TURIN (dpa) — Emanu­el Buchmann geht nach dem Auftakt­zeit­fah­ren mit einem Rückstand in den Giro d’Ita­lia. Der Kletter­spe­zia­list verliert fast eine Minute auf Weltmeis­ter Filip­po Ganna — und auch im Vergleich zu seinen Rivalen in der Gesamt­wer­tung ist er im Hintertreffen.

Auf den gut gefüll­ten Straßen von Turin ist Emanu­el Buchmann fast schon erwar­tungs­ge­mäß mit einem Handi­cap in den 104. Giro d’Ita­lia gestartet.

Der Hoffnungs­trä­ger auf die erste deutsche Podiums­plat­zie­rung in der Geschich­te der Rundfahrt verlor im Auftakt­zeit­fah­ren über 8,6 Kilome­ter insge­samt 55 Sekun­den auf den italie­ni­schen Tages­sie­ger und Weltmeis­ter Filip­po Ganna und beleg­te damit nur den 104. Platz. Auch im Vergleich zu seinen Rivalen im Gesamt­klas­se­ment verlor Buchmann einige Sekun­den, die er nun in den Bergen wettma­chen muss.

Der Rückstand kam nicht überra­schend, denn der 59 Kilogramm leich­te Kletter­spe­zia­list ist alles andere als ein guter Zeitfah­rer. Aus diesem Grund verzich­tet Buchmann auch auf einen Start bei der weniger berglas­ti­gen Tour de France im Sommer. Der Sekun­den­ver­lust schmerzt trotz­dem: So waren das belgi­sche Wunder­kind Remco Evene­p­oel (0:19 Minuten zurück), Simon Yates (Großbritannien/0:38), Ex-Tour-Champi­on Egan Bernal (Kolumbien/0:39) und Altmeis­ter Vincen­zo Nibali (Italien/0:41) allesamt schneller.

Buchmann, der 2019 bei der Tour de France Gesamt­vier­ter war, will bei der Itali­en-Rundfahrt als erster Deutscher auf das Podest. Das Profil kommt dem Kletter­spe­zia­lis­ten entge­gen. Mehr als 47.000 Höhen­me­ter sind auf der 3479,9 Kilome­ter langen Route von Turin nach Mailand zurückzulegen.

«Ich weiß, dass ich es drauf habe, auf das Podium zu fahren. Und wenn man das kann, ist der Sieg meistens nicht weit weg», sagte der Ravens­bur­ger vor dem Start. Buchmann fühlt sich bereit für den großen Coup: «Ich bin auf den Punkt fit. Wir sind genau da, wo wir zum Start des Giro sein wollten.» Die Form sei ähnlich gut, wenn nicht sogar besser als bei der Tour de France vor zwei Jahren. Damals war Buchmann auf Platz vier gefahren.

Punkten muss der Kapitän des deutschen Bora-hansg­ro­he-Teams aber in den Bergen. Im Zeitfah­ren war er chancen­los. Ganna, der im Vorjahr schon alle drei Zeitfah­ren beim Giro gewon­nen hatte, siegte mit zehn Sekun­den Vorsprung auf seinen Lands­mann Edoar­do Affini und 13 Sekun­den vor dem Norwe­ger Tobias Voss. «Ich bin glück­lich, dass ich wieder da bin. Ich habe mir gesagt: 100 Prozent Vollgas», meinte Ganna.

Beacht­lich war auch der Auftritt von Evene­p­oel, der fast neun Monate nach seinem Becken­bruch bei der Lombar­dei-Rundfahrt sein Comeback gab und gleich auf Platz sieben raste. Direkt dahin­ter wurde Max Walscheid als bester von insge­samt acht deutschen Radpro­fis mit ebenfalls 19 Sekun­den Rückstand Achter.

Beim Giro vollzieht der Radsport auch ein Stück weit die Rückkehr zur Norma­li­tät. Zuschau­er waren in Turin an der Strecke zugelas­sen, wenn auch mit Maske und Abstand. In Itali­en hatte es zuletzt bereits Locke­run­gen gegeben, wenngleich die Inzidenz­wer­te auf dem Niveau von Deutsch­land liegen.

Am Sonntag könnten erstmal die Sprin­ter zum Zug kommen. Das zweite Teilstück über 179 Kilome­ter von Stupi­ni­gi nach Novara führt über flaches Terrain.

Von Stefan Tabel­ing, dpa