ti­on von Glücks­hor­mo­nen. Nur Eincre­men bitte nicht verges­sen! Nach DRV-Infor­ma­tio­nen zieht es die Deutschen im Sommer 2021 vornehm­lich an das sonni­ge Mittel­meer. Aber Vorsicht! Wärmer bedeu­tet nicht gleich mehr Entspan­nung. Die Anpas­sung an Klima, Zeitzo­ne oder Höhen­me­ter koste Kraft und verzö­ge­re die Erholung, so Sadre-Chira­zi-Stark. «Wenn wir Hambur­ger in die Berge fahren, dann brauchen wir eine Zeit lang, um zu adaptieren.»

Buchung

Pauschal­ur­laub oder doch das große Reise­aben­teu­er auf eigene Faust? Schon bei dieser Frage kann Stress entste­hen. Für Entspan­nung sorge der Kontrast zum Alltag, sagt Sadre-Chira­zi-Stark. «Ein Finanz­be­am­ter, der nur am Schreib­tisch sitzt, der braucht vielleicht als Ausgleich einen Abenteu­er­ur­laub, vielleicht Backpack­ing oder so was.» Pande­mie­be­dingt setzen viele Menschen im Jahr 2021 auf Sicher­heit. Die Mehrzahl der Urlaubs­rei­sen werden nach DRV-Angaben pauschal gebucht und gehen etwa auf die spani­schen Inseln Mallor­ca und die Kanaren sowie auf die griechi­schen Inseln und an die türki­sche Rivie­ra. Einige Veran­stal­ter bieten Absiche­rungs­pa­ke­te an, falls man sich am Urlaubs­ort mit dem Corona­vi­rus anste­cken sollte.

Reise­be­glei­ter

Nicht nur Strand und Meer machen einen schönen Urlaub — sondern auch dieje­ni­gen, mit denen man die Zeit teilt. «Die richti­gen Menschen um sich herum können zur Erholung beitra­gen», sagt Blogge­rin Miro. So leicht ist es aber nicht: «Ein Urlaub mit Familie ist immer auch ein Kompro­miss», betont Sadre-Chira­zi-Stark. Haben etwa die Kinder Lange­wei­le, könne der Urlaub schnell zur Gedulds­pro­be werden. Gemein­sam mit der Familie zu verrei­sen sei übrigens lange Zeit unüblich gewesen, sagt Hasso Spode, Leiter des Histo­ri­schen Archivs zum Touris­mus der Techni­schen Univer­si­tät Berlin. «Die Familie spiel­te im frühen Touris­mus kaum eine Rolle. Da sind die Männer allei­ne irgend­wo losge­zo­gen, wie Goethe eben.» Mütter dagegen seien etwa mit ihren Töchtern ins Kurbad gefah­ren — auf der Suche nach einer guten Partie für den Nachwuchs. «Der Famili­en­ur­laub im heuti­gen Sinne entsteht erst um 1900», erläu­tert Spode.

Verpfle­gung

«Hangry» — so nennt das «Pons»-Wörterbuch den Zustand, wenn man «vor lauter Hunger total aggres­siv oder gereizt» ist. Es handelt sich dabei um eine Verbin­dung aus den engli­schen Wörtern «hungry» und «angry». Mit einem Loch im Magen lässt sich sicher­lich nur schwer entspan­nen. Doch auch hier kommt es auf den richti­gen Rahmen an, wie Sadre-Chira­zi-Stark betont. Wer sich im Urlaub selbst versor­ge, solle darauf achten, dass nicht verdeckt der Alltag zurück­kom­me. «Wenn da nicht die ganze Familie anpackt, dann ist das wieder eine Belas­tung für denje­ni­gen, der zuhau­se kocht und einkauft.» Für Abhil­fe könne all-inclu­si­ve sorgen, doch dann falle natür­lich das Abenteu­er flach.

Von Jonas Klüter, dpa