Die Bayern sind jetzt auch noch Club-Weltmeis­ter. Im Finale von Katar besie­gen Hansi Flicks Alles­ge­win­ner den mexika­ni­schen Außen­sei­ter Tigres mit 1:0. Torjä­ger Lewan­dow­ski spricht von «großer Geschich­te». Benja­min Pavard macht mit seinem Abstau­ber­tor das Sixpack voll.

DOHA (dpa) — Jubelnd fielen sich die Münch­ner Club-Weltmeis­ter in die Arme, bevor Kapitän Manuel Neuer von FIFA-Präsi­dent Gianni Infan­ti­no die nächs­te Trophäe überreicht bekam.

Auf dem Sieger­po­dest tanzten die Bayern-Profis in der Corona-Pande­mie in Katar mit Masken und bejubel­ten den Abschluss ihres Sechs-Titel-Werks. Der Corona-Schutz passte zur Aufre­gung um den fehlen­den Thomas Müller.

Der Vize-Kapitän konnte nach einem positi­ven Corona-Test nicht beim finalen Akt mithel­fen. Aber die Münch­ner Alles­ge­win­ner besieg­ten den Heraus­for­de­rer Tigres UANL aus Mexiko auch ohne ihren Antrei­ber knapp, aber verdient mit 1:0 (0:0). Es war ein zähes Stück Arbeit, das Frank­reichs Weltmeis­ter Benja­min Pavard in der 59. Minute mit einem erst nach Video­be­weis anerkann­ten Abstau­ber-Tor zum Erfolg führte. «Glück­wunsch an meine Mannschaft. Sie hat etwas Histo­ri­sches geschafft, sechs Titel in einer Saison», sagte Trainer Hansi Flick. Der 55-Jähri­ge war «sehr stolz» auf sein Team, insbe­son­de­re auch nach den letzten Tage mit «viel Unruhe».

«Jetzt haben wir das Sixpack, das ist eine große Geschich­te», sagte Robert Lewan­dow­ski glück­lich. Der Weltfuß­bal­ler erwähn­te auch Müller, der sich vom Team isolie­ren musste und nicht im Stadi­on sein durfte: «Schade, dass Thomas nicht dabei sein konnte. Ich hoffe, dass er schnell zurück ist.» Joshua Kimmich sagte: «Wir haben das Ding auch für ihn geholt.» Der Natio­nal­spie­ler blickt zurück auf das gesam­te Sechs-Titel-Jahr: «Dieser sechs­te Titel ist eine gewis­se Zeit nach den anderen Titel. Es war ein hartes Stück Arbeit.»

Nach dem Abpfiff konnten Flick und seine Spieler vor rund 7000 Zuschau­ern im Educa­ti­on-City-Stadi­on ihr Gesamt­werk bejubeln — aber nur kurz. Noch in der Nacht wollte der Bayern-Tross zurück nach ins winter­li­che München reisen. «Im Flug kann man es ein bisschen genie­ßen», bemerk­te Lewan­dow­ski zur Feier über den Wolken. Sechs Titel in einer Saison — das hatte zuvor nur der FC Barce­lo­na mit Weltstar Lionel Messi und Trainer Pep Guardio­la 2009 geschafft.

Das Münch­ner Titel-Finale war fußbal­le­risch kein Kunst­werk. Der Champi­ons-League-Sieger gewann aber verdient zum zweiten Mal nach 2013 in Marok­ko die Club-WM. Bei der spiel­ent­schei­den­den Szene konnten die Münch­ner erst nach der Video-Überprü­fung des Treffers jubeln: Nach Flanke von Joshua Kimmich konnte der heraus­stür­zen­de Tigres-Schluss­mann Nahuel Guzman den von wohl auch mit dem Arm berühr­ten Kopfball von Lewan­dow­ski nur vor die Füße von Pavard abweh­ren. Der Außen­ver­tei­di­ger traf locker ins leere Tor. Nach Video-Studi­um wurde das Tor doch gegeben. Vor der Pause war ein Treffer von Kimmich nach Studi­um der TV-Aufnah­me aberkannt worden, weil Lewan­dow­ski im Abseits in der Flugbahn des Balles stand.

Die Final­vor­be­rei­tung hatte sich für Sechs-Titel-Trainer Hansi Flick kompli­ziert gestal­tet. Nach der vorzei­ti­gen Turnier­ab­rei­se von Jérôme Boateng aus priva­ten Gründen musste er am Spiel­tag auch noch seinen Fixpunkt Müller erset­zen. Müllers Corona-Test fiel positiv aus. Der 31-Jähri­ge wird den Bayern auch in den nächs­ten Ligaspie­len fehlen.

Flick musste also impro­vi­sie­ren. Niklas Süle ersetz­te Boateng im Abwehr­zen­trum, auch Leroy Sané und Lucas Hernán­dez kamen im Vergleich zum 2:0‑Halbfinalerfolg gegen Al Ahly Kairo neu ins Team. Serge Gnabry bemüh­te sich auf Müllers Positi­on um Offen­siv­ak­zen­te. Ähnlich schlitz­oh­rig wie Müller legte der Natio­nal­spie­ler Sané bei einer schnell ausge­führ­ten Ecke den Ball auf: Der ansons­ten wirkungs­lo­se Sané knall­te ihn in seiner besten Szene ans Latten­kreuz (34.).

Ein kluger Schach­zug von Flick war es, Abwehr­chef David Alaba ins Mittel­feld vorzu­zie­hen. Der Öster­rei­cher war neben Kimmich präsent und leite­te viele Angrif­fe ein. Wenn die Bayern aufs Tempo drück­ten, kam Zug ins strecken­wei­se öde Spiel. Defen­siv ließen die Münch­ner nichts zu. Der franzö­si­sche Altstar André-Pierre Gignac, der die Tigres mit drei Toren ins Endspiel geschos­sen hatte, konnte sich nicht entschei­dend entfalten.

Lewan­dow­ski, der im Halbfi­na­le gegen Al Ahly beide Münch­ner Tore erzielt hatte, konnte sich gegen die robus­te Abwehr der Mexika­ner mit dem Ex-Frank­fur­ter Carlos Salce­do auch nur selten in Szene setzen. An Pavards golde­nem Tor aber hatte Lewan­dow­ski den Haupt­an­teil. Coren­tin Tolis­so traf anschlie­ßend noch den Pfosten, der ebenso einge­wech­sel­te Douglas Costa vergab eine weite­re Großchan­ce zum 2:0.