WANGEN — Das ist eine echte Wucht: rund 500 Ostereier, kunstvoll gestaltet, sind ab Freitag, 1. April 2022, im neuen OsterEierMuseum in der Wangener Museumslandschaft zu sehen. Oberbürgermeister Michael Lang dankte bei der Eröffnung allen, die im Lauf der 40-jährigen Geschichte des Ostereiermarktes zur Entstehung des neuen Museums beigetragen haben.
Das kleine, sehr feine Museum oberhalb des Pulverturmcafés, zeigt auf rund 37 Quadratmetern eine große Auswahl aus der faszinierenden Sammlung der Stadt Wangen im Allgäu. Die Sammlung wurde in der inzwischen über 40-jährigen Geschichte des Wangener Ostereier-Künstlermarkts zusammengetragen.
Initiiert wurde der Ostereiermarkt durch Mitglieder der Leistungsgemeinschaft Handel und Gewerbe. Federführend in den Anfängen waren Karl Ferdinand Kiesel und Dietmar Schiele gemeinsam mit Otto Kranz. Über sie kam auch Julieta Strobel zur Organisation des Marktes. Gemeinsam mit ihrem Mann Bernd hatte sie in Wangen die Buchhandlung Ritter und war leicht für die kunstvollen Eier und deren Schöpfer zu begeistern. Unterstützung fand sie bei Andrea Engel, die 30 Jahre lang österliche Keramik auf dem Markt verkaufte.
Über 20 Jahre ist Julieta Strobel nun schon die Ansprechpartnerin für alle, die Kunst am Osterei herstellen. Ihr kritisches Auge sorgt dafür, dass nur ausgewählte Stücke in den Räumen des historischen Rathauses zu sehen sind. Die Stadt unterstützte die Organisatoren von Beginn an. Zunächst in der Bücherei im Kornhaus, öffnete Alt-OB Dr. Jörg Leist dem immer größer werdenden Markt die Rathaustüren. 20 Jahre hat lang hat er den Aufbau des Ostereiermarktes begleitet. Seit 20 Jahren tut dies nun OB Michael Lang. Alt-OB Leist gehörte selber 2001 zu den Ausstellern der Kunst am Ei. Einige seiner Werke sind auch im neuen Museum zu bewundern.
Die Künstlerinnen und Künstler durften ihre wunderschönen Eier immer kostenlos ausstellen, wurden aber seit 20 Jahren um ein Ei als Ersatz für eine Standgebühr gebeten. Sie wanderten in Schachteln und ruhten das Jahr über in stillen Winkeln unter dem Rathausdach. Alle wurden in der Zeit um den Ostereiermarkt hervorgeholt und von Julieta Strobel in tagelanger Arbeit liebevoll im Rathaus in Vitrinen platziert. Dabei wurde oft bedauert, dass diese Schmuckstücke nicht häufiger und länger zu sehen sind.
So entstand die Idee des OsterEierMuseums. Möglich wurde die Einrichtung, nachdem die Eselmühle und angrenzende Räume geräumt und deren Inhalt großenteils ins neue Museumsdepot nach Primisweiler gebracht worden waren. Das Gestaltungskonzept entwickelte Museumsmitarbeiterin Irina Leist.
Der Raum gleicht einem Wohnzimmer mit Tischgarnitur und Sofa und ist bestimmt durch österliches Rot und frühlingshaftes Grün. Anders als sonst oft in Museen darf man sich dort auch gemütlich niederlassen und die Atmosphäre des Raumes genießen. Grüne Schränke umrahmen anthrazitfarbene Vitrinen, in denen es vor allem kunstvolle Ostereier, aber auch Hasen aus Keramik, Karten und anderes zu entdecken gibt. Ein „sprechender Brunnen“ erzählt von Bräuchen rund um Ostern. Er steht vor einem großen Foto der Schmiedstraße und wirkt fast so, als würde er in der Straße stehen. Gemälde, die zwischen den Schätzen im Museumsdepot lagerten, zeigen den christlichen Ursprung des Osterbrauchs: der auferstandene Christus. Eines stammt von Johann Baptist Sauter, einem Künstler, der bisher nur durch seine Wangener Schützenscheiben bekannt war.
Besucherinnen und Besucher des Ostereiermarkts im Rathaus kennen das Karussell aus einem Straußenei. Im OsterEierMuseum kann es jetzt dank einer Mechanik von Bertram Schmid bewegt werden, der im Museum die mechanischen Musikinstrumente betreut.
Abgerundet werden die Schätze durch Hohlformen für Schokoladenhasen. Sie sind Leihgaben des Stadtmuseums in Gerlingen.
Ein echter Augenschmaus und Hinweis auf das, was das OsterEierMuseum zeigt, sind die wunderschönen Osterpalmen auf dem Balkon. Sie wurden von Renate Natterer, Angelika Prokop und Martina Klesse-Schmitz gesteckt.
Gedacht ist auch und gerade an Kinder. Für sie gibt es Klappen in den frühlingsgrünen Schränken, unter denen sich Antworten auf Fragen des „Quiz für schlaue Hasen“ verstecken. Das Quiz gibt’s am Eingang des OsterEierMuseums samt Bleistift, damit dem Lösen der Fragen nichts im Wege stehen kann.
Öffnungszeiten: Das Museum ist geöffnet Dienstag bis Freitag 14 bis 17 Uhr, Samstag 11 bis 17 Uhr und Sonn- und Feiertage 14 bis 17 Uhr.
Hinweis: Die Stadt Wangen macht sich in der Vorosterzeit noch zusätzlich hübsch. Es lohnt sich zu bummeln, weil viele Brunnen in der Altstadt von Wangener Schulen dekoriert worden sind.