BERLIN (dpa) — Die Flücht­lings­po­li­tik der Innen­mi­nis­te­rin stößt auf hefti­gen Wider­stand. Faeser will unter anderem keine Obergren­ze für den Zuzug von Migran­ten. Die Polizei­ge­werk­schaft wirft ihr Reali­täts­ver­lust vor.

Bundes­in­nen­mi­nis­te­rin Nancy Faeser zieht mit ihrer Weige­rung, den Zuzug von Flücht­lin­gen zu begren­zen, hefti­ge Kritik auf sich. Scharf angegan­gen wird die SPD-Politi­ke­rin auch für ihre Äußerung, es sei «seltsam», dass die Kommu­nen schon jetzt im April vom Bund mehr Geld für die Unter­brin­gung von Migran­ten fordern.

Faesers Äußerun­gen seien skanda­lös, sagte der stell­ver­tre­tend Chef der Deutschen Polizei­ge­werk­schaft, Heiko Teggatz, der «Bild»-Zeitung. «Keinen Grenz­schutz, keine Obergren­ze, kein Geld für die Kommu­nen. Das ist ein gefähr­li­cher Cocktail, der die Stimmung im Land kippen lässt.» Er fügte an: «Wer immer noch nicht erkannt hat, dass die Kapazi­tä­ten für Unter­brin­gun­gen in den Städten und Kommu­nen längst erschöpft sind, der leidet offen­sicht­lich an Realitätsverlust.»

Faeser hatte der Funke-Medien­grup­pe gesagt: «Ich finde es seltsam, wenn jetzt schon — Anfang April dieses Jahres — gesagt wird, das Geld für dieses Jahr reiche nicht aus.» Für 2023 habe der Bund den Ländern und Kommu­nen frühzei­tig 2,75 Milli­ar­den Euro zusätz­li­che Unter­stüt­zung zugesagt. Die Zahl der Flücht­lin­ge zu begren­zen, lehnte Faeser in dem Inter­view ab. Acht von zehn Geflüch­te­ten kämen aus der Ukrai­ne. «Da kann es keine Höchst­gren­zen für Mensch­lich­keit geben.»

«Bundes­in­nen­mi­nis­te­rin sieht weiter nicht die Probleme»

Landrat Tino Schomann (CDU) aus Nordwest­meck­len­burg sagte der «Bild»-Zeitung: «Die Bundes­in­nen­mi­nis­te­rin sieht weiter nicht die Proble­me und zeigt damit, dass sie fern ab der Reali­tät die Kommu­nen weiter allei­ne lässt. Ich nenne das Reali­täts­ver­wei­ge­rung. Humani­tät kennt keine Grenzen, aber Wohnflä­chen und die Ressour­cen.» Er sei mehr als erschüt­tert deswe­gen. «Wenn der Bund weiter so agiert, läuft alles noch schnel­ler in eine Situa­ti­on, die man dann so schnell nicht wieder einfan­gen kann.»

Auch Landrat Jens Marco Scherf (Grüne) aus Milten­berg kann die Aussa­gen der Innen­mi­nis­te­rin nicht nachvoll­zie­hen, wie er der «Bild»-Zeitung sagte: «Wir haben Mangel bei Wohnraum, Kitas, Schulen, Sprach- und Integra­ti­ons­kur­sen — einfach alles ist knapp! Unter dem Strich stoßen Frau Faesers Aussa­gen einen von dem Kopf. Sie negie­ren die prekä­re Situa­ti­on vor Ort.» Er könne auch nicht verste­hen, dass die Landrä­te am Flücht­lings­gip­fel des Kanzlers am 10. Mai nicht dabei sind. «Das macht mich wirklich sprachlos.»