WEINGARTEN/LEUTKIRCH – Im Corona-Jahr 2020 ist nahezu alles anders – dies galt auch für die achte Fachta­gung Touris­mus­fo­rum Oberschwa­ben-Allgäu, die in diesem Jahr digital via Zoom statt­fand. Mehr als 50 Touris­ti­ker aus der Region zwischen Donau, Bo-densee und Allgäu nutzten die Chance, sich auszu­tau­schen und aktuel­le Infor­ma­tio­nen zu erhal­ten. Danie­la Leipelt, Geschäfts­füh­re­rin der Oberschwa­ben-Touris­mus GmbH (OTG), begrüß­te die Teilneh­mer des in Koope­ra­ti­on mit den Indus­trie- und Handels-kammern (IHKs) Boden­see-Oberschwa­ben und Ulm statt­fin­den­den Jahres­tref­fens aus dem Studio des Digita­len Zukunfts­zen­trums Allgäu-Oberschwa­ben in Leutkirch und moderier­te von dort die Veran­stal­tung gemein­sam mit Bernhard Natter­mann, Referent für Handel, Dienst­leis­tun­gen und Touris­mus der IHK Bodensee-Oberschwaben.

Die OTG, die 2021 ihr 15-jähri­ges Bestehen feiert, habe sich längst als zentra­ler Kümme­rer, Netzwerk­part­ner und Dienst­leis­tungs­an­bie­ter etabliert, lobte Eva-Maria Meschen­mo­ser, Vorsit­zen­de des Aufsichts­rats und der Gesell­schaf­ter­ver­samm­lung der Oberschwa­ben Touris­mus GmbH, in ihrer Begrü­ßung. Auch die Touris­mus­re­gi­on Oberschwa­ben-Allgäu befin­de sich aktuell in einer wirtschaft­lich schwie­ri­gen Lage. Mit dem leich­ten Lockdown ab Novem­ber sei der positi­ve Trend des Sommers erneut gestoppt worden. Klar erkenn­bar werde, dass die Regio­na­li­tät im Zuge der Corona-Pande­mie einen höheren Stellen­wert einneh­me und dass Digita­li­sie­rung ein unabding­ba­rer Schlüs­sel zum Erfolg bleibe. Angebo­te und Abläu­fe müssten angepasst, Struk­tu­ren und Desti­na­ti­on auch im kommen­den Jahr zukunfts­ori­en­tiert weiter­ent­wi­ckelt werden. „Der Touris­mus bleibt ein bedeu­ten­der Wirtschafts­fak­tor der Region“, beton­te die Aufsichts­rats­vor­sit­zen­de und appel­lier­te an die touris­ti­schen Akteu­re, Angebo­te, Netzwer­ke und Dienst­leis­tun­gen der OTG zu nutzen und zuver­sicht­lich zu bleiben.

Podiums­dis­kus­si­on: Corona-Folgen für den Tourismus

Auch im Bereich Touris­mus sei die Digita­li­sie­rung durch Corona verstärkt worden und in der Arbeits­welt habe sich viel verän­dert, sagte Ralf Vogel, Digital­ex­per­te und Vorstand der land in sicht AG, im Rahmen der von Danie­la Leipelt und Bernhard Natter­mann moderier­ten Podiums­dis­kus­si­on. Dies bestä­tig­ten Andrea Nestle, General Manage­rin Center Parcs Park Allgäu, und Kurt Rimme­le, Geschäfts­füh­rer der Sonnen­hof-Therme Bad Saulgau GmbH und der Touris­mus­be­triebs­ge­sell­schaft Bad Saulgau mbH. „Wir mussten uns von einem Tag auf den anderen völlig neuen Voraus­set­zun­gen stellen“, sagte Andrea Nestle. Alle Berei­che seien durch den Lockdown betrof­fen, Veran­stal­tun­gen mussten abgesagt oder digita­li­siert werden, so Rimme­le. „Aufgrund der verän­der­ten Rahmen­be­din­gun­gen und Verord­nun­gen mussten wir schnell neue Konzep­te entwi­ckeln, neue Struk­tu­ren aufbau­en, und zugleich das Perso­nal motivie­ren und ermun­tern“, berich­te­ten beide Touris­mus­ver­tre­ter. Die erste Zeit im Sommer sei für Center Parcs nach dem Lockdown super verlau­fen, so Andrea Nestle. Die Region Oberschwa­ben-Allgäu habe als attrak­ti­ve Desti­na­ti­on viel Poten­zi­al. Dabei zeich­ne sich ab, dass die Themen Nachhal­tig­keit und Regio­na­li­tät im Touris­mus an Bedeu­tung gewin­nen. Auch habe der Anteil von Famili­en mit Kindern zugenom­men, berich­te­te Rimme­le. Die Zahl der Indivi­du­al­rei­sen sei eher rückläu­fig, die Nachfra­ge nach vorbe­rei­te­ten Program­men hinge­gen steige, sagten beide Touris­ti­ker. Vor allem das Thema Sicher­heit habe bei den Gästen aktuell eine hohe Relevanz. „Wir müssen umden­ken und uns ganz neuen Fragen­pro­fi­len stellen.“ Einfa­che Erklä­run­gen und Infos seien immens wichtig gewor­den, unter­strich Ralf Vogel.

