RAVENSBURG – Tafel­lä­den sind vieler­orts nicht mehr aus den Stadt­bil­dern wegzu­den­ken. Heuer jährt sich die Eröff­nung der Tafel Ravens­burg mit einer runden Zahl: Der Tafel-Laden des DRK-Kreis­ver­ban­des Ravens­burg wird 20 Jahre alt. 

„Am 6. Dezem­ber 2002 ging die Tafel an den Start,“ schil­dert Walter Lehmann, der heuti­ge Leiter der Tafel Ravens­burg. „Die Ursprungs­idee damals war eher der Umwelt­ge­dan­ke,“ so Lehmann. Soll heißen, gute und genieß­ba­re Lebens­mit­tel vor dem Müllcon­tai­ner zu retten. Im Laufe der Jahre bekam der Armuts­ge­dan­ke mehr Gewicht. Die Zahl der Tafel-Kundschaft war in den vergan­ge­nen 15 Jahren nahezu konstant. In der jünge­ren Vergan­gen­heit stachen aller­dings die Flücht­lings­wel­len im Jahr 2015 und die durch den aktuel­len Ukrai­ne-Krieg verur­sach­te Flücht­lings­be­we­gung hervor. Mit ihrem Bezugs­schein bekom­men die derzeit etwa 400 Kundin­nen und Kunden in der Tafel frische sowie haltba­re Lebens­mit­tel, aber auch Hygie­ne­ar­ti­kel zum Preis von zehn bis 30 Prozent des regulä­ren Preises in den Super­märk­ten und Geschäf­ten. Je Familie darf nur der berech­ti­ge Haushalts­vor­stand in der Tafel einkaufen. 

Viele Akteu­re packen an

Die Tafel Ravens­burg als sozia­le Einrich­tung ist stark von unter­schied­li­chen Akteu­ren abhän­gig. Von Anfang an war unter anderem das Ehepaar Schmid mit von der Partie der Ehren­amt­li­chen. „Wir wollten dabei sein, helfen und mitma­chen“, sagt Marita Schmid. Sie hatte damals Freitag ihren freien Tag, so bot es sich an, an dem Tag ehren­amt­lich aktiv zu sein, wie sie fand. Nach und nach wurde der zeitli­che Umfang der Schmids für die Tafel deutlich umfang­rei­cher. Inzwi­schen haben sie reduziert und fahren noch jeden zweiten Freitag, um Lebens­mit­tel bei den entspre­chen­den Geschäf­ten, Super­märk­ten und Discoun­tern abzuho­len. Die beiden engagie­ren sich mit weite­ren ehren­amt­li­chen Aufga­ben etwa im Kleider­la­den inten­siv beim DRK-Kreis­ver­band. Marita Schmid meint: „Man muss sich gerne ehren­amt­lich engagie­ren wollen und Freude daran haben, zu helfen,“ was sicher auch auf alle anderen rund 60 Ehren­amt­li­chen der Tafel Ravens­burg zutrifft.

Große Unter­stüt­zung

Die Unter­stüt­zung der Tafel Ravens­burg war von Anfang an groß. Zum einen spenden große Discoun­ter und Märkte Lebens­mit­tel, aber auch regio­na­le Landwir­te und ortan­säs­si­ge Handwerks­be­trie­be wie die Bäcke­rei Müller und die Metzge­rei Buchmann. Positiv ist auch der Rückhalt aus der Bevöl­ke­rung. Ihre Sach- und Geldspen­den errei­chen die Tafel regel­mä­ßig, wie Lehmann lobend erklärt. Mit der Hilfe von Spenden konnten so in den vergan­ge­nen 20 Jahren drei Kühlfahr­zeu­ge zur Aufrecht­erhal­tung der Kühlket­te bei der Abholung der Lebens­mit­tel angeschafft werden. Durch den großen Fahrauf­wand müssen die Fahrzeu­ge nach etwa fünf Jahren ersetzt werden. Beson­ders bei haltba­ren Lebens­mit­teln helfen Aktio­nen wie „Kauf eins mehr“ an spezi­el­len Tagen in koope­rie­ren­den Super­märk­ten. Um ihr Engage­ment und auch solche Aktio­nen weiter­hin stemmen zu können, freut sich das Team der Tafel Ravens­burg immer über ehren­amt­li­che Verstärkung.

Zahlen und Fakten:
In Deutsch­land wurden im Jahr 2020 10,9 Millio­nen Tonnen Lebens­mit­tel wegge­wor­fen. Die rund 960 Tafeln retten jährlich 265 000 Tonnen Essen und helfen gleich­zei­tig mit günsti­gen Preisen einem Teil der 13,2 Millio­nen Menschen in Deutsch­land, die von Armut betrof­fen sind. Laut Paritä­ti­schem Wohlfahrts­ver­band entspricht dies einer Armuts­quo­te von 15,9 Prozent (Stand: 2021).
Die Tafel Ravens­burg hat an fünf Tagen die Woche für sozial bedürf­ti­ge Menschen geöff­net. Rund 60 Ehren­amt­li­che helfen bei der Versor­gung der derzeit etwa 400 Berech­ti­gen. Erkenn­bar ist bei den Tafel-Berech­tig­ten eine Zunah­me der älteren und ein Rückgang der jünge­ren Genera­ti­on. Zu den Nutzen­den gehören etwa 25 Prozent geflüch­te­te Menschen und 20 Prozent Alleinerziehende.
Alkohol, Tabak, sowie gesund­heits- und umwelt­schäd­li­che Produk­te stehen nicht zum Verkauf. Die Tafel ist für viele Kunden auch ein Ort der Kommu­ni­ka­ti­on und Begeg­nung. Sie trägt sich nicht vom Verkauf der Produk­te und ist daher laufend auf Spenden angewiesen. 

Spenden­kon­to:
DRK-Kreis­ver­band Ravens­burg e.V.
IBAN: DE56 6505 0110 0048 0778 99
BIC: SOLADES1RVB
Stich­wort: Tafel Ravensburg