Waren die Bio-Hähnchen wirklich Bio-Hähnchen? Zwei Schlach­te­rei­en, die Oberschwä­bi­sche Geflü­gel GmbH in Ertin­gen im Kreis Biber­ach und eine aus Bayern, stehen unter Betrugs­ver­dacht. Sie selbst sehen die Sache jedoch anders als die Staatsanwälte.

Zwei Geflü­gel­schlacht­be­trie­be, einer aus dem bayri­schen Landkreis Rottal-Inn und  die Oberschwä­bi­sche Geflü­gel GmbH in Ertin­gen im Kreis Biber­ach, stehen im Verdacht, jahre­lang falsche Bio-Hähnchen in den Handel gebracht zu haben. Die Lands­hu­ter Staats­an­walt­schaft hat deswe­gen bei einer großen Razzia in den beiden Bundes­län­dern sowie auch in Hessen, Nordrhein-Westfa­len und Nieder­sach­sen Unter­la­gen sichergestellt.Die beiden Betrie­be wiesen die Vorwür­fe «vollum­fäng­lich und mit Nachdruck» zurück. Die Quali­tät der Produk­te sei zerti­fi­ziert und werde ständig überprüft. «Die Quali­tät unserer Produk­te ist sicher­ge­stellt. Gerade vor diesem Hinter­grund, werden wir alles dafür tun, dass wir die Vorwür­fe gemein­sam mit der Staats­an­walt­schaft zeitnah vollum­fäng­lich aufar­bei­ten und aus der Welt räumen», heißt es in der Stellungnahme.

Es werde gegen sechs Perso­nen, vier Männer und zwei Frauen, wegen des Verdachts des gewerbs­mä­ßi­gen Betrugs und von Verstö­ßen gegen das Lebens­mit­tel­recht ermit­telt, sagte der Sprecher der Lands­hu­ter Staats­an­walt­schaft, Alexan­der Ecker, am Donners­tag. Es hande­le sich um die Unter­neh­mens­ver­ant­wort­li­chen. Die beiden Betrie­be sollen mitein­an­der in geschäft­li­chen Verbin­dun­gen stehen. Der eine sitzt im nieder­baye­ri­schen Landkreis Rottal-Inn.

Die Staats­an­walt­schaft hatte Mitte dieses Jahres eine anony­me Anzei­ge erhal­ten und darauf­hin Unter­su­chun­gen begon­nen. Es gebe den Verdacht, dass die Beschul­dig­ten seit Anfang 2018 konven­tio­nel­les Hähnchen­fleisch und Hähnchen insbe­son­de­re zu «Geprüf­te Quali­tät Bayern‑, Bio‑, und Natur­land-Ware» umdekla­riert haben, um mit den Gütesie­geln höhere Preise zu erzie­len. «Weiter besteht der Verdacht, dass aufge­tau­te Hähnchen fälsch­li­cher­wei­se als Frisch­wa­re etiket­tiert veräu­ßert worden sein sollen», erläu­ter­te Oberstaats­an­walt Ecker.

Außer den zwei Schlacht­hö­fen wurden am Mittwoch auch Räume von Geschäfts­part­nern durch­sucht, insge­samt waren 150 Einsatz­kräf­te an 24 Orten im Einsatz. Insbe­son­de­re Buchhal­tungs­un­ter­la­gen und Liefer­schei­ne wurden beschlag­nahmt. Die Auswer­tung werde nun einige Zeit in Anspruch nehmen, sagte Ecker. Bei der Kripo in Passau wurde dafür eine Ermitt­lungs­grup­pe gebildet.