DOHA (dpa) — 48 Stunden vor dem WM-Auftakt setzt sich Gastge­ber Katar doch noch durch: Rund um die Stadi­en wird kein Alkohol verkauft. Es ist nicht die ersten Kehrt­wen­de entge­gen der Faninteressen.

Mit einem kurzfris­ti­gen Verbot von alkoho­li­schem Bier im Stadi­on­be­reich hat WM-Gastge­ber Katar die Fußball-Fans überrum­pelt und Sorgen vor Willkür geschürt.

Entge­gen der Kritik und Sponso­ren­in­ter­es­sen kippte das Emirat am Freitag die mit dem Weltver­band FIFA verein­bar­te Kompro­miss­lö­sung, die den Verkauf zumin­dest im Umfeld der acht Arenen ermög­licht hätte. Es werde weiter­hin ein «angeneh­mes, respekt­vol­les und zufrie­den­stel­len­des» Stadi­on­er­leb­nis sicher­ge­stellt, teilte die FIFA mit. Bierspon­sor Budwei­ser schrieb bei Twitter: «Also, das ist misslich» — und lösch­te den Tweet wenig später wieder.

Damit müssen sich die Fans kurz vor dem WM-Eröff­nungs­spiel zwischen Gastge­ber Katar und Ecuador am Sonntag (17.00 Uhr) erneut umstel­len. Mitte August war die Auftakt­par­tie überra­schend um einen Tag vorge­zo­gen worden — was der FIFA dem Verneh­men nach auch nur bedingt gefiel. Beides deutet auf verscho­be­ne Macht­ver­hält­nis­se zwischen dem Weltver­band und dem WM-Ausrich­ter hin: Vor der WM 2014 hatte Brasi­li­en als Garan­tie für die FIFA ein generel­les Alkohol­ver­bot für die Stadi­en gekippt. 

Weiter­hin alkohol­frei­es Bier

In und um die Stadi­en in Katar wird weiter­hin alkohol­frei­es Bier verkauft, alkohol­hal­ti­ge Geträn­ke können Fans unter anderem beim offizi­el­len Fanfest in der Haupt­stadt Doha konsu­mie­ren. Wie in dem streng islami­schen Land auch außer­halb der WM-Zeit üblich, werden die Preise dafür um umgerech­net 15 Euro liegen. 

«Manche Fans mögen Bier während des Spiels und andere nicht — aber das wirkli­che Problem ist der U‑Turn in letzter Minute, der ein größe­res Problem offen­bart», schrieb die Fan-Organi­sa­ti­on «Football Support­ers’ Associa­ti­on». Es gebe einen «völli­gen Mangel an Kommu­ni­ka­ti­on und Klarheit», der die «verständ­li­chen Sorgen» der Fans schüre, dass auch andere Zugeständ­nis­se nicht einge­hal­ten würden. 

In Deutsch­land promi­nent über Innen­mi­nis­te­rin Nancy Faeser (SPD) platziert waren «Sicher­heits­ga­ran­tien» für alle Fans trotz des gesetz­li­chen Verbots von Homose­xua­li­tät in Katar. «Es geht hier erstmal gar nicht ums Bier», schrieb das «Bündnis Aktiver Fußball-Fans» (BAFF) bei Twitter. Wenn aber zwei Tage vor dem Turnier «alles komplett über den Haufen» gewor­fen würde, «ohne dass die FIFA irgend­was tun könnte, kann man sich ja auch ausma­len was die verspro­che­nen “Sicher­heits­ga­ran­tien” wert sein werden».

US-Braukon­zern wichti­ger Großsponsor

Rund um den Alkohol-Ausschank bei dem Turnier hatte es zuvor schon Diskus­sio­nen gegeben. Anfang der Woche wurden laut Medien­be­rich­ten bereits errich­te­te Verkaufs­stän­de rund um die Stadi­en wieder abgebaut. Zunächst hieß es, diese sollten an anderer Stelle wieder aufge­baut werden. Die FIFA hatte die Berich­te über eine Änderung des Ausschank-Konzep­tes zunächst zurück­ge­wie­sen. Der US-Braukon­zerns Anheu­ser-Busch (AB InBev) ist einer der wichti­gen Großspon­so­ren des Weltverbands.

«Als Partner der FIFA seit über drei Jahrzehn­ten freuen wir uns auf unsere Kampa­gnen auf der ganzen Welt, um den Fußball mit unseren Konsu­men­ten zu feiern», teilte AB InBev mit und sprach bezogen auf die Stadi­en von «Umstän­den, auf die wir keinen Einfluss haben».

Dass inner­halb der Stadi­en während der Endrun­de vom 20. Novem­ber bis 18. Dezem­ber kein alkohol­hal­ti­ges Bier verkauft wird, gehör­te schon zum Ursprungs­kon­zept. Ausnah­men sollten spezi­el­le VIP-Pakete für die Logen sein. Alkohol ist in Katar nicht gänzlich verbo­ten, wird aber nur sehr einge­schränkt etwa in Bars oder Restau­rants bestimm­ter Hotels ausge­schenkt. Auslän­der, die eine Aufent­halts­ge­neh­mi­gung haben, können ihn auch in einem Geschäft kaufen, müssen aber älter als 21 Jahre sein und brauchen dafür eine Erlaubnis.