Blühen­de Streu­obst­wie­sen lassen das Herz höher schla­gen. In frühe­ren Zeiten liefer­ten sie nicht nur Obst zur Versor­gung der Menschen, auch dienten die Wiesen als Weide fürs Vieh. Weil solche Bioto­pe in den vergan­ge­nen Jahrzehn­ten verfal­len sind oder aufge­ge­ben wurden, findet am Freitag europa­weit der erste «Tag der Streu­obst­wie­se» statt. Der Natur­schutz­bund Nabu betei­ligt sich als natio­na­ler Partner von BirdLife Inter­na­tio­nal an der Aktion.
Markus Rösler vom Nabu schätzt, dass es 80 000 bis 100 000 Hektar Streu­obst­wie­sen im Südwes­ten gibt. Etwa zehn Prozent dieser Flächen würden für Biostreu­obst­wie­sen genutzt, sagt der Baden-Württem­ber­ger. In Deutsch­land gibt es demnach mit 250 000 bis 300 000 Hektar die größten Streu­obst­be­stän­de Europas. Dort tummeln sich nach Angaben des Nabu 5000 Tier‑, Pflan­zen- und Pilzar­ten. Das gilt auch für den Südwes­ten, wie Rösler sagt, der Sprecher des NABU-Bundes­fach­aus­schuss Streu­obst ist.

Aller­dings gelten ihm zufol­ge diese Wiesen im Südwes­ten — wie auch in anderen Bundes­län­dern — als «stark gefähr­det». Daher wolle man mit dem «Tag der Streu­obst­wie­se» dazu beitra­gen, den Blick der europäi­schen Öffent­lich­keit stärker auf die vielfäl­ti­gen, hochstäm­mi­gen Streu­obst­wie­sen lenken, die von der Norman­die und der Breta­gne im Westen bis zum rumäni­schen Sieben­bür­gen im Südos­ten Europas viele Landschaf­ten prägen.

Während es nach dem Zweiten Weltkrieg einen Boom gegeben habe und solche Gebie­te auch deutsch­land­weit bewirt­schaf­tet wurden, sei es nach den 1950er Jahren bergab gegan­gen. «Man kann davon ausge­hen, dass seither etwa 70 Prozent der Streu­obst­wie­sen verlo­ren gegan­gen sind», sagt der Rösler. Als Gründe nennt er beispiels­wei­se, dass etliche Bauge­bie­te im Südwes­ten die einst begehr­ten Wiesen zerstör­ten. Zwar gebe es mittler­wei­le wieder ein wachsen­des Inter­es­se, vor allem mit Blick auf alte Sorten. Das ändere jedoch nichts daran, dass in heuti­gen Zeiten viele junge Frauen und Männer ihre Heimat verlas­sen und dadurch auch die Streu­obst­wie­sen der in die Jahre gekom­me­nen Eltern aufge­ge­ben würden.