Zwei Spiele, sechs Punkte — Titel­ver­tei­di­ger FC Bayern ist in der Champi­ons League auf Achtel­fi­nal­kurs. Lokomo­ti­ve Moskau hätte die Münch­ner Sieges­se­rie in Europa jedoch beina­he gestoppt.

Am Flugha­fen warte­te bereits der Sonder­flie­ger, der den Tross des FC Bayern mit drei weite­ren Champi­ons-League-Punkten im Gepäck noch in der Nacht aus Russland zurück nach München bringen sollte. Der Bayern-Express war zuvor bei Lokomo­ti­ve Moskau zu einem 2:1 (1:0) getuckert.

«Die Mannschaft hat 2020 heraus­ra­gen­de Leistun­gen gebracht. Heute war es mal ein Arbeits­sieg. Es zeigt aber die Moral der Mannschaft, dass sie trotz­dem noch die Quali­tät hatte, das 2:1 zu machen», sagte Trainer Hansi Flick in der Pressekonferenz.

Die Gewin­ner-Quali­tät verkör­per­te am Diens­tag­abend wieder mal Junior­chef Kimmich. Der Natio­nal­spie­ler sorgte mit einem technisch anspruchs­vol­len Volley­schuss für das Siegtor in der 79. Minute und stell­te für den Titel­ver­tei­di­ger die Weichen Richtung Achtel­fi­na­le. «Es war ein Arbeits­sieg. Wir nehmen den so mit, auch wenn wir wissen, dass wir nicht brilliert haben», sagte Kimmich bei DAZN.

Vor 8196 Zuschau­ern, die trotz hoher Corona-Zahlen in Moskau in der RŽD-Arena dabei sein durften, schien die Münch­ner Sieges­se­rie in Europas Königs­klas­se beina­he zu reißen. Beim 13. Erfolg nachein­an­der traf Natio­nal­spie­ler Leon Goretz­ka in der 13. Minute mit dem Kopf.

Doch die lautstark unter­stütz­ten Gastge­ber belohn­ten sich für ihre Gegen­wehr und einen hohen läufe­ri­schen und kämpfe­ri­schen Aufwand mit dem Ausgleichs­tor von Anton Mirant­schuk (70.). «Immer kann man das nicht vertei­di­gen», sagte Natio­nal­tor­hü­ter Manuel Neuer nachsich­tig. Seine Vorder­leu­te leiste­ten sich einige Nachläs­sig­kei­ten. Moskau konnte diese aber nur einmal bestra­fen und verpass­te so nach dem 2:2 im Auftakt­spiel bei Red Bull Salzburg den zweiten Punktgewinn.

«Der Sieg war verdient, auch wenn er nicht ganz so klar war, wie wir uns das vorge­nom­men hatten», meinte Flick. Auch für Kapitän Neuer zählte aber vor allem das Resul­tat. «Wir sind zufrie­den. Wir mussten viel tun für die drei Punkte», resümier­te der 34-Jährige.

Flick setzte wieder auf jene Elf, die zum Auftakt beim 4:0 gegen Atléti­co Madrid aufge­trumpft hatte. Thomas Müller wich wieder auf den rechten Flügel aus. Und der Franzo­se Coren­tin Tolis­so agier­te dafür zentral im offen­si­ven Mittel­feld. Der Weltmeis­ter, der 2017 für die damali­ge Münch­ner Rekord­ab­lö­se von 41,5 Millio­nen Euro von Olympi­que Lyon gekom­men war, wird zuneh­mend wertvoll für den Triple-Champion.

Tolis­so beweg­te gerade in der ersten Hälfte viel und öffne­te das Spiel mit guten Diago­nal­bäl­len — wie beim 1:0. Er schlug den Ball aus dem Zentrum auf den rechten Flügel. Benja­min Pavard flank­te volley in den Straf­raum, wo Goretz­ka den Ball ins kurze Eck köpfte.

Eine Kopie dieses Spiel­zugs hätte fast das 2:0 einge­bracht. Aber die komplett franzö­si­sche Varian­te über Tolis­so und Pavard endete mit einem Pfosten­schuss von Kings­ley Coman (25.). Die Bayern-Abwehr ließ dem Gegner oft zu viel Raum. Fedor Smolow hatte schon in der dritten Minute eine Großchan­ce, köpfte den Ball aber Neuer in die Arme.

Bei der ersten von vier Auswärts­par­tien nachein­an­der behielt Flick auch die Belas­tungs­ver­tei­lung im Blick. Der 55-Jähri­ge brach­te zur Pause den aus der Corona-Isola­ti­on zurück­ge­kehr­ten Serge Gnabry sowie Javi Martí­nez für Thomas Müller und Torschüt­ze Goretzka.

Die Bayern ließen diesmal die Effek­ti­vi­tät im Abschluss vermis­sen. «Wir müssen das Spiel früher entschei­den», hader­te Kimmich. Er selbst vergab aus kurzer Entfer­nung auf Vorar­beit von Gnabry (56.). «Das war schon peinlich, dass ich den nicht gemacht habe», meinte der späte­re Match­win­ner. Coman zielte nach Doppel­pass mit Kimmich etwas zu hoch (69.). Das rächte sich: Angrei­fer Zé Luis bedien­te nach einem Flanken­lauf Mirant­schuk, der im Zentrum Neuer überwin­den konnte.

Es sprach aber für die Bayern, dass sie zurück­schla­gen konnten. Ein Zuspiel von Martí­nez nahm Kimmich im Zentrum an, drehte sich und traf aus 20 Metern wunder­bar flach und präzi­se in die lange Ecke.