Ulm — Bauboom trifft auf Nachwuchs-Mangel: Zu Beginn des neuen Ausbil­dungs­jah­res sind viele Baufir­men im Landkreis Ravens­burg vergeb­lich auf der Suche nach Azubis. Darauf weist die Indus­trie­ge­werk­schaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) unter Berufung auf aktuel­le Zahlen der Arbeits­agen­tur hin.

Danach blieben im Juli 54 Prozent aller Ausbil­dungs­stel­len auf dem Bau unbesetzt. Von 168 ausge­schrie­be­nen Plätzen im Landkreis waren noch 90 zu verge­ben. Bereits im vergan­ge­nen Jahr waren zum selben Zeitpunkt 50 Prozent aller Ausbil­dungs­plät­ze im Bauhaupt­ge­wer­be unbesetzt.

Andre­as Harnack, Regio­nal­lei­ter der IG BAU Südwürt­tem­berg, spricht von einem „Alarm­si­gnal“. Wenn es den Firmen nicht gelin­ge, Schul­ab­gän­ger für die dringend gebrauch­te Arbeit als Maurer, Straßen­bau­er oder Bauge­rä­te­füh­rer zu finden, dann gerate das Funda­ment der ganzen Branche ins Wanken. „Aber nur wenn die Arbeits­be­din­gun­gen auf Baustel­len attrak­ti­ver werden, lässt sich das Nachwuchs-Problem lösen“, ist der Gewerk­schaf­ter überzeugt.

In der laufen­den Tarif­run­de fordert die IG BAU deshalb ein monat­li­ches Einkom­mens­plus von 100 Euro für alle Azubis. Außer­dem soll die lange, meist unbezahl­te Fahre­rei zur Baustel­le entschä­digt werden, um die Arbeit attrak­tiv zu halten – auch gegen­über anderen Branchen, in denen weit weniger gepen­delt wird. „Wer sich bei der Berufs­wahl für den Bau entschei­det, der muss auch Familie, Freizeit und Arbeit unter einen Hut bringen können. Aber das klappt für die meisten Berufs­ein­stei­ger nur sehr selten“, so Harnack. Diese Unzufrie­den­heit spiege­le sich auch in einer hohen Abbre­cher­quo­te wider. Laut aktuel­lem Ausbil­dungs- und Fachkräf­te­re­port der Sozial­kas­sen des Bauge­wer­bes (SOKA-BAU) bringt jeder dritte Azubi die Ausbil­dung nicht zu Ende.