ÜBERLINGEN — Erfinderisch, so mussten die Räte der Hänselezunft Überlingen (HZÜ) schon sein, um diesmal ihre jährliche Neuaufnahme durchführen zu können. An der letzten Fastnacht, an der Pandemiebedingt närrisch alles zum Erliegen kam, war auch an ein feierliches Zeremoniell nicht zu denken. „Nochmals wollten und konnten wir das aber nicht ausfallen lassen“, sagt Vize-Hänselevater Uwe Wolfensperger, der die Zunft nach dem Rücktritt des Hänselevaters Harald Kirchmaier bis zur regulären Wahl im kommenden November kommissarisch leitet.
Bei allem galt es nun, die aktuell gültigen Corona-Verordnungen des Landes einzuhalten. Allem voran sollten sich so wenig wie möglich Menschen begegnen und dann auch mit ausreichend Abstand. Deshalb wurden von der Hänselezunft spezielle Zeitfenster geschaffen, damit sich nicht zu viele Zunftanwärter gleichzeitig begegnen. „Das hat uns alle viel mehr Zeit gekostet“, informiert Wolfensperger. Ging die gesamte Neuaufnahme früher konzentriert innerhalb von zwei Stunden über die Bühne, benötigte die Zunft diesmal für eine ähnlich große Anzahl von 34 Bewerbern zwei ganze Samstage – jeweils von morgens bis zum späten Nachmittag. „Anders hätten wir das Ganze einfach nicht realisieren können“, meint der Vize-Hänselevater.
Im gesamten Zunfthaus wurden die unterschiedlichen Stationen zur Neuaufnahme weit auseinandergezogen. Neben der sonst eigentlich extra stattfindenden Häskontrolle und der Vergatterung, also einem kurzen Verhaltens-Crashkurs, mussten alle Anwärter auch zum Schnellen antreten. Die Karbatsche wurde natürlich im Freien geschwungen. Nach erfolgreichem Durchlaufen aller Stationen folgte dann noch das Annähen des Zunftwappens mit der aufgestickten Mitgliedsnummer. Die letzte Nummer der diesjährigen Neuaufnahme erhielt Florian Schlegel.
Vor acht Jahren ist er aus Balingen nach Überlingen gezogen, wo er dann damals erstmals die Hänselefastnacht erlebte. „Das war richtig cool und richtig schön“, sagt der Neu-Überlinger, der sich in den Folgejahren immer mehr mit der hiesigen Narretei anfreundete. „In Balingen gibt es nichts vergleichbares“, berichtet der 34jährige, der nun stolz das Überlinger Traditionshäs trägt; mit dem angebrachten Zunftwappen und der sichtbaren Mitgliedsnummer 1595.