DUBAI/MÜNCHEN (dpa) — Die Hoffnung auf eine Wiesn 2021 schwin­det. In der Pande­mie scheint ein solches Massen-Fest kaum denkbar. Ein priva­ter Veran­stal­ter will nun ein Volks­fest nach Oktober­fest-Art in Dubai aufzie­hen, gleich mit neuem Rekord noch etwas größer. Aller­dings: nicht die erste Kopie.

Die Stadt München geht auf Distanz zu den Plänen eines Oktober­fests in Dubai. Bierfes­te gebe es überall, sagte der Münch­ner Wirtschafts­re­fe­rent und Wiesn-Chef Clemens Baumgärt­ner (CSU) am Freitag. Aber: «Es gibt nur ein echtes Oktober­fest, und das ist in München», sagte Baumgärt­ner. «Wir werden alle juris­ti­schen Möglich­kei­ten prüfen, um unser Münch­ner Oktober­fest zu schützen.»

Die Stadt teilte zudem schrift­lich mit: «Die jetzt bekannt gewor­de­nen Pläne werden von den Veran­stal­tern des Events in Dubai weder im Auftrag noch mit Zustim­mung der Landes­haupt­stadt München verfolgt.»

Weder den Münch­ner Wiesn-Wirten noch den Schau­stel­lern sind bisher Kolle­gen bekannt, die in Dubai dabei sein wollen. «Mir ist keiner bekannt, der hinfährt», sagte der Vorsit­zen­de des Münch­ner Schau­stel­ler­ver­ban­des, Peter Bausch, der dpa. Ähnlich äußer­te sich der Sprecher der Wiesn­wir­te, Peter Inselkammer.

Das Oktober­fest in Dubai wäre keines­wegs das erste Bierfest, das unter diesem Namen firmiert. Mehr als 2000 Nachah­mer gab es nach Schät­zun­gen vor der Pande­mie weltweit. 2020 dürften die aller­meis­ten ausge­fal­len sein.

Baumgärt­ner sagte, angesichts der aktuel­len Corona-Lage sehe er kaum eine realis­ti­sche Chance auf ein Münch­ner Oktober­fest 2021. Das Volks­fest an den Golf zu verla­gern, sei aber «völlig absurd». Das Münch­ner Flair würde fehlen. Klima­an­la­gen müssten die Zelte kühlen; allein die Verschif­fung von Fahrge­schäf­ten würde «mal schlap­pe sechs Wochen» dauern. Zudem seien viele Fahrge­schäf­te gar nicht geeig­net, um auf sandi­gem Grund zu stehen. Und schließ­lich mache Corona nicht vor Dubai halt. «Ich bin gespannt, wer sich da hin traut.» Er sorge sich auch um Schau­stel­ler, die Dubai als Rettungs­an­ker sehen könnten — um am Ende «Geld in der Wüsten­son­ne zu verbrennen».

Zunächst hatte am Donners­tag die «Bild»-Zeitung über die Dubai-Pläne berich­tet. Nach Angaben der priva­ten Veran­stal­ter soll die Golf-Ausga­be des Oktober­fests zeitgleich zur dort geplan­ten Expo-Weltaus­stel­lung im Oktober öffnen und bis Ende März 2022 dauern. Ähnlich wie beim Münch­ner Vorbild wollen die Veran­stal­ter Bierzel­te, Fahrge­schäf­te und Buden aufbau­en lassen.

Geplant sind 620 Betrie­be auf 400 000 Quadrat­me­tern. Das ist etwas mehr als beim Münch­ner Oktober­fest, das knapp 35 Hektar — also 350 000 Quadrat­me­ter — umfasst, bei rund 550 Betrie­ben. Die Münch­ner Besucher­zahl von sechs Millio­nen in nur gut zwei Festwo­chen zu toppen, ist in Dubai nicht angedacht.

«Nicht zuletzt wegen der Pande­mie sind Attri­bu­te wie Sommer und Sonne, gesel­li­ge Treffen mit Freun­den und ein unbeschwer­tes Freiheits­ge­fühl der neue Luxus. All das und noch vieles mehr hätte Dubai zu bieten», teilten die Veran­stal­ter weiter mit. Was das Ganze kosten soll, blieb zunächst offen. Man sei in der Planung, somit gebe es unter anderem hierzu keine Angaben, sagte ein Sprecher am Freitag.

Rund um den Globus ist das Oktober­fest ein Schla­ger. Die bayeri­sche Gemüt­lich­keit boomte unter Palmen in der Karibik ebenso wie im hohen Norden. Unter anderem in Brasi­li­en, den USA, Japan, Spani­en, Russland oder auf Hawaii feier­ten Menschen Oktober­fes­te — oder das, was sie dafür halten. Eines der größten Oktober­fes­te mit — vor Corona — 1,5 Millio­nen Besuchern hat Blumen­au in Brasilien. 

Von Sabine Dobel, dpa