RAVENSBURG — Auch nach dem Umzug vom Heilig-Geist-Spital ins St. Elisa­be­then-Klini­kum im Juli 2023 sind die Geria­tri­schen Reha-Patien­tin­nen und ‑Patien­ten bei der Oberschwa­ben­kli­nik in den besten Händen. Der Bereich erfüll­te bei der Zerti­fi­zie­rung alle Anfor­de­run­gen des Bundes­ver­bands Geria­trie und erhielt das Qualitätssiegel.

Geprüft wurden die infra­struk­tu­rel­le und diagnos­ti­sche Ausstat­tung, die Quali­fi­zie­rung des multi­pro­fes­sio­nel­len Teams der Geria­trie, Perso­nal­pla­nung und ‑entwick­lung, das Rehabi­li­ta­ti­ons­kon­zept und die Leistungs­er­brin­gung, etwa die anfor­de­rungs­spe­zi­fi­schen Verfah­ren im Aufnahme‑, Behand­lungs- und Entlas­sungs­pro­zess in der medizi­ni­schen Versor­gung der Patien­ten sowie die Dokumen­ta­ti­on und Teilnah­me an der geria­trie­spe­zi­fi­schen Qualitätssicherung.

Chefarzt Prof. Dr. Dietmar Bengel, der seit 19 Jahren die Klinik für Neuro­lo­gie am EK leitet und seit 16 Jahren die Geria­trie, sieht sich in der Arbeit seines Teams ein halbes Jahr nach dem Umzug bestä­tigt. „Die Geria­tri­sche Rehabi­li­ta­ti­on schließt sich zumeist an einen Aufent­halt in der Akutkli­nik an“, erläu­tert der Chefarzt. „Sie soll die Patien­ten wieder fit machen für ein Alltags­le­ben in möglichst großer Selbstän­dig­keit. In der Geria­trie geht es um das Wieder­erlan­gen der Alltags­funk­ti­ons­fä­hig­keit, das bedeu­tet: Gehfä­hig­keit, Mobili­tät, Selbstän­dig­keit im Bereich der Nahrungs­auf­nah­me, Körper­pfle­ge, bei den Toilet­ten­gän­gen. Ältere Menschen brauchen länger, um wieder fit zu werden. Wir setzen hier am EK alle Hebel in Bewegung, dass uns das bestmög­lich gelingt, so, wie wir es auch über Jahrzehn­te am Heilig-Geist-Spital gemacht haben. Der Alters­schnitt unserer Patien­ten liegt bei 84,5 Jahren, 82 Prozent von ihnen können wieder in die häusli­che Versor­gung integriert werden“, sagt Prof. Bengel. „Die Zerti­fi­zie­rung beweist: Unsere Quali­tät ist unabhän­gig von unserem Stand­ort. Der Umzug war exzel­lent vorbe­rei­tet und hat ohne Zwischen­fäl­le geklappt, es gab keine Unter­bre­chun­gen in der Versor­gung und der Thera­pie der Patienten.“

Der größte Unter­schied für die Patien­ten sei die besse­re Unter­brin­gungs­qua­li­tät und der höhere Zimmer­stan­dard. „Natür­lich hatte das Heilig-Geist-Spital mit seinem Garten und dem Café seinen Charme, es ist ein histo­ri­sches Gebäu­de“, sagt Prof. Bengel. „Aber im St. Elisa­be­then-Kranken­haus haben wir nun auf unserer exklu­si­ven Reha-Stati­on, der A31, nicht nur größe­re, komfor­ta­ble, hochmo­der­ne Doppel­zim­mer mit indivi­du­el­lem Bad – im HGS waren die Nasszel­len zum Teil noch auf dem Flur. Wir haben auch ein sehr gut funktio­nie­ren­des WLAN, das war im HGS technisch schwie­rig. Dieses Thema ist nicht zu unter­schät­zen, denn auch für ältere Menschen ist digita­le Kommu­ni­ka­ti­on inzwi­schen eine zwingen­de Voraus­set­zung im Alltag und ein großes Bedürf­nis, die Ansprü­che sind hier zurecht gestiegen.“

