BAD WALDSEE — Das Jahr 2020 war ein Rekord­jahr für die Reise­mo­bil­bran­che. Im ersten vollstän­di­gen Kalen­der­jahr seit der Übernah­me der Erwin Hymer Group durch THOR Indus­tries vor genau zwei Jahren sind so viele Freizeit­fahr­zeu­ge in Europa verkauft worden wie nie zuvor. Der Zuwachs kommt zum großen Teil von den Camper Vans. Während vor allem in Deutsch­land die Verkaufs­re­kor­de nicht abrei­ßen, kommen die Projek­te zur Einbin­dung in THORIn­dus­tries pande­mie­be­dingt langsa­mer in Fahrt als ursprüng­lich vorgesehen. 

Wenngleich das erste volle Kalen­der­jahr im Verbund von THOR Indus­tries für die Erwin Hymer Group zum Rekord­jahr avancier­te, hat die Pande­mie den Integra­ti­ons­pro­zess verzö­gert. Denn auch in den USA blickt die Reise­mo­bil­bran­che auf ein erfolg­rei­ches Jahr 2020 zurück. THOR Indus­tries CEO Bob Martin: „Die Bewäl­ti­gung der Lockdowns und die Aufrecht­erhal­tung von Liefer­ket­ten hat alle Kapazi­tä­ten in unseren Unter­neh­men beansprucht, so dass größe­re gemein­sa­me Projek­te Corona-bedingt zurück­ge­stellt wurden.“ Zudem waren Reisen zwischen den USA und Deutsch­land seit März 2020 praktisch nicht mehr möglich. Notwen­di­ge Prozes­se für Teile des börsen­no­tier­ten Unter­neh­mens wurden jedoch entspre­chend hoch priori­siert. So hat die EHG ihr inter­nes Control­ling auf SOX1-Compli­ance umgestellt. 

Mit viel Autono­mie durch die Pandemie 

Zwei Jahre nach der Übernah­me durch THOR Indus­tries zieht auch Martin Brandt, Vorstands­vor­sit­zen­der der Erwin Hymer Group, ein positi­ves Fazit: „Die Art, wie wir bisher durch die Pande­mie gekom­men sind, zeigt, dass THOR Indus­tries und die Erwin Hymer Group aus demsel­ben Holz geschnitzt sind. In beiden Unter­neh­men lässt eine schlank aufge­stell­te Holding den Marken viel Raum zur Entfal­tung und Umset­zung eigener Ideen. Damit tragen wir den unter­schied­li­chen Gegeben­hei­ten in den jewei­li­gen Märkten Rechnung, wo der Lockdown zum Teil sehr unter­schied­lich gehand­habt wurde.“ 

Janusz Eichen­dorff, Konzern­be­triebs­rats­vor­sit­zen­der der Erwin Hymer Group, schließt sich der Einschät­zung an: „Die im Zuge der Übernah­me von unter­schied­li­chen Seiten geäußer­ten Befürch­tun­gen haben sich nicht bewahr­hei­tet. Nach zwei Jahren mit THOR Indus­tries ist die Erwin Hymer Group stärker als je zuvor und hat sogar ihren Mitar­bei­ter­be­stand deutlich aufge­stockt. Die Entschei­dung zuguns­ten von THOR war goldrich­tig, sie haben sich als idealer Partner erwiesen.“

Nach der Pande­mie: Fokus­sie­rung auf Zukunftsthemen 

Für die Zeit nach der Pande­mie erwar­tet die Erwin Hymer Group, dass Syner­gien aus der Übernah­me durch THOR Indus­tries stärker spürbar werden. So hat THOR mit Josef Hjelma­ker ein neues Mitglied in den Vorstand berufen, das ausschließ­lich für Innova­tio­nen zustän­dig ist. Bob Martin: „Zukunfts­the­men wie das autono­me Fahren, alter­na­ti­ve Antrie­be und das vernetz­te Reisen sollen global erarbei­tet und auf beiden Seiten des Atlan­tiks umgesetzt werden. Außer­dem arbei­ten wir weiter an Syner­gien im Einkauf sowie in der Produktentwicklung.“ 

Auch größe­re Projek­te wie die Einfüh­rung europäi­scher Model­le auf dem US-Markt oder die Vermark­tung der legen­dä­ren Airst­ream-Wohnwa­gen in Europa mussten pande­mie­be­dingt zurück­ge­stellt werden. Martin Brandt: „Für die Umset­zung komple­xer Projek­te in Arbeits­grup­pen oder Workshops sind zwischen­mensch­li­cher Kontakt und die Überwin­dung der Zeitun­ter­schie­de notwen­dig. Das ist erst möglich, wenn wir wieder reisen können. Wir sind überzeugt, dass wir bestens dafür aufge­stellt sind, um den aktuel­len Boom unserer Branche fortzu­füh­ren und Carava­ning in eine nachhal­ti­ge und vernetz­te Zukunft zu führen.“ 

Europa­wei­tes Rekord­jahr mit Camper Vans als Booster für den Boom 

Im ersten vollstän­di­gen Kalen­der­jahr nach der Übernah­me durch THOR Indus­tries profi­tier­te die Erwin Hymer Group davon, dass Freizeit­fahr­zeu­ge 2020 in Westeu­ro­pa voll im Trend lagen. Mit rund 230.000 Fahrzeu­gen konnte das sehr gute Ergeb­nis des Gesamt­mark­tes von 2019 noch einmal um 10,8 Prozent übertrof­fen werden. Während die Zulas­sun­gen für Caravans leicht rückläu­fig waren, sorgten Wohnmo­bi­le und Camper Vans für den Boom. Die motori­sier­ten Freizeit­fahr­zeu­ge konnten ihre Verkäu­fe europa­weit um rund 20 Prozent steigern. 

Noch eindrucks­vol­ler sind die Ergeb­nis­se für das Segment der Camper Vans: Fast 65.000 Kunden – und damit gut 45 Prozent mehr als im Vorjahr – entschie­den sich 2020 für ein Fahrzeug dieser Katego­rie. Martin Brandt: „Kompak­te Fahrzeu­ge liegen immer mehr im Trend. Ihre Eignung für den sponta­nen Trip am Wochen­en­de ebenso wie für den Jahres­ur­laub kombi­nie­ren immer mehr Menschen mit einer Nutzung im automo­bi­len Alltag.“ Jeder dritte Kunde eines Camper Vans wählt inzwi­schen ein Urban Vehic­le. Für diese Fahrzeu­ge mit etwa fünf Metern Länge und zwei Metern Höhe stellen sogar Tiefga­ra­gen kein Problem dar. 2019 hatte die EHG eigens für dieses Segment ihre neue Marke Crosscamp gegründet. 

Zuwachs vor allem in Deutschland 

Beson­ders eindrucks­voll zeigte sich der Boom für Freizeit­fahr­zeu­ge in Deutsch­land. Die Zulas­sun­gen stiegen insge­samt um 32,5 Prozent auf rund 107.000 Einhei­ten. Hierzu­lan­de zeigte sich der Trend zu den Camper Vans noch deutli­cher als im europäi­schen Gesamt­markt. Deren Zuwachs betrug gegen­über dem Vorjahr sogar 64 Prozent, was über 37.000 Fahrzeu­gen entspricht. Eine noch besse­re Perfor­mance zeigten die Urban Vehic­les, die ihre Verkäu­fe fast verdop­peln konnten und mittler­wei­le fast ein Drittel aller in Deutsch­land neu zugelas­se­nen Camper Vans stellen.