Aktuel­les Stimmungs­bild unter den Teilnehmern

Diese Einschät­zun­gen teilten auch die Forums-Teilneh­mer, die in einer inter­ak­ti­ven Umfra­ge um ihre Meinung gebeten wurden. Auf die Frage, wie sich die Touris­tik­un­ter­neh­men seit März nach innen aufge­stellt haben, nannten 95 Prozent an erster Stelle Sicher­heits- und Hygie­ne­maß­nah­men, gefolgt von Homeof­fice (67 Prozent) sowie Marke­ting- und Vertrieb­s­an­pas­sun­gen (62 Prozent). Dass sich die Sicher­heits- und Hygie­ne­kon­zep­te bewährt haben, waren 91 Prozent der Befrag­ten der Meinung. Auch die Nutzung neuer Kommu­ni­ka­ti­ons­we­ge (59 Prozent), Besucher­len­kungs­maß­nah­men (55 Prozent) sowie neue Angebo­te (50 Prozent) würden sich auszah­len. Verän­dert hat sich laut der inter­ak­ti­ven Meinungs­um­fra­ge die Gästes­truk­tur, so würden mehr heimi­sche Gäste die Angebo­te nutzen.

„Mutma­cher-Zahlen“ aus 2019

Hoffnung für die Zukunft machte Dr. Bernhard Harrer, Vorstand dwif e. V., den regio­na­len Touris­mus­ak­teu­ren mit der neuen Studie zum Wirtschafts­fak­tor Touris­mus in der Ferien­re­gi­on Oberschwa­ben-Allgäu auf Daten­ba­sis des Jahres 2019. So wurden in dem Jahr vor Corona knapp 5,3 Millio­nen Übernach­tun­gen sowie 14,8 Millio­nen Tages­rei­sen verzeich­net. 919,8 Millio­nen Euro Brutto­um­satz insge­samt verbuch­te die Region durch den Touris­mus (ein Plus von 27,8 Prozent gegen­über 2013), 341,9 Millio­nen Euro allein durch Tages­gäs­te. „Dies zeigt, dass der Touris­mus ein Jobmo­tor ist und ortsge­bun­de­ne Arbeits­plät­ze sichert“, so Harrer. Perspek­ti­visch könne die Region diese Zielgrö­ßen in den nächs­ten Jahren wieder errei­chen. Aktuell stünden die Beher­ber­gungs­be­trie­be bundes­weit aber durch die Corona-Krise massiv unter Druck, sagte Harrer. 71 Prozent der deutschen Betrie­be im Gastge­wer­be seien laut einer Umfra­ge des DEHOGA – Stand: Novem­ber 2020 – von einer Insol­venz bedroht. Es gebe aber auch Zahlen, die Hoffnung machten: So lag die Zahl der priva­ten Tages­tou­ris­ten im August und Septem­ber dieses Jahres in Deutsch­land weitge­hend über Normal­ni­veau. Auch bei der Übernach­tungs­ent­wick­lung gab es im Septem­ber bereits wieder Regio­nen mit einer positi­ven Entwick­lung im Vergleich zum Vorjahr. Die Umsatz-Ausfäl­le im Tages- und Übernach­tungs­tou­ris­mus im Touris­mus­ge­biet Oberschwa­ben-Allgäu von März bis Juni 2020 bezif­fer­te Harrer auf rund 215 Millio­nen Euro. Doch die Zunah­me der regio­na­len Übernach­tun­gen vor Corona signa­li­sie­re einen positi­ven Trend für die Region. Und auch die Tages­tou­ris­ten seien von zentra­ler Bedeu­tung. „Setzen Sie weiter­hin auf Tages­gäs­te – auch mit Angebo­ten unter der Woche“, empfahl er. Es dürfe, ja müsse sogar künftig im Touris­mus teurer werden, so Harrer. „Aller­dings sollten Leistun­gen und Quali­tät dann stimmen.“

mein.toubiz-Datenbank und wirhaltenzusammen-bw.de

Über die Entwick­lun­gen der mein.toubiz-Datenbank mit mögli­chen Betei­li­gun­gen infor­mier­te Markus Fehren­bach von der land in sicht AG die Touris­mus­fo­rum-Teilneh­mer. Am 1. April ging das Portal www.wirhaltenzusammen-bw.de an den Start – mit Restart im Novem­ber. Es bietet Infor­ma­tio­nen zu Abhol- und Liefer­ser­vices von Restau­rants und Einzel­han­del, Online-Shops, digita­len Veran­stal­tun­gen sowie aktuel­le Vor-Ort-Infor­ma­tio­nen, basie­rend auf der touris­ti­schen Daten­bank mein.toubiz. 250 Orte, Landkrei­se und Regio­nen betei­li­gen sich bereits, über 40.000 Zugrif­fe zeigen das große Inter­es­se. In Kürze werde es für die teilneh­men­den Orte aussa­ge­kräf­ti­ge Corona-Ampeln geben. In Planung seien zudem über eine Schnitt­stel­le zum Robert-Koch-Insti­tut aktuel­le Vor-Ort-Infek­ti­ons­zah­len sowie die Möglich­keit zur Meldung aktuel­ler Besucher­zah­len, beispiels­wei­se bei Ausstel­lun­gen. Für Orte in Baden-Württem­berg sei die Ausspie­lung kosten­los. Die Entwick­lungs- und Marke­ting­kos­ten trage die TMBW.

Positi­ves Feedback

Ein durch­weg positi­ves Feedback von den Teilneh­mern gab es für das Programm des Touris­mus-Forums. „Wir müssen jetzt die Zeit nutzen, uns noch besser darauf einzu­stel­len, was kommen wird, und mit dem punkten, was wir haben“, sagte Eva-Maria Meschen­mo­ser abschließend.