BAD WALDSEE — Sie sind wahre Baumeis­ter, tierisch intel­li­gent, können die Hälfte ihres Körper­ge­wichts tragen, sind Klima- und Natur­schüt­zer und bringen Landwir­te fast zur Verzweif­lung: Biber. Um Proble­me zwischen Mensch und Biber möglichst erst gar nicht entste­hen zu lassen, gibt es im Landkreis das landes­wei­te Biber­ma­nage­ment und ehren­amt­li­che Biber­be­auf­trag­te. Einer davon und für den Bezirk Bad Waldsee und Berga­treu­te zustän­dig: Dr. Friede­mann Reiser, vielen Bad Waldse­ern sicher­lich auch aus dem örtli­chen Kranken­haus bekannt. Er wird dann einge­schal­ten, wenn Lösun­gen gesucht werden.

Mehr als 150 Jahre nach der Ausrot­tung des Bibers in unserer Region ist er wieder selbst­stän­dig zurück­ge­kehrt. An zahlrei­chen Flüssen und Bächen hat er sich Lebens­räu­me geschaf­fen und Aufmerk­sam­keit erregt – nicht immer ohne Konflik­te – auch in Bad Waldsee und den Ortschaften.

Die ersten „Exempla­re“ sind 2006 in Michel­win­na­den entdeckt worden. Damals habe ein Bürger berich­tet, er habe nachts ein seltsa­mes Tier beim Burgwei­her gesich­tet, berich­tet Ortsvor­ste­her Frieder Skowron­ski. Ein Biber­paar zog vermut­lich von der Riß zum Burgwei­her und baute neben der Burg Michel­win­na­den seine eigene Burg, eine Festung aus Gehölz und Steinen. An dieser Stelle störe der Biber­bau nicht, aller­dings sei es an anderen Stellen im Ortsge­biet schon „spannen­der“, wie der Ortsvor­ste­her verdeut­licht. Denn ein Biber­bau wird unter­ir­disch angelegt, leider auch unter Uferwe­gen und anderen Wegen. Das kann schon auch mal kritisch werden. Aus diesem Grund werden die Biber und deren Bauwer­ke genau­es­tens im Auge behal­ten und Bauhof­mit­ar­bei­ter füllen abgesack­te Wegstel­len mit Füllma­te­ria­len laufend auf. Mittler­wei­le haben die Biber ihr Revier vergrö­ßert und auch in den anderen Ortschaf­ten, im Ried und auch im Stadt­ge­biet neue Famili­en gegrün­det. Die jungen Biber ziehen mit etwa zwei Jahren von ihrer „Geburts­burg“ aus und müssen sich dann ein eigenes Revier suchen. Da mittler­wei­le auch schon fast alle in Frage kommen­den Revie­re besetzt sind, gibt es viele Revier­kämp­fe, die meist einer der Kontra­hen­ten mit dem Leben bezahlt. Hört sich hart an, ist aber eine natür­li­che Regulie­rung der Biber­zahl, erklärt Dr. Friede­mann Reiser. Er geht davon aus, dass eine „unnatür­li­che“ Entnah­me der Biber auch aus diesem Grund gar nicht mehr nötig sein wird, falls dies mal zur Diskus­si­on stünde.

Die meisten Konflik­te entste­hen dort, wo Mensch und Biber densel­ben schma­len Uferstrei­fen nutzen. Insbe­son­de­re bei kleine­ren Bächen gestal­tet der Biber, ähnlich wie der Mensch, die Umgebung nach seinen Bedürf­nis­sen. Hierdurch kann es durch Vernäs­sung von Flächen, Fällung von Bäumen und so weiter zu Konflik­ten mit den sonsti­gen Landnut­zern kommen. Hier setzt das landes­wei­te Biber­ma­nage­ment an, um den Konflik­ten mit den Landnut­zern, dem Hochwas­ser­schutz oder natur­schutz­fach­li­chen Zielkon­flik­ten mit maßge­schnei­der­ten Lösun­gen zu begeg­nen. Das Biber­ma­nage­ment bietet ein Netzwerk aus Ansprech­part­nern, die bei Proble­men mit dem Biber weiter­hel­fen. Im Landkreis Ravens­burg sind darüber hinaus ehren­amt­li­che Biber­be­ra­ter/-innen tätig, die vor Ort unterstützen.
Hinweis

Der Biber ist inter­na­tio­nal und natio­nal streng geschützt, sowohl durch die Flora-Fauna-Habitat-Richt­li­nie, als auch durch das Bundes­na­tur­schutz­ge­setz. Es ist somit verbo­ten, Bibern nachzu­stel­len, sie zu fangen, zu verlet­zen, zu töten, sie erheb­lich zu stören oder ihre Wohnstät­ten zu beschä­di­gen oder erheb­lich zu beeinträchtigen.