BIBERACH — Sie haben sich gesucht und gefun­den: Werner Christ und DRK-Thera­pie­hund Joko. Seit zwei Jahren besuchen Joko und seine Besit­ze­rin Lucia de Leeuw den 56-Jähri­gen mit geisti­ger Behin­de­rung zu Hause in Bella­mont. Die Thera­pie­hun­de-Teams des DRK-Kreis­ver­bands Biber­ach sind spezi­ell für solche Einsät­ze ausge­bil­det und sorgen mit ihren Besuchen für glück­li­che Momente. 

„Werner und Joko begrü­ßen sich jedes Mal aufs Neue mit einer so großen Freude und Herzlich­keit, als ob sie sich ein Leben lang kennen würden“, erzählt Lucia de Leeuw. „Joko fühlte sich bei Familie Christ von Anfang sehr wohl.“ Die Besuche, die im Schnitt einmal im Monat statt­fin­den, bestehen aus mehre­ren Spielen bezie­hungs­wei­se Übungen: Sie bringen nicht nur Spaß, sondern trainie­ren gleich­zei­tig die Feinmo­to­rik und das Gedächt­nis. In der Advents­zeit werden auch gerne Hunde­kek­se gebacken, weil Backen eine große Leiden­schaft von Werner Christ ist. Bei gutem Wetter geht der 56-Jähri­ge auch gerne mit Joko an der Leine raus an die frische Luft.
Für Werner Christ haben diese Besuche einen hohen Stellen­wert. Jedes Treffen hält er in Form eines Fotos in einem kleinen Fotoal­bum fest. „Werner ist anderen Menschen gegen­über sehr aufge­schlos­sen, die sich auf ihn einlas­sen“, sagt seine Schwes­ter Ingrid Miller. Sie erfuhr über die sozia­len Netzwer­ke, dass Lucia de Leeuw zum DRK-Thera­pie­hun­de­team gehört. Darauf­hin ergriff sie die Initia­ti­ve und melde­te ihren Bruder an: „Werner hat Hunde sehr gerne und freut sich schon Tage vorher auf Joko und Lucia.“ 

Joko zeigt bei den Besuchen eine ganz beson­de­re Gabe: Er stärkt mit seinem Verhal­ten die Selbst­wahr­neh­mung von Werner Christ auf eine Art und Weise, wie es Menschen oft unmög­lich ist. Joko gehorcht den Komman­dos des 56-Jähri­gen perfekt, selbst wenn sie fürs mensch­li­che Gehör schwer zu verste­hen sein sollten. „Joko lässt sich voll und ganz auf Werner ein und versteht sich mit ihm ohne große Worte“, schil­dert Lucia de Leeuw und fügt mit einem Schmun­zeln hinzu: „So gut hört er daheim nicht immer.“ 

Joko und Lucia de Leeuw sind seit drei Jahren Teil des DRK-Thera­pie­hun­de­pro­gramms. „Joko ist ein lebhaf­ter, inter­es­sier­ter und kontakt­freu­di­ger Famili­en­hund“, sagt sie über den zehn Jahre alten Bolon­ka Zwetna. Alle Tandems absol­vie­ren einen Lehrgang mit theore­ti­schen und prakti­schen Unter­richts­ein­hei­ten. Dadurch werden sie auf verschie­de­ne Situa­tio­nen in sozia­len Einrich­tun­gen oder bei Hausbe­su­chen optimal vorbe­rei­tet. Die Ausbil­dung endet mit der Abschluss­prü­fung „geprüf­ter Thera­pie­hund“. Regel­mä­ßi­ge Treffen ermög­li­chen über die Ausbil­dung hinaus einen Erfah­rungs­aus­tausch. Das Programm wird über Spenden finanziert. 

Solche Einsät­ze sind trotz des Spaßes auch fordernd für Tier und Mensch. Deshalb achtet Lucia de Leeuw darauf, dass es für Werner Christ und Joko nicht zu anstren­gend wird. Das gelingt zum Beispiel durch ein gemein­sa­mes Puzzle, bei dem Joko sich auf dem Schoß von Werner entspan­nen kann. „Nach einem Besuch habe ich ein sehr beglü­cken­des Gefühl“, sagt Lucia de Leeuw, die all das wie die anderen DRK-Thera­pie­hun­de­teams ehren­amt­lich macht. Und wie jedes andere Team haben auch sie ein abschlie­ßen­des Ritual: Beson­de­re Lecker­li, entspan­nen­de Schnüf­fel­run­de und gemein­sa­mes Kuscheln auf dem Sofa.