MÜNCHEN (dpa) — Nach zwei Jahren Corona-Zwangs­pau­se soll auf der There­si­en­wie­se im Septem­ber das Bier wieder in Strömen fließen. München rüstet sich fürs Oktober­fest. Steigen­de Corona­zah­len und eine unsiche­re Gasver­sor­gung — macht man sich in München Sorgen?

Keine Zweifel: Zwei Monate vor dem Oktober­fest zeigen die Wiesn­wir­te Zuver­sicht pur. «Ja, die Wiesn 2022 findet statt!», sagte Wirte­spre­cher Peter Insel­kam­mer am Montag­abend in München bei der Vorstel­lung des tradi­tio­nel­len Wirte­krugs. «Die Gäste wollen alle kommen. Die Reser­vie­rungs­an­fra­gen sind enorm.»

Das Bier ist einge­braut, das Perso­nal weitge­hend rekru­tiert, vielfach sind die Hendl schon bestellt und der Aufbau der Zelte läuft. «Wir wollen, dass das Fest statt­fin­det», sagte auch der zweite Wirte­spre­cher Chris­ti­an Schottenhamel.

Die Entschei­dung, dass die Wiesn 2022 statt­fin­den soll, hatte Oberbür­ger­meis­ter Dieter Reiter (SPD) Ende April verkün­det. Kürzlich sagte er aller­dings dem Bayeri­schen Rundfunk angesichts steigen­der Corona-Zahlen auch, er hoffe, dass man das Thema «nicht noch kurzfris­tig disku­tie­ren» müsse.

Von den Wirten hieß es dazu uniso­no, es mache keinen Sinn, sich jetzt Gedan­ken über alle Eventua­li­tä­ten zu machen. Die Wirte gehen auch nicht davon aus, dass die drohen­de Gaskri­se dem Volks­fest zum Verhäng­nis werden könnte. «Ich kann mir nicht vorstel­len, dass das Gas für Essen und Trinken abgestellt wird», sagte Schottenhamel.

Die Wirte werden dieses Jahr aber auf gasbe­trie­be­ne Heizstrah­ler verzich­ten. Auch sonst werde bereits stark auf Klima­freund­lich­keit geach­tet, etwa mit solar­ther­misch gewon­ne­nem Warmwas­ser, beton­te Schot­ten­ha­mel. Und: Ein Hendl-Grill auf der Wiesn sei fünf Mal effek­ti­ver, «als wenn ich zuhau­se im Backofen eine Hendl grille».

Knapp 201 000 Kubik­me­ter Gas und rund 2,9 Millio­nen Kilowatt­stun­den Strom wurden 2018 auf dem Fest laut Stadt München verbraucht — letzte­res entspre­che dem Jahres­be­darf von 1200 Haushal­ten, rechne­te die «Süddeut­sche Zeitung» kürzlich vor.

Die Wiesn-Stadt­rä­tin Anja Berger (Grüne) glaubt dennoch nicht, dass das Volks­fest heuer an der Energie­ver­sor­gung schei­tern könnte. «Ich glaube, dass es Lösun­gen geben wird.» Aller­dings solle das Oktober­fest weiter klima­freund­li­cher werden. Berger ist seit 2020 Wiesn-Stadt­rä­tin — und hat in dem Amt noch keine Wiesn erlebt. «Zwei Jahre ohne Wiesn sind genug.»

Auch der Münch­ner Wirtschafts­re­fe­rent und Festlei­ter Clemens Baumgärt­ner (CSU) bleibt trotz steigen­der Inziden­zen und drängen­der Energie­fra­gen ungebro­chen optimis­tisch. «Wir berei­ten uns darauf vor, dass die Wiesn stattfindet.»

Baumgärt­ner hatte früher schon die Progno­se abgege­ben, dass die Wiesn 2022 besser laufen könne als das letzte Volks­fest vor Corona im Jahr 2019. Darauf lassen laut Insel­kam­mer und Schot­ten­ha­mel nun auch die Reser­vie­run­gen schlie­ßen: Die Nachfra­ge sei eher größer.

Der Wirte­krug — der erste seit 2019 — zeigt die großen Bierzel­te mit typischen Symbo­len, etwa das Bräurosl-Zelt mit der gleich­na­mi­gen Brauer-Tochter. Gestal­tet hat ihn der Grafi­ker Rudi Skukalek.