FRIEDRICHSHAFEN — Dejan Vincic wird eine weite­re Saison für den VfB Fried­richs­ha­fen ans Netz gehen. Der Kapitän hat seinen Vertrag vorzei­tig um ein Jahr verlän­gert und geht damit in seine dritte Spiel­zeit mit dem Club vom Boden­see. Viele Krite­ri­en gaben für diese Entschei­dung den Ausschlag, einige davon sind aber gar nicht unbedingt nur sport­li­cher Natur. Vincic fühlt sich inzwi­schen in Fried­richs­ha­fen zu Hause.

Kurz nachdem der letzte Ball im Pokal­fi­na­le gespielt war, schlug Dejan Vincic die Hände vors Gesicht. Der Kapitän stand ein wenig abseits. Er stütz­te sich auf den Oberschen­keln ab und spürte in diesem Moment den schmer­zen­den Rücken. Gleich­zei­tig rollten Vincic aber auch ein paar Tränen über die Wangen. „Beson­ders nachdem ich dieses Jahr auch viel verletzt war und wir als Club viele Schwie­rig­kei­ten hatten, weil es eben auch keine Spiel­hal­le in Fried­richs­ha­fen gibt, war das ein sehr emotio­na­ler Erfolg und ich war sehr stolz auf uns alle“, erklär­te er später. „Wir hatten den härtes­ten Weg ins Finale und mussten Düren, Berlin und im Finale Lüneburg schla­gen. Das hat mir sehr viel bedeutet.“ 

Emotio­nen sind für den Vizeeu­ro­pa­meis­ter sehr wichtig in seinem Sport. Deshalb hat er sich auch entschie­den, in eine dritte Saison mit den Häflern zu gehen. Er hatte Angebo­te aus dem Ausland, daraus macht der Zuspie­ler keinen Hehl. „Ich fühle mich hier wohl, es ist mein zweites Zuhau­se gewor­den. Es gab keinen Grund, den Club nach zwei Jahren zu verlas­sen“, sagt er und bezieht das auch auf seine Frau und die drei Kinder. „Meine Familie liebt es, hier zu sein. Und ich habe es auch nicht so weit bis nach Slowe­ni­en. Das ist eine unter­schätz­te Sache, denn diese Möglich­keit hatte ich selten in meiner Karrie­re. Ich würde es sogar Luxus nennen.“ 

Luxus ist es für ihn auch „mit Fried­richs­ha­fen zu jeder Zeit um einen Titel spielen zu können“. Auch die Zusam­men­ar­beit mit Cheftrai­ner Mark Lebedew, dass Lebedew vor kurzem slowe­ni­scher Natio­nal­trai­ner wurde, all das gefällt dem 35-Jähri­gen. „Mark ist ein toller Mensch und natür­lich auch ein toller Trainer“, sagt der Kapitän über seinen Chef und betont noch einmal die Reihen­fol­ge. Die beiden begeg­nen sich mit großem Respekt und halten viel vonein­an­der. Auch Geschäfts­füh­rer Thilo Späth-Wester­holt hebt die Führungs­qua­li­tä­ten des Slowe­nen heraus. „Dejan ist ein richti­ger Kapitän, auf und auch neben dem Feld“, so Späth-Wester­holt. „Es ist wichtig für uns, dass wir mit ihm weiter­ar­bei­ten und dass wir diesel­ben Ziele haben.“

Ein Ziel ist da in dieser Saison noch. Am kommen­den Samstag beginnt die Final­se­rie gegen die Berlin Recycling Volleys. Vincic und Co können Deutscher Meister werden. Schon vergan­ge­nes Jahr gab es diese Chance, doch Berlin holte sich unange­foch­ten den Titel. „Es ist jetzt eine andere Situa­ti­on, denn jedes Finale hat seine eigene Geschich­te“, weiß Vincic. Er bekommt große Augen, wenn er davon spricht, was ein Double für ihn bedeu­ten würde. „Das habe ich seit meiner Zeit als junger Spieler in Slowe­ni­en nicht mehr geschafft.“ Dass Berlin als Favorit in die „best-of-five“-Serie gehen wird, ist Vincic bewusst. „Wir haben aber im Pokal­halb­fi­na­le gezeigt, dass wir auf diesem Niveau mitspie­len können. Für uns ist es ein großer Erfolg, überhaupt im Finale zu stehen. Du spürst aber bei jedem einzel­nen Spieler, Trainer, Mitar­bei­ter in Fried­richs­ha­fen: wir wollen mehr.“