Klima­wan­del, Sturm­schä­den, Trocken­heit — und der Borken­kä­fer. Den Wäldern in Deutsch­land geht es ausge­spro­chen schlecht. Vor allem ältere Bäume sind bedroht, wie ein aktuel­ler Bericht aufzeigt.

BERLIN (dpa) — Im vergan­ge­nen Jahr ist es den Bäumen in Deutsch­land so schlecht ergan­gen wie noch nie seit Beginn der Erhebun­gen im Jahr 1984. Das geht aus dem aktuel­len Bericht zum Zustand der Wälder hervor, den Bundes­agrar­mi­nis­te­rin Julia Klöck­ner (CDU) in Berlin vorge­stellt hat.

Demnach haben Sturm­schä­den, Dürre und Schäd­lin­ge — allen voran der Borken­kä­fer — dem Wald im Jahr 2020 schwer zugesetzt. In den Jahren 2019 und 2020 sei die Sterbe­ra­te der Bäume im Vergleich zu den Vorjah­ren «deutlich höher gewor­den». Vor allem ältere Bäume über 60 Jahre seien vom Abster­ben bedroht, heißt es in dem Bericht. Derzeit betra­ge die Fläche, die poten­zi­ell wieder aufge­fors­tet werden müsste, 277.000 Hektar. «Jeden Baum, den wir heute nicht nachzie­hen, der fehlt der kommen­den Genera­ti­on», erklär­te Klöck­ner. Die aktuel­le Schad­holz­men­ge beläuft sich demnach auf 171 Millio­nen Kubikmeter.

Dem Bericht zufol­ge nimmt auch die Verlich­tung der Baumkro­nen immer weiter zu — also der Verlust von Nadeln und Blättern. Demnach wiesen im vergan­ge­nen Jahr vier von fünf Bäumen lichte Kronen auf. Das betraf 89 Prozent der Buchen, 80 Prozent der Eichen und Kiefern sowie 79 Prozent der Fichten. «Die Waldzu­stands­er­he­bung zeigt: Unsere Wälder sind krank», bilan­zier­te die Ministerin.

Der Klima­wan­del habe einen großen Schaden angerich­tet, nun gehe es darum, den Wald nachhal­tig wieder­zu­be­wal­den, sagte Klöck­ner. Dafür stünden Waldbe­sit­zern und Forst­wir­ten derzeit 1,5 Milli­ar­den Euro zur Verfü­gung. Ein Teil des Geldes — 800 Millio­nen Euro — war bereits im Jahr 2019 als Bund-Länder-Paket auf den Weg gebracht worden. 2020 sei aus diesem Topf mehr Geld beantragt worden, als vorge­se­hen war, sagte Klöckner.

Umwelt­ver­bän­de schlu­gen am Mittwoch angesichts der Befun­de Alarm. Green­peace beklag­te, dass sich an der Waldbe­wirt­schaf­tung nichts geändert habe und immer noch zu viele Flächen «kahlge­schla­gen» würden. Der Bund für Umwelt- und Natur­schutz Deutsch­land (BUND) forder­te die Bundes­re­gie­rung auf, «endlich wirksa­me Klima­schutz­maß­nah­men» zu ergrei­fen, um dem Waldster­ben Einhalt zu gebieten.

Zuvor hatte Bundes­um­welt­mi­nis­te­rin Svenja Schul­ze (SPD) die Waldbe­sit­zer ermahnt, die Finanz­hil­fen der Bundes­re­gie­rung in nachhal­ti­ge Bewirt­schaf­tung zu inves­tie­ren. Klöck­ner vertei­dig­te die Branche und sagte, dass die Waldbau­ern schon sehr genau wüssten, was zu tun sei. Sie hätten im Zweifels­fall auch «mehr Ahnung als eine Minis­te­rin», sagte Klöckner.