BERLIN (dpa) — Auch im neuen Jahr gehen zahlrei­che Gegner der Corona-Maßnah­men auf die Straße. Überwie­gend bleibt es fried­lich, in mehre­ren Bundes­län­dern kommt es jedoch zu Ausschreitungen.

Zehntau­sen­de Menschen haben am Abend bundes­weit gegen die Corona-Maßnah­men demons­triert — oft bei nicht geneh­mig­ten sogenann­ten Spaziergängen.

Allein in Baden-Württem­berg gingen geschätzt rund 50.000 Menschen auf die Straßen. Diese Zahl nannte Landes­in­nen­mi­nis­ter Thomas Strobl (CDU) für die Teilneh­mer und Teilneh­me­rin­nen bei den oft nicht geneh­mig­ten und unange­mel­de­ten sogenann­ten Spazier­gän­gen. Das wären deutlich mehr Menschen als bisher angenom­men. Die Behör­den gingen von landes­weit 170 Veran­stal­tun­gen aus. Rund 2500 Polizei­be­am­te seien im Einsatz gewesen.

In Thürin­gen gingen laut Polizei rund 17.000 Menschen auf die Straße. In Mecklen­burg-Vorpom­mern betei­lig­ten sich rund 12.000 Menschen in mehr als 20 Städten an angemel­de­ten «Lichter­spa­zier­gän­gen», Kundge­bun­gen sowie nicht angemel­de­ten Schwei­ge­mär­schen. In bayeri­schen Städten und Gemein­den versam­mel­ten sich etwa 10.000 Menschen. Dabei blieb es größten­teils fried­lich. Auch gab es zahlrei­che Aufzü­ge von Gegen­de­mons­tran­ten, die in Städten wie Trier und Rostock Positi­on bezogen.

Ausschrei­tun­gen: 14 verletz­te Beamte

In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Hessen kam es bei Protes­ten gegen die staat­li­chen Beschrän­kun­gen zu Ausschrei­tun­gen. Im sächsi­schen Lichten­stein wurden laut Polizei Beamte attackiert. Demnach hatten sich in einen Pulk von etwa 200 Demons­tran­ten etwa 60 gewalt­be­rei­te junge Leute gemischt. Insge­samt seien 14 Beamte verletzt worden. «Eine Person versuch­te, einem Beamten die Dienst­waf­fe zu entrei­ßen und ein Polizist erlitt eine Bissver­let­zung durch einen Teilneh­mer der Versamm­lung», teilte die Polizei weiter mit.

In Thürin­gen wurden teils Range­lei­en, «aggres­si­ves Auftre­ten» einiger Demons­tran­ten und «verba­le Attacken» zwischen zwei Gruppen regis­triert. In Erfurt setzten die Beamten deshalb Pfeffer­spray ein. In Weimar mussten sie zwei Lager vonein­an­der trennen, als etwa 20 Menschen versuch­ten, einen Aufzug aus etwa 150 Perso­nen zu stoppen.

Die Polizei­in­spek­ti­on in Magde­burg sprach von durch­bro­che­nen Polizei­ket­ten, Flaschen­wür­fen auf Beamte und Pyrotech­nik. Nach ersten Erkennt­nis­sen wurden aber keine Polizis­ten verletzt. In der Landes­haupt­stadt von Sachsen-Anhalt hatten sich laut Polizei etwa 2500 Menschen versam­melt. Die Versamm­lung sei wie die meisten im Gebiet der Polizei­in­spek­ti­on nicht angezeigt gewesen.

«Spazier­gän­ge» in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern

In Nürnberg demons­trier­ten rund 4200 Menschen gegen die Corona-Politik — deutlich mehr als erwar­tet. Zwischen­fäl­le gab es nicht. In Bamberg trafen sich laut Polizei rund 2150 Menschen zu einem angemel­de­ten «Spazier­gang». Auch in vielen anderen bayeri­schen Städten und Gemein­den riefen Gegner der Corona-Maßnah­men zu sogenann­ten Montags­spa­zier­gän­gen als Zeichen des Protests auf. Viele Städte hatten nicht ortsfes­te Kundge­bun­gen verbo­ten und den Teilneh­mern unange­mel­de­ter Demons­tra­tio­nen Bußgel­der angedroht.

In Mecklen­burg Vorpom­mern kamen etwa 3000 Menschen weniger als vor einer Woche zusam­men. Verein­zelt kam es zu Gegen­kund­ge­bun­gen — nennens­wer­te Zwischen­fäl­le gab es laut Polizei nach ersten Erkennt­nis­sen nicht. In Rostock regis­trier­ten die Sicher­heits­kräf­te rund 4000 Protes­tie­ren­de, in Schwe­rin zogen rund 2000 Menschen durch die Stadt, in Neubran­den­burg rund 1800.

Auch Gegen­ak­tio­nen angekündigt

Auch in Branden­burg gingen die Protes­te von Kriti­kern der Corona-Maßnah­men und Impfgeg­nern im neuen Jahr landes­weit weiter. Vieler­orts waren Gegen­ak­tio­nen angekün­digt. So hatte in der Landes­haupt­stadt am Montag das Bündnis «Potsdam bekennt Farbe» dazu aufge­ru­fen, den Gegnern der Corona-Maßnah­men nicht die Stadt zu überlassen.

Oberbür­ger­meis­ter Mike Schubert (SPD) sagte auf einer Kundge­bung, die Menschen machten mit ihrer Anwesen­heit deutlich, dass es nicht nur den Protest gegen die aktuel­len Maßnah­men gebe. Das Mitein­an­der auf einer angemel­de­ten Demons­tra­ti­on zeige, dass es möglich sei, seine Meinung zu äußern, ohne gegen Regeln oder Geset­ze zu verstoßen.

Mehre­re tausend Menschen demons­trier­ten auch in Baden-Württem­berg. In Fried­richs­ha­fen versam­mel­ten sich rund 2000 Teilneh­mer zu einem sogenann­ten Spazier­gang, wie ein Polizei­spre­cher mitteil­te. Die Teilneh­mer hätten sich spontan in sozia­len Netzwer­ken verab­re­det. In Mannheim, Heidel­berg und im Rhein-Neckar-Kreis zählte die Polizei insge­samt rund 2000 Demonstranten.

Die Polizei im hessi­schen Fulda löste eine Versamm­lung auf. Dabei habe ein Teilneh­mer die Einsatz­kräf­te angegrif­fen, sagte ein Polizei­spre­cher. Die Beamten hätten Pfeffer­spray einge­setzt, die Person sei festge­nom­men worden. Die Versamm­lung wurde laut Polizei aufge­löst, da keine Masken getra­gen und keine Abstän­de einge­hal­ten wurden.

Die Polizei­in­spek­ti­on in Nienburg und Schaum­burg in Nieder­sach­sen melde­te insge­samt 1000 Demons­tran­ten, die sich auf die beiden Landkrei­se verteil­ten. In weite­ren Städten des Bundes­lan­des wie in Braun­schweig zählte die Polizei rund 1100 Menschen auf den Straßen.