RAVENSBURG — Es ist ein strah­len­der Oster­sonn­tag gewesen, an dem Gerda Lydia und Kristi­an Rudi Piech­o­witz sich das Ja-Wort gegeben und den kirch­li­chen Segen empfan­gen haben. 60 Jahre später war wieder Kaiser­wet­ter zu Ostern. Voller Glück und im Kreise der Familie erneu­er­ten die beiden in der Weingar­te­ner Basili­ka ihren Treue­schwur. In der geschmack­voll einge­rich­te­ten Wohnung in der Ravens­bur­ger Weststadt berich­ten sie Heike Engel­hardt von ihrem Werde­gang und ihrem Glück. Die Stadt­rä­tin und SPD-Bundes­tags­ab­ge­ord­ne­te ist gekom­men, um die Glück­wün­sche des Minis­ter­prä­si­den­ten und des Ravens­bur­ger Oberbür­ger­meis­ters zur diaman­te­nen Hochzeit zu überbringen.

Geboren und aufge­wach­sen sind die Eheleu­te in Schle­si­en. Um dem Militär­dienst zu entge­hen, verpflich­te­te sich Kristi­an, jung verliebt, fünf Jahre unter Tage Maschi­nen zu warten. Im Bergbau, immer gebückt, aber in der Nähe seiner Liebs­ten. Die ersten Wochen nach der standes­amt­li­chen Trauung musste er freilich noch in seinem Eltern­haus verbrin­gen. Erst nach der kirch­li­chen Hochzeit war dem Paar vergönnt, einen eigenen Hausstand zu gründen. Dem Paar wurde bald Tochter Silvia geschenkt, später wurde Sohn Thomas geboren. Man arran­gier­te sich in der Dikta­tur, sprach Polnisch und war gezwun­gen, die eigene Identi­tät zu verleug­nen. Deutsch­land blieb der Sehnsuchts­ort, in den die Familie in den 1980-er Jahren schließ­lich gelang­te. Über Fried­land führte der Weg nach Oberschwa­ben. Hierher waren Angehö­ri­ge bereits nach dem Ende des Zweiten Weltkrie­ges gezogen.

Kristi­an Piech­o­witz fand Arbeit in Fried­richs­ha­fen, Gerda und Tochter Silvia Piech­o­witz machten sich selbst­stän­dig in Ravens­burg mit einem Frisör­sa­lon. Gerda Piech­o­witz schuf Arbeits- und Ausbil­dungs­plät­ze und ermög­lich­te so vielen jungen Menschen einen guten und soliden Start ins Berufs­le­ben. Mit ihrem Gespür für alles Schöne war sie ihren Mitar­bei­te­rin­nen stets ein Vorbild. Und dies war schließ­lich der Grund dafür, dass das Ehepaar den Zuschlag für ein Grund­stück in der Weststadt bekam. Hier präsen­tiert sich das strah­len­de Jubel­paar jetzt dem städti­schen Gast an der nachös­ter­lich-festlich gedeck­ten Kaffeetafel. 

Dankbar sind die Eheleu­te, dass es das Schick­sal so gut mit ihnen gemeint hat und sie in Ravens­burg ihren Platz finden konnten. Auch wenn der ehema­li­ge polni­sche Fußball­dritt­li­gist und oberschwä­bi­sche Tennis­crack zurzeit ortho­pä­disch einge­schränkt ist: Man verab­schie­det sich herzlich und nimmt sich zum Ziel, sich zur Eiser­nen Hochzeit in fünf Jahren auf dem Court zu ein paar ordent­li­chen Rückhandsli­ces zu treffen.