Loben­de Worte tragen dazu bei, die Bezie­hung in der Freund­schaft oder der Liebe zu verbes­sern. Doch warum ist das so? Und darf es dabei auch mal oberfläch­lich zugehen?

BERLIN (dpa) — Schöne Haare, ausge­fal­le­ne Kochküns­te oder eine tolle Stimme — solche oder ähnli­che Kompli­men­te über sich selbst hört jeder gerne. Am Montag (1. März) ist Tag der Kompli­men­te und damit der richti­ge Zeitpunkt, um einen Blick auf ihre Wirkung zu werfen.

Der Umgang mit bewun­dern­den Worten ist nicht jeder­manns Gabe. Allein schon die Reakti­on auf ein Lob bringt manche in Verle­gen­heit. Anderen fällt es schwer, aus eigener Initia­ti­ve Positi­ves bei anderen anzuer­ken­nen. In der Psycho­lo­gie gilt unter­des­sen als erwie­sen, dass Kompli­men­te Glücks­ge­füh­le steigern.

Das bestä­tigt Wissen­schaft­le­rin Judith Mangels­dorf, Direk­to­rin der Deutschen Gesell­schaft für Positi­ve Psycho­lo­gie. «Kompli­men­te sorgen in unserem Gehirn für Bewegung. Es werden Glücks­hor­mo­ne ausge­schüt­tet wie beispiels­wei­se Oxyto­cin, das zwischen Menschen für Verbun­den­heit sorgt», sagt sie. Zudem können ihr zufol­ge auch andere Glücks­hor­mo­ne wie Dopamin oder Seroto­nin produ­ziert werden. Der Körper merkt: Hier ist etwas Positi­ves passiert. Mangels­dorf forsch­te an der Freien Univer­si­tät Berlin und am Max-Planck-Insti­tut für Bildungsforschung.

Die Positi­ve Psycho­lo­gie beschäf­tigt sich mit den positi­ven Aspek­ten des Mensch­seins und des mensch­li­chen Mitein­an­ders. Ihre Wurzeln reichen bis in die 1940er Jahre zurück. Damals stell­te der US-Wissen­schaft­ler Abraham Maslow fest, dass es unter­schied­li­che Arten von Grund­be­dürf­nis­sen gibt. Das Loben gehört dabei konkret zur Stufe des Selbst­wert­ge­fühls. Maslow zufol­ge bestä­ti­gen Kompli­men­te die Anerken­nung und steigern somit auch den eigenen Selbstwert.

Aber auch die moder­ne experi­men­tel­le Forschung belegt, dass Kompli­men­te hilfreich sein können. Eine japani­sche Studie von 2012 zeigte etwa, dass loben­de Worte sogar die motori­schen Fähig­kei­ten verbes­sern können: Die Wissen­schaft­ler ließen Proban­den mit ihren Fingern Aufga­ben auf einer Tasta­tur lösen. Die eine Gruppe wurde danach gelobt, die andere nicht. In der zweiten Übungs­run­de zeigten sich die Teilneh­mer, deren Leistung anerkannt wurde, viel kompe­ten­ter als die anderen.

Es fällt nicht jedem leicht, Kompli­men­te anzuneh­men. Großes Inter­es­se bekam vielleicht genau deshalb einst die «Kompli­ment-Dusche» im Bremer Museum namens Univer­sum. Dort konnten sich Besucher unter eine Dusche stellen und bekamen statt Wasser loben­de Worte zugeru­fen: «Dein Lächeln ist bezau­bernd» oder «Du bist einfach klasse!»

Kompli­men­te treten in vielen Bezie­hun­gen des Menschen auf. Neben Freund­schaf­ten und auf der Arbeit spielen schöne Worte beson­ders in der Liebe eine große Rolle. «In einer Bezie­hung sind Kompli­men­te kleine Gewür­ze, die den Alltag schöner machen. Das sind die kleinen Geschen­ke, die die Freund­schaft erhal­ten — aber auch die Liebe», sagt Nina Deißler, Traine­rin und Coachin für eine erfolg­rei­che Partnersuche.

Es kann aller­dings auch passie­ren, dass ein Kompli­ment beim Gegen­über nicht gut ankommt — und dann? Deißler nennt ein Beispiel: «Wenn mir jemand ein sexis­ti­sches Kompli­ment macht, über das ich mich in diesem Moment nicht freuen kann, gehe ich dennoch meistens erstmal davon aus, dass es gut gemeint ist. Ich weise die Person freund­lich darauf hin, dass dies nicht so gut ankommt bei mir. Das reicht meistens vollkom­men aus.»

Ob ein Kompli­ment gut oder schlecht ankommt, hängt auch von der Situa­ti­on ab. So macht es zum Beispiel einen Unter­schied, ob eine Frau mit dem Partner zum Candle-Light-Dinner verab­re­det ist oder ob sie montag­mor­gens auf dem Weg zur Arbeit ist. Wissen­schaft­le­rin Mangels­dorf empfiehlt, auf die jewei­li­ge Situa­ti­on zu achten. «Es macht viel Sinn, darüber nachzu­den­ken, wann und in welchem Kontext ein Kompli­ment wirklich angebracht und stimmig ist.»

Die besten Kompli­men­te bezie­hen sich zudem nicht auf Äußer­lich­kei­ten, sondern viel mehr auf die inneren Quali­tä­ten des Gegen­über, findet Mangels­dorf. Man solle sich die Frage stellen: «Welche Stärken und Werte sehe ich im anderen?»

Trotz­dem sieht Mangels­dorf keinen Grund, auf Oberfläch­lich­kei­ten zu verzich­ten. «In der deutschen Menta­li­tät denken wir sehr schnell, es sei besser zu schwei­gen, wenn wir nichts wirklich Tiefgrün­di­ges zu sagen haben», sagt sie. «Doch auch ein oberfläch­li­ches Kompli­ment, das ernst gemeint ist, verfehlt seine Wirkung nicht und ist besser, als ganz zu schwei­gen.» Die Lebens­zu­frie­den­heit werde gestei­gert — und zwar sowohl für denje­ni­gen, der die Anerken­nung erhält, als auch für den, der sie ausspricht.