Die Zahl der täglich neu festge­stell­ten Corona-Infek­tio­nen steigt immer weiter. Famili­en­fei­ern und Reise­rück­keh­rer tragen nach Einschät­zung der Bundes­re­gie­rung dazu bei. Durch mehr Tests werden außer­dem mehr Fälle erkannt.

Der Höhepunkt bei den täglich gemel­de­ten Neuan­ste­ckun­gen hatte Ende März/Anfang April bei mehr als 6000 gelegen, danach waren die Werte deutlich gesunken.

Die Bundes­re­gie­rung hatte in den vergan­ge­nen Tagen mit Blick auf die Entwick­lung immer wieder auf priva­te Feiern verwie­sen, bei denen Corona-Regeln nicht einge­hal­ten würden. Viele der derzei­ti­gen Ausbrü­che gingen genau auf solche Feiern und Partys zurück, hatte Regie­rungs­spre­cher Steffen Seibert am Freitag gesagt.

Im RKI-Lagebe­richt vom Freitag (21.8.) heißt es, bundes­weit gebe es eine große Anzahl kleine­rer Ausbruchs­ge­sche­hen, die beispiels­wei­se mit größe­ren Feiern im Famili­en- und Freun­des­kreis in Verbin­dung stehen. Hinzu komme, dass Corona-Fälle zu einem großen Anteil unter Reise­rück­keh­rern, insbe­son­de­re in den jünge­ren Alters­grup­pen, identi­fi­ziert würden.

Zudem wird deutlich mehr getes­tet, wodurch mehr Infek­tio­nen entdeckt werden. Während Ende April nach RKI-Daten in einer Woche rund 364.000 Tests durch­ge­führt wurden, waren es Ende Juli rund 560.000 und Mitte August mehr als 875.000 in einer Woche. Reise­rück­keh­rer können sich seit Ende Juli kosten­los testen lassen. Für Rückkeh­rer aus Risiko­ge­bie­ten gilt seit 8. August sogar eine Testpflicht. Verschie­de­ne Bundes­län­der haben außer­dem die Möglich­keit für Beschäf­tig­te in Schulen und Kitas geschaf­fen, sich mehrfach kosten­los testen zu lassen.

Rein ortsbe­zo­gen passie­ren die meisten Corona-Übertra­gun­gen laut einer RKI-Unter­su­chung in Privat­haus­hal­ten und Alten­hei­men. Aller­dings gab es bei einem Ausbruch zu Hause im Schnitt nur jeweils 3,2 Infizier­te — die Übertra­gung fand also wohl nur auf weite­re Famili­en­mit­glie­der statt. Die zweit­meis­ten Corona-Ausbrü­che gehen auf Alten- und Pflege­hei­me zurück. In diesen Einrich­tun­gen steck­ten sich bei einem Ausbruch aber im Schnitt fast 19 Perso­nen an. Beson­ders hoch ist die Anste­ckungs­ge­fahr demnach beim Ausbruch in einem Flücht­lings­heim — im Schnitt wurden 21 Fälle pro Ausbruch erfasst, so viele wie nirgends sonst.

Schulen spielen der RKI-Studie zufol­ge — bislang zumin­dest — keine Rolle bei den Infek­tio­nen. Das RKI ordnet ihnen nur 31 Ausbrü­che und 150 Infek­tio­nen zu. Auch Restau­rants, Hotels oder Büros sind bislang Neben­schau­plät­ze. Ausbrü­che in der Bahn lassen sich laut RKI nur schwer ermit­teln, da die Identi­tät eines Kontak­tes kaum nachvoll­zieh­bar sei. Das RKI weist aller­dings darauf hin, dass nicht bei allen erfass­ten Fällen die Quellen­su­che der Infek­ti­on ganz sicher verlau­fen ist.

Seit Beginn der Corona-Krise haben sich mindes­tens 232.082 Menschen in Deutsch­land nachweis­lich mit dem Virus Sars-CoV‑2 infiziert, wie das RKI melde­te. Die Zahl der Todes­fäl­le im Zusam­men­hang mit einer Corona-Infek­ti­on liegt nach RKI-Angaben bei 9267. Seit dem Vortag wurden sieben Todes­fäl­le mehr gemel­det. Bis Samstag­mor­gen hatten etwa 206.600 Menschen die Infek­ti­on nach RKI-Schät­zun­gen überstanden.

Die Repro­duk­ti­ons­zahl, kurz R‑Wert, lag nach RKI-Schät­zun­gen in Deutsch­land laut Mittei­lung vom Samstag bei 1,13 (Vortag: 1,02). Das bedeu­tet, dass ein Infizier­ter im Mittel etwa einen weite­ren Menschen ansteckt. Der R‑Wert bildet jeweils das Infek­ti­ons­ge­sche­hen etwa einein­halb Wochen zuvor ab.

Zudem gibt das RKI einen sogenann­ten Sieben-Tage-R-Wert an. Er bezieht sich auf einen länge­ren Zeitraum und unter­liegt daher weniger tages­ak­tu­el­len Schwan­kun­gen. Nach RKI-Schät­zun­gen lag dieser Wert nach Angaben von Samstag bei 1,16 (Vortag: 1,12). Er zeigt das Infek­ti­ons­ge­sche­hen von vor acht bis 16 Tagen.

Bundes­kanz­le­rin Angela Merkel (CDU) und die Minis­ter­prä­si­den­ten der Länder wollen am kommen­den Donners­tag in einer Video­kon­fe­renz über das weite­re Vorge­hen in der Pande­mie beraten. Es dürfte um einheit­li­che­re Corona-Regeln gehen. In den Ländern sind die Vorga­ben für Veran­stal­tun­gen, Feiern und Bußgel­der bei Masken­ver­stö­ßen im Moment ganz unter­schied­lich. Bayerns Minis­ter­prä­si­dent Markus Söder (CSU) sprach sich für bundes­ein­heit­li­che Regelun­gen zur Masken­pflicht und bei Bußgel­dern aus. Für ihn stehe eher die Frage im Raum, dass die Masken­pflicht verstärkt werden müsse, sagte er im Deutschlandfunk.

Der CDU-Außen­po­li­ti­ker Norbert Röttgen, der sich auch um den CDU-Vorsitz bewor­ben hat, schrieb am Samstag bei Twitter zu den gestie­ge­nen Corona-Zahlen: «Wir müssen endlich begin­nen, Corona als Teil unseres Lebens zu begrei­fen und uns an das Virus anpas­sen. In allen Lebens­be­rei­chen, denn das Virus unter­schei­det nicht zwischen priva­tem und öffent­li­chen Raum.»