Viele der bis zu 38 Patien­ten auf der Geria­trie-Stati­on, zwischen 75 und 100 Jahre alt, seien geistig und intel­lek­tu­ell noch in einer extrem guten Verfas­sung“, sagt der Chefarzt: „Ein 99-Jähri­ger, der zur Zeit bei uns ist, erstaunt mich in dieser Hinsicht immer wieder. Auch er, auch Neunzig­jäh­ri­ge, wollen ihre Tablets benut­zen und digital kommu­ni­zie­ren, vielleicht sogar noch mehr als andere — mit ihren Kindern und Enkeln, die häufig weit entfernt wohnen, oder mit Freun­den, denen ein direk­ter Besuch oft aufgrund körper­li­cher Beein­träch­ti­gun­gen schwer­fällt. Wie wichtig solche Video­te­le­fo­na­te sind, hat man nicht zuletzt während der Corona-Pande­mie gesehen, als diese der einzi­ge Ersatz waren für die fehlen­den und damals leider nicht mögli­chen direk­ten Kontakte.“

Die medizi­ni­schen und pflege­ri­schen Standards in der Thera­pie werden stets angepasst und verbes­sert. Bei Infek­tio­nen gibt es wie schon während der Corona-Pande­mie, die man laut Prof. Bengel durch zahlrei­che Schutz­maß­nah­men erfolg­reich überstan­den habe, die Möglich­keit, auf Einbett­zim­mer auszuweichen.

Die Thera­pie­ar­ten sind vielfäl­tig, je nach Grund des Geria­trie-Aufent­halt. Etwa 40 Prozent der Patien­ten, die aufgrund von Stürzen und hüftge­lenks­na­hen Fraktu­ren im EK unfall­chir­ur­gisch operiert werden, erhal­ten auf der A31 die entspre­chen­de Thera­pie, die ihnen hilft, verlo­ren gegan­ge­ne Fähig­kei­ten wieder­zu­er­lan­gen — hier vor allem, die Musku­la­tur wieder­auf­zu­bau­en. Etwa ein Viertel der Patien­ten kommt mit Schlag­an­fäl­len in die Reha mit unter­schied­lich ausge­präg­ter klini­scher Sympto­ma­tik, ein Drittel verteilt sich auf andere Fachge­bie­te: darun­ter sind Krebs­pa­ti­en­ten und auch Patien­ten mit Organ­er­kran­kun­gen im Bauch­raum mit guter Rehaprognose.

„Das inter­dis­zi­pli­nä­re Team am EK spielt eine wichti­ge Rolle für den Reha-Prozess“, sagt Chris­to­pher de Silva, der als Leitung Pflege- und Prozess­ma­nage­ment seit Jahren die Mitar­bei­ten­den der geria­tri­schen Rehabi­li­ta­ti­on betreut. „Unser Team besteht aus erfah­re­nen Ärzten, Pflege­fach­per­so­nen und ‑exper­ten, Physio­the­ra­peu­ten, Ergothe­ra­peu­ten, Logopä­den, Sozial­ar­bei­tern, Diabe­tes- und Ernäh­rungs­be­ra­tern sowie Seelsor­gern. Alle haben spezi­el­le Fort- und Weiter­qua­li­fi­zie­run­gen durch­lau­fen und stehen den Patien­ten im Rehapro­zess zur Seite. Konti­nu­ier­li­che Abspra­chen im Team sowie mit den Patien­ten und Angehö­ri­gen leisten einen wichti­gen Beitrag.“

Das Fazit von Chefarzt Prof. Bengel sieht positiv aus, die neue Geria­trie in Ravens­burg ist angekom­men und kommt an, extern wie intern: „Fast alle unserer Mitar­bei­ter sind mit uns vom HGS ans EK umgezo­gen, ob im pflege­risch-thera­peu­ti­schen oder im ärztli­chen Bereich“, sagt er. „Wir haben eine große Konti­nui­tät und Konstanz in unserem Team, das spricht für die Abteilung.“