LINDAU — 32 Jahre lang war Thomas Nuber in der Lindau­er Stadt­ver­wal­tung tätig. In dieser Zeit war er Abtei­lungs­lei­ter für öffent­li­che Sicher­heit und Ordnung, ab 2003 Amtslei­ter für das Amt Bürger­diens­te und Ordnungs­ver­wal­tung, bevor er dann 2014 die Leitung des Haupt- und Perso­nal­am­tes übernom­men hat. 

Den Staffel­stab hat er 2022 aus gesund­heit­li­chen Gründen an Haupt­amts­lei­te­rin Tanja Bohnert weiter­ge­ge­ben. Zuletzt war Thomas Nuber Rechnungs­prü­fer der Stadt Lindau. Nun geht er in Alters­teil­zeit. 32 Jahre sind eine lange Zeit und Grund genug, ihm zum Abschied noch ein paar Fragen zu stellen.

Lieber Thomas Nuber, können Sie sich an Ihren ersten Tag in der Stadt­ver­wal­tung erinnern?
Thomas Nuber (TN): Vor 44 Jahren habe ich als Staats­be­am­ter im Landrats­amt Neu-Ulm angefan­gen. Ich wurde dort vom Landrat begrüßt. An seine aufmun­tern­den Worte habe ich mich über die Jahre immer wieder erinnert. Als ich vor 32 Jahren zur Stadt Lindau kam, öffne­te ich in meinem Büro gleich ein Fenster. Eine Kolle­gin sagte: „Gut, dass mit Ihnen hier frischer Wind reinkommt!“.

Wie hat sich in Ihrer Wahrneh­mung die Verwal­tung seitdem verändert?
TN: Vieles ist unper­sön­li­cher und schnell­le­bi­ger und die Abwägun­gen sind komple­xer gewor­den. Heute sind bei Entschei­dun­gen viel mehr Inter­es­sen, aber auch Befind­lich­kei­ten zu berücksichtigen.

Welche Statio­nen haben Sie bei der Stadt Lindau durchlaufen?
TN: Ich war 32 Jahre immer in Führungs­ver­ant­wor­tung: als Leiter der Abtei­lung für öffent­li­che Sicher­heit und Ordnung, als Amtslei­ter des Bürger- und Ordnungs­am­tes, als Haupt­amts­lei­ter und zuletzt, nachdem ich krank wurde, als Leiter des Rechnungsprüfungsamtes.

Wenn wir jetzt zwei Monate weiter­spu­len: Was glauben Sie, was werden Sie aus dem Berufs­all­tag am meisten vermissen?
TN: Natür­lich die Kolle­gin­nen und Kolle­gen, denen ich hier begeg­net bin. In der Stadt­ver­wal­tung arbei­ten viele tolle, aufge­räum­te Menschen, die auch fachlich viel besser sind als ihr Ruf.

Was hat Ihnen beson­ders Freude gemacht und was sind die negati­ven Begleit­erschei­nun­gen Ihrer Arbeit?
TN: Wenn ein Problem gelöst wurde und die Betei­lig­ten damit zufrie­den waren, war das ein Erfolgs­ge­fühl. Das Abwägen und gedank­li­che Ringen um eine ausge­wo­ge­ne Lösung hat mir aller­dings einige „schlaf­lo­se Nächte“ gekostet.

Die Flücht­lings­kri­se, Corona, Fachkräf­te­man­gel: In Ihrer Zeit als Haupt­amts­lei­ter galt es, wichti­ge Entschei­dun­gen zu treffen, für die es kein Reißbrett gab. Wie kommt man da zu einer Entscheidungsfindung?
TN: Mein Sohn sagt immer: „Ruhe bewah­ren! – Sicher­heit ausstrah­len!“ Das trifft es schon. Ansons­ten: Abwägen, der Einschät­zung anderer gut zuhören und manch­mal ist eine 80-prozen­tig ausge­reif­te Entschei­dung besser als keine.

Was waren für Sie die bewegends­ten Momente?
TN: Beein­druckt haben mich die Vertre­ter der Weltre­li­gio­nen und Glaubens­grup­pen bei der Tagung Religi­ons for Peace in Lindau, die Hoffnung ausge­strahlt haben, dass fried­li­ches Neben­ein­an­der gelin­gen kann, auch wenn uns Despo­ten, Terro­ris­ten und ideolo­gisch Fehlge­lei­te­te immer wieder die Gewalt­frat­ze zeigen.

Bewegt haben mich immer die persön­li­chen Schick­sa­le, in die ich kurzzei­tig Einblick bekom­men habe.

Wir erleben derzeit einen großen Genera­tio­nen­um­bruch in der Beleg­schaft. Wie überall wird es auch für die Stadt Lindau immer schwie­ri­ger, junge Menschen für die Verwal­tung zu begeis­tern. Würden Sie noch einmal die gleiche Laufbahn einschlagen?
TN: Ich würde mich wieder für das Gemein­wohl und unsere liebens­wer­te Stadt engagie­ren wollen und mir wieder etwas suchen, bei dem ich eng mit Menschen arbei­te. Aber vielleicht etwas, bei dem der Erfolg der Anstren­gung sicht­ba­rer ist.

Würden Sie heute etwas anders machen?
TN: Ich würde mich heute mehr auf meine Verant­wor­tung als Führungs­kraft gegen­über den Mitar­bei­te­rin­nen und Mitar­bei­tern konzen­trie­ren. Achtsa­mer sein, bei dem was sie brauchen, um gesund zu bleiben.

32 Jahre lang sind Sie an fast jedem Arbeits­tag mit dem Fahrrad in die Verwal­tung gefah­ren. Gibt es schon ein Ersatzprogramm?
TN: Ich werde natür­lich auch privat weiter­hin radeln. Ich habe drei verschie­de­ne Fahrrad­ty­pen, die ich je nach Laune einsetze.
Es gibt noch so viel zu erleben! Ich bin gespannt, welche Statio­nen und Heraus­for­de­run­gen das Leben noch für mich bereit­hält. Und ich will alles – auch das Unerwar­te­te- im Vertrau­en auf Gottes Segen angehen.