LÖRRACH — Ihren Sonntags­dienst am 27. Juni hatten sich Zöllne­rin­nen und Zöllner beim Zollamt Weil am Rhein-Autobahn sicher anders vorgestellt:

Gegen 15:30 Uhr ging der Anruf eines Reisen­den ein: Er sei mit seiner Frau und mehre­ren Verwand­ten von der Schweiz kommend in einem Klein­bus auf der Autobahn unter­wegs, sie befän­den sich kurz vor dem Zollamt und würden dringend Hilfe benöti­gen, da bei seiner hochschwan­ge­ren Frau gerade die Frucht­bla­se geplatzt sei. Die Beamten verstän­dig­ten umgehend den Rettungs­dienst und berei­te­ten den Erste-Hilfe-Raum der Dienst­stel­le vor.

Als das Fahrzeug schließ­lich wenige Minuten später auf der Rücksei­te des Abfer­ti­gungs­ge­bäu­des vorfuhr, begaben sich die Kolle­gen mit medizi­ni­schem Mundschutz und Handschu­hen sofort hin und öffne­ten die Seiten­tür des Klein­bus­ses. Auf der hinte­ren Sitzbank saß eine sicht­lich mitge­nom­me­ne junge Frau, neben ihr eine weite­re Person mit dem Neuge­bo­re­nen im Arm, ebenfalls sehr verstört.

Einer der als Ersthel­fer ausge­bil­de­ten Zöllner nahm der Frau den Säugling ab, stell­te keine äußeren Verlet­zun­gen fest und war sehr erleich­tert, als das Baby mehrfach schrie. Aller­dings war es noch über die Nabel­schnur mit der Mutter verbun­den. Kurzer­hand schnitt er diese mit einer desini­fi­zier­ten medzi­ni­schen Schere durch, und bis zum Eintref­fen des Rettungs­diens­tes drück­te ein zweiter Beamter, mangels medizi­ni­scher Klemme, die Nabel­schnur zum Kind eigen­hän­dig ab.

Mutter und Kind wurden anschlie­ßend in eine Wärme­de­cke gepackt. Derweil kümmer­te sich eine weite­re Beamtin um die restli­che Reise­ge­sell­schaft, deren Mitglie­der alle sicht­lich unter Schock standen. Der schließ­lich einge­trof­fe­ne Rettungs­dienst übernahm die Nachsor­ge und brach­te beide — das Baby inzwi­schen im Inkuba­tor, um es weiter warm zu halten — ins Kranken­haus nach Lörrach, die Verwand­ten im Gefol­ge. Am darauf­fol­gen­den Montag bereits konnte die Familie wieder die Heimrei­se nach Nordrhein-Westfa­len antreten.

Glück­wün­sche und ein “Zollted­dy” wurden vom Haupt­zoll­amt Lörrach natür­lich an die Heimat­adres­se geschickt. Das kleine Mädchen dürfte nun “zollge­prägt” sein. Mal sehen, ob das mit dem späte­ren Berufs­wunsch auch klappen wird.