NEW YORK (dpa) — Jeder vierte Mensch auf der Welt hat keinen ausrei­chen­den Zugang zu saube­rem Trink­was­ser. Eine hochran­gig besetz­te UN-Konfe­renz soll nun neuen Schwung im Kampf gegen die Wasser­knapp­heit bringen.

Die weltwei­te Trink­was­ser-Knapp­heit wird sich einer Studie der Verein­ten Natio­nen (UN) zufol­ge weiter verstär­ken. Dies sei eine Folge von zuneh­men­den Umwelt­pro­ble­men und wirtschaft­li­chen Schwie­rig­kei­ten in Verbin­dung mit erhöh­ter Süßwas­ser­ver­schmut­zung, heißt es im Weltwas­ser­be­richt der Unesco zum Start der UN-Wasser­kon­fe­renz in New York am Mittwoch.

«Je nach Jahres­zeit wird Wasser infol­ge des Klima­wan­dels knapp, und zwar sowohl dort, wo es heute noch im Überfluss vorhan­den ist — wie in Zentral­afri­ka, Ostasi­en und Teilen Südame­ri­kas — wie auch verschärft dort, wo es bereits heute knapp ist — wie im Nahen Osten und in der Sahel­zo­ne.» Im Jahres­schnitt lebten 10 Prozent der Weltbe­völ­ke­rung in Ländern mit hoher oder kriti­scher Gefahr von Proble­men durch Wasserknappheit.

Am Mittwoch war der erste Tag der UN-Wasser­kon­fe­renz in New York, die bis zum Freitag läuft. Es ist das erste große UN-Treffen seit 1977, bei dem ausschließ­lich das Thema Wasser behan­delt wird. Dabei wird bis Freitag eine Zwischen­bi­lanz zur Halbzeit der sogenann­ten Inter­na­tio­na­len Wasser-Aktions­de­ka­de von 2018 bis 2028 gezogen.

Kein großes Abkom­men geplant

Ein beson­de­rer Fokus liegt darauf, inwie­weit inter­na­tio­nal beschlos­se­ne Ziele, unter anderem das UN-Nachhal­tig­keits­ziel zum Zugang für alle Menschen zu saube­rem Wasser, erreicht werden können. Zum Auftakt haben sich Dutzen­de Minis­te­rin­nen und Minis­ter und auch einige Staats- und Regie­rungs­chefs angekün­digt. Auf der Konfe­renz wird über kein großes Abkom­men verhan­delt, es soll aber über ein nicht-verbind­li­ches Aktions­pa­pier abgestimmt werden.

«Klima­kri­se, Arten­aus­ster­ben und Verschmut­zungs­kri­se sind die drei ökolo­gi­schen Krisen unserer Zeit. Sie bedro­hen unsere natür­li­chen Lebens­grund­la­gen, insbe­son­de­re die Ressour­ce Wasser», sagte Bundes­um­welt­mi­nis­te­rin Steffi Lemke (Grüne), die am Mittwoch für Deutsch­land bei der Konfe­renz sprechen soll. Nachhal­ti­ges Wasser­ma­nage­ment sei gleich­zei­tig ein zentra­ler Schlüs­sel zur Lösung globa­ler Krisen.

Außen­mi­nis­te­rin Annale­na Baerbock (Grüne) warnte vor drohen­den Kriegen um den Zugang zu knappen Wasser­quel­len in vielen Teilen der Welt. Die Klima­kri­se verschär­fe die Situa­ti­on von Tag zu Tag. Deshalb sei es wichtig, Wasser auch über Landes­gren­zen hinweg fair zu vertei­len: «Wasser ist nicht nur Leben, Wasser ist Sicherheit».

Die Fortschrit­te beim Errei­chen des Nachhal­tig­keits­ziels und seiner Unter­zie­le nennt die UN-Studie unter­des­sen unzurei­chend. «Für die Errei­chung mancher Ziele braucht es nun eine mindes­tens viermal so schnel­le Umset­zungs­ge­schwin­dig­keit», heißt es. Weltweit haben zwei Milli­ar­den Menschen — etwa jeder vierte — keinen Zugang zu saube­rem Wasser.

Laut Bericht wird der weltwei­te Wasser­ver­brauch bis zum Jahr 2050 ähnlich wie in den vergan­ge­nen 40 Jahren jährlich um voraus­sicht­lich etwa ein Prozent steigen. In ärmeren Ländern bestehe vor allem ein Risiko wegen mangel­haf­ter Wasser­qua­li­tät, in Indus­trie­län­dern sei der Verbrauch durch die Landwirt­schaft proble­ma­tisch. Durch die Klima­kri­se seien bestimm­te Regio­nen zuneh­mend häufig extre­men und langan­hal­ten­den Dürren ausge­setzt, was gravie­ren­de Folgen für die Pflan­zen- und Tierwelt habe.

Umwelt­or­ga­ni­sa­tio­nen wie der WWF bezeich­nen die Konfe­renz als «überfäl­lig». Nirgend­wo schrei­tet das Arten­ster­ben so stark voran wie in Flüssen und Feuchtgebieten.