Lissabon — Der FC Bayern München hat eine Saison mit einigen Tiefen und vielen Höhen mit dem Triple abgeschlossen. Für den deutschen Rekordmeister das zweite der Vereinshistorie, für die Geschichtsbücher eines für die Ewigkeit. Wir wagen eine kleine Bestandsaufnahme.
Sie gingen auf die Knie, lagen im rot-weißen Konfetti, herzten sich innig und weinten wie Schlosshunde. Aber sie zeigten auch Größe, in dem sie das Pariser Starensemble um Neymar Jr. trösteten. Und genau das zeichnet dieses „neue“ Bayern München aus, das Hans-Dieter Flick erschaffen hat — schon zu Beginn der Rückrunde, aber erst recht nach der turbulenten Wiederaufnahme des Spielbetriebes.
Hansi Flick verstand es, wie kaum ein Zweiter und ähnlich wie Jupp Heynckes, auf den Menschen hinter dem Profifußballer einzuwirken. Er spürte, dass bei einigen im Münchner Kader Sorgen und Nöte vorherrschten — trotz eines prall gefüllten Millionenkontos. Er war für seine Spieler da — vor allem für die, deren (restliche) Familien weit weg von der Isar leben. Flick schaffte es, ein Klima des bedingungslosen Vertrauens zu schaffen. Ein Kollektiv, in dem sich jeder wohl, wichtig und willkommen fühlt.
So holte man Rückstände in der Bundesliga auf, kämpfte sich im Pokal von Runde zu Runde weiter und schaffte in der Königsklasse etwas so noch nie Erreichtes. Elf Siege in elf Begegnungen (!) — mal mit Glanz, aber insbesondere mit Wille und Leidenschaft. Die „Alten“ waren für die Jungen da — und umgekehrt. Spieler wie Müller, Boateng, Alaba und Lewandowski, aber auch Kimmich und Neuer wuchsen (wieder) über sich hinaus. Ganz zu schweigen von der Entdeckung des Jahres, Flügelflitzer Alphonso Davies.
Flick und sein (Trainer)Team hatten immer einen Matchplan parat und die Stars glaubten dran. Und das versetzt bekanntlich Berge. Oder wie es Thomas Müller sagte: „Ich gehöre noch lange nicht in den Altglas-Container“. Kurzum: Dieses Saisonfinale ist die Wiedergeburt des viel zitierten „miasanmia“, das gestern — trotz einiger kritischer Momente — verdient zu „miasanchampions“ geworden ist und der (nationalen) Konkurrenz missfallen wird. Denn dieser Weg ist noch nicht zu Ende…
Wie sieht Ihre Meinung zum „Triple 2020“ aus? Schreiben Sie uns gerne an t.schlichte@wochenblatt-online.de.