Nachdem die Ulmer Münstergemeinde entschieden hatte, in ihrer Krippe keinen schwarzen König mehr aufzustellen, um einer Rassismusdebatte aus dem Weg zu gehen, schlagen die Wellen hoch. Zwar hat der württembergische Landesbischof der Münstergemeinde den Rücken gestärkt. «Der Weg, den man jetzt in Ulm versucht zu gehen, ist richtig», sagte Frank Otfried July am Mittwoch in Stuttgart der dpa.
In den sozialen Netzwerken dagegen halten viele User genau dieses Vorgehen für rassistisch: “Ist es nicht als rassistisch anzusehen, wenn wir “nicht rein europäisch” aussehende Menschen schlichtweg überall entfernen?”, schreibt eine Leserin.
Die Diözese Rottenburg-Stuttgart sieht die Frage differenziert, wie eine Sprecherin auf Wochenblatt-Anfrage mitteilt: “Was die Heiligen Drei Könige anbelangt, so treten diese in der Bibel nicht auf. Dort ist Rede von Magiern und Sterndeutern. Erst in der Volksfrömmigkeit des Mittelalters werden daraus die Heiligen Drei Könige. Aus der Dreizahl der Geschenke (Gold, Weihrauch und Myrrhe) wurde auf drei Magier geschlossen und man nahm an, dass nur Könige Königsgeschenke überreichen können.
Kaspar, Melchior und Balthasar repräsentieren dabei die damals bekannten Erteile Asien, Afrika und Europa; sowohl Kaspar als auch Melchior tauchen als dunkelhäutiger König in den Darstellungen auf. Der dunkelhäutige König steht für Afrika. Dahinter steht der Gedanke, dass Gott für alle Menschen Mensch geworden ist.
Insofern hat dieses Brauchtum keinen rassistischen Hintergrund und daher gibt es auch keine Empfehlung von Seiten der Diözese, auf den dunkelhäutigen König als Krippenfigur zu verzichten. Gleichwohl können wir die Situation und die Entscheidung in der Münstergemeinde in Ulm nachvollziehen. Die Darstellung des Melchiors ist dort durchaus problematisch und ein sensibler Umgang vor Ort auch von uns gewünscht.”
Da stellt sich die Frage nach der Darstellung der Heiligen Drei Könige durch die Sternsinger. Sollen die Kinder, wie traditionell üblich, mit schwarz gefärbten Gesichtern auf Tour gehen? Dazu die Diözese Rottenburg: “Das Kindermissionswerk empfiehlt, die Kinder nicht zu schminken. Auch das Kindermissionswerk weist darauf hin, dass der Brauch nichts mit dem rassistischen „Blackfacing“ zu tun hat. Gleichwohl geht die Gleichsetzung von Hautfarbe und Herkunft heute nicht mehr auf. Das Kindermissionswerk geht davon aus, dass der ursprüngliche Sinn der Tradition besser deutlich wird, wenn Kinder als Sternsinger so gehen, wie sie eben sind: vielfältig in ihrem Aussehen. Dieser Empfehlung schließen wir uns an.”