BERG – Im ersten Corona-Jahr haben sich viele Menschen den Wunsch nach einem Haustier erfüllt, da im Zuge von Homeof­fice mehr Zeit zur Verfü­gung steht und durch Ausgangs‑, Reise- und Kontakt­be­schrän­kun­gen die (Kuschel-) Kontakt­be­dürf­nis­se zuneh­men. Der Deutsche Tierschutz­bund hat vor kurzem veröf­fent­licht, dass Ende 2020 fast eine Milli­on mehr Haustie­re in Deutsch­land lebten als noch ein Jahr zuvor. Da Deutsch­lands Tierhei­me die gestie­ge­ne Nachfra­ge nicht ausrei­chend bedie­nen konnten und können, boomt der illega­le Tierhan­del – vielfach übers Inter­net. Die Zahl der entdeck­ten illega­len Tiertrans­por­te hat sich im vergan­ge­nen Jahr verdop­pelt. Die Dunkel­zif­fer liegt weit höher.

„Leider machen sich viele Menschen in ihrem Wunsch nach einem Fellknäu­el nur wenig Gedan­ken über die Herkunft der Welpen“, sagt Marti­na Schweit­zer, Vorsit­zen­de des Tierschutz­ver­eins Ravens­burg-Weingar­ten u. Umgebung e.V., und warnt mit Blick auf den illega­len Welpen­han­del zur Vorsicht. Die gewief­ten Händler wüssten sehr wohl, wie sie unange­neh­men Fragen auswei­chen können. Oftmals würden die Tiere für die Überga­be auch „prepa­riert“, damit Proble­me nicht gleich erkenn­bar sind. Das Leiden der „Vermeh­rerhun­de“, männlich wie weiblich, ist enorm. Sie leben meist in engen, drecki­gen Verschlä­gen und sind medizi­nisch unver­sorgt, da Medika­men­te Geld kosten und den Gewinn schmä­lern. „Die Tiere erleben Jahr für Jahr einen nie enden wollen­den Kreis­lauf zwischen Zwangs­be­sa­mung, Träch­tig­keit und Werfen. Der Tod ist vielfach eine Erlösung für sie“, so Marti­na Schweitzer.

Oft schon im Alter von vier bis sechs Wochen werden illega­le Welpen der Mutter entris­sen, norma­ler­wei­se sind Jungtie­re mindes­tens acht Wochen bei ihr. Auch auf den Trans­por­ten bleiben sie nicht selten unver­sorgt und werden mit falschen Papie­ren, ungeimpft und mit Krank­heits­er­re­gern aus ihrem Herkunfts­land befal­len, weiter­ge­reicht und verkauft. „Der neue Besit­zer hat dann schnell Tierarzt­kos­ten, und wenn es ganz schlimm kommt, muss das heiß ersehn­te Fellknäu­el einge­schlä­fert werden.“ Seien die Tierarzt­kos­ten zu hoch oder zeige das Tier zu einem späte­ren Zeitpunkt durch die frühe Trennung von seiner Mutter und andere trauma­ti­sche Erfah­run­gen beding­te Verhal­tens­auf­fäl­lig­kei­ten, werde das Tier nicht selten im Tierheim abgegeben.

„Die Anschaf­fung eines Haustie­res bedeu­tet Verant­wor­tung und muss zu jeder Zeit gut überlegt sein“, betont Marti­na Schweit­zer. Der Zeitauf­wand, die tägli­chen Kosten sowie zusätz­li­che Ausga­ben für regel­mä­ßi­ge Arztbe­su­che, Impfun­gen und im Krank­heits­fall unter Umstän­den OP-Kosten oder auch eventu­el­le Pensi­ons­kos­ten, falls eine Urlaubs­rei­se ansteht, sollten unbedingt vor der Anschaf­fung bedacht werden. Und natür­lich sollte man auch das Älter­wer­den eines Tieres im Blick haben: Je nach Rasse können Hunde zum Beispiel zwischen acht und 15 Jahre alt werden. 

Weite­re Infor­ma­tio­nen zu diesem Thema gibt es unter: www.tierheim-berg.